Frag Joanna! „Warum kann ich beim Sex nur kommen, wenn ich mich anfasse?“

Birds do it, bees do it, even educated fleas do it… Wir Menschen machen es auch, denn mal ehrlich, wir sind alle sexuelle Wesen. Wir können gar nicht anders. Blöderweise kommt uns aber manchmal die von Cole Porter beschriebene Leichtigkeit abhanden, wenn wir mit nackten Tatsachen konfrontiert sind. Plötzlich sind da Unsicherheiten, Untiefen, Situationen; Dinge sind nicht mehr taghell oder nachtschwarz. Oft bewegen wir uns in den grauen, schattigen Zwischenräumen. Und dann? Für Dr. Sommer sind wir zu alt, unsere Freunde wissen auch nicht alles und manches wollen wir sie lieber nicht fragen. Pornos beantworten einige Fragen, können aber auch neue aufwerfen. 

Geht’s dir auch so, ab und an? Wir haben uns Sexualpädagogin Joanna Stein ins Team geholt. Von nun an wird sie in ihrer Serie eure Fragen rund um die schönste Sache der Welt beantworten. 

Die Frage: „Ich bin eine 28-jährige Hetero-Frau. Ich bin ziemlich zufrieden mit meinem Sexleben. Seit einigen Monaten habe ich einen neuen Freund, wir sind total glücklich und auch im Bett läuft es eigentlich gut. Letzte Woche hat mein Freund allerdings gefragt, warum ich beim Sex nicht kommen kann, ohne dass mein Kitzler berührt wird. Ich habe da noch nie groß drüber nachgedacht, und es hat mir bisher auch nichts ausgemacht, aber ich glaube, ich kann keine vaginalen Orgasmen haben. Ist das normal?“

Die Antwort: Der vaginale Orgasmus und die allseits bekannte Glaubensfrage nach dem ominösen G-Punkt: Dieses Thema treibt viele Frauen um. Nicht zuletzt weil einem an allen Ecken und Enden suggeriert wird, dass man als Frau ebenso leicht wie ein Mann beim alten Rein-Raus-Spiel einfach so kommen können sollte. Ohne extra Hand anzulegen. Und ja, es gibt Frauen, die da noch nie drüber nachdenken mussten, weil es einfach passiert… und passiert… und passiert. Die meisten Mädels zählen sich aber nicht zu diesem exklusiven Club. Wenn ’normal sein‘ also in diesem Fall die Zugehörigkeit zu einer Mehrheit bedeutet, dann lautet die Antwort auf deine Frage: Ja.

Eigentlich sollte es egal sein, denn bei beiden Formen passiert im Körper so ziemlich das gleiche. Gebärmutter und Vagina ziehen sich rhythmisch zusammen, und wenn man im Blut nachsehen würde, dann würde man eine erhöhte Ausschüttung des Hormons Prolaktin feststellen. Dennoch unterscheiden sich beide Arten des Orgasmus für viele Frauen im subjektiven Empfinden ganz elementar. Und manchmal will man vielleicht auch einfach beide Hände für etwas anderes frei haben.

 

Glück und Übung

 

Mit ein bisschen Glück und Übung kannst aber auch du den vaginalen Orgasmus hinkriegen. Nehmen wir mal an, der G-Punkt existiert. Dann findest du ihn ca. vier bis fünf Zentimeter auf der zum Bauch zeigenden Seite deiner Vagina. Das Areal hat in etwa einen Durchmesser von ein bis zwei Zentimetern. Geh ihn doch einfach mal suchen und nimm ein bisschen Gleitgel mit. Wenn die Vaginalhaut zu trocken ist, dann kann die Berührung an dieser Stelle ziemlich unangenehm sein. Manche Frauen empfinden bei Druck an dieser Stelle eine Art Harndrang, das kann, muss aber nicht unangenehm sein.

Vielleicht merkst du, wenn du ihn findest, dass du an dieser Stelle ein bisschen sensibler bist. Wenn du dich parallel dazu anfasst, wie du das normaler Weise tun würdest, dann stellst du vielleicht beim Orgasmus schon eine gefühlte Veränderung fest und weisst dann, wonach du gemeinsam mit deinem Freund suchen musst. Und wenn es dann wirklich um Sex geht? Da brauchst du eine Stimulierung, die nicht so weit reingeht. Das funktioniert gut, wenn du dich auf deinen Freund setzt. So kannst du die Tiefe des Eindringens und das Tempo selbst bestimmen. Oft funktioniert es ganz gut, wenn man die Eichel des Mannes mehr oder weniger auf Höhe des G-Punktes hält, und sich dabei nur wenig bewegt. Probiert aus, was für dich und euch passt. Bleibt dran, wenn es nicht beim ersten Mal klappt und erkundet einfach, was sich gut anfühlt.

Unterstützen kannst du das außerdem, indem du deinen Beckenboden zum Bespiel mit Pilates trainierst. So kannst du deine Vaginalmuskulatur manchmal bewusst einsetzen und dadurch zusätzlich die Intensität und den Druck auf den G-Punkt erhöhen. Und wenn’s gar nicht hinhaut, dann steck den Kopf nicht in den Sand, du weisst ja was bei dir funktioniert, dann bleibst du eben erstmal beim guten, altbewährten klitoralen Orgasmus.