
Junge Menschen und das Glücksspiel: Welche Altersgruppe spielt besonders viel?
Glücksspiel war früher etwas für verrauchte Hinterzimmer, zwielichtige Wettbüros und den guten alten Lottozettel am Kiosk. Heute läuft das anders. Die Spielhalle steckt längst in der Hosentasche, alles ist digital und mit wenigen Klicks erreichbar – klingt nach der jungen Generation.
Und tatsächlich: Besonders junge Erwachsene sind auffällig oft dabei – ob in Online-Casinos, bei Sportwetten oder durch scheinbar harmlose Mechaniken in Videospielen. Aber was macht diese Altersgruppe so empfänglich für den Nervenkitzel des Zufalls?
Welche Altersgruppe im Glücksspiel besonders aktiv ist
Zahlreiche Statistiken propagieren immer wieder: Junge Erwachsene sind überdurchschnittlich häufig im Glücksspiel unterwegs. Und warum ist das so? Die Theorie lautet: Weil alles, was Glücksspiel heute ausmacht, perfekt auf sie zugeschnitten ist!
Zum einen ist da die digitale Verfügbarkeit: Es braucht keinen Schritt über eine Türschwelle – das Smartphone reicht völlig. Anbieter überschütten neue Spieler mit Willkommensboni, Gratiswetten und scheinbar risikofreien Einstiegsangeboten. Und natürlich bleibt nichts dem Zufall überlassen: Das Design, die Animationen, die Soundeffekte – alles ist darauf ausgelegt, Spieler bei der Stange zu halten.
Dazu kommt die Faszination für schnelle Gewinne. Junge Erwachsene stehen finanziell oft zwischen den Stühlen: Noch keine großen Rücklagen, vielleicht noch mitten im Studium, aber schon etwas Geld auf dem Konto. Wer einmal die Verlockung spürt, mit wenigen Klicks aus zehn Euro vielleicht hundert zu machen, überlegt nicht lange.
Und dann sind da noch die sozialen Medien. Glücksspiel ist längst nicht mehr nur Privatsache. Auf Plattformen wie Kick wird es zelebriert – Streamer spielen in Echtzeit, der Chat fiebert mit und das große Geld wirkt plötzlich ganz nah. Der Gedanke liegt nahe: Wenn andere es schaffen, warum es nicht auch selbst versuchen?
Männer oder Frauen: Wer spielt mehr und warum gibt es Unterschiede?
Männer dominieren die Glücksspielszene. Das liegt nicht nur an biologischen Unterschieden, sondern auch an Sozialisation, Werbung und Spieltypen. Die Männer tendieren dazu, Wettbewerb zu suchen – besonders, wenn dabei ein Risiko im Spiel ist. Poker, Sportwetten oder Casino-Games mit strategischen Elementen sind für viele reizvoll. Es geht um den Adrenalinkick und um den Traum, den Zufall auf seine Seite zu ziehen.
Frauen hingegen setzen seltener auf hochriskante Glücksspiele. Ihre bevorzugten Spielformen liegen oft im Bereich von Lotterien oder Spielen mit sozialem Bezug. Während Männer ihre Einsätze oft steigern, wenn es nicht läuft, ist die Hemmschwelle bei Frauen höher, Geld nachzulegen.
Ein weiterer Faktor ist die Werbung. Sie ist in der Glücksspielbranche oft auf eine männliche Zielgruppe ausgerichtet: Luxusautos, Champagnerflaschen und vermeintlich smarte High Roller, die mit gezielten Wetten groß abräumen. Ein Bild, das für viele verlockend ist.
Apropos High Roller: Das Limit für Einzahlungen beim Online-Glücksspiel wird in Deutschland über das sogenannte LUGAS-System kontrolliert. Maximal 1.000 Euro pro Monat dürfen es sein. High Roller können das Limit sogar auf 10.000 Euro erhöhen – oder sie suchen sich einen Anbieter, der nicht an LUGAS angebunden ist.
Zwar müssen Casinos ohne LUGAS laut wette.de nicht automatisch unseriös sein. Allerdings sollte jedem bewusst sein, dass das Spielen ohne Limit nur für Menschen geeignet ist, die es sich leisten können, das eingesetzte Geld auch komplett zu verlieren. Hier muss gerade bei jungen Menschen gute Aufklärung erfolgen.
Lootboxen und Gamification sensibilisieren junge Menschen für Glücksspiel
Die ersten Berührungen mit Glücksspiel haben viele junge Menschen nicht in Casinos oder Wettbüros, sondern in Videospielen. Das Prinzip der Lootboxen funktioniert fast genauso wie ein Glücksspielautomat: Geld (oder Spielwährung) wird investiert, ein Button gedrückt und mit etwas Glück kommt eine wertvolle Belohnung heraus.
Psychologisch betrachtet ist das keine Kleinigkeit. Das Gehirn gewöhnt sich daran, dass ein Einsatz eine ungewisse, aber potenziell lohnende Belohnung bringt. Der kurze Moment der Spannung, das leuchtende Aufblitzen der Items – das triggert Dopaminausschüttungen, die langfristig genau die Mechanismen verstärken, die auch in klassischen Glücksspielen wirken.
Dazu kommt die sogenannte Gamification. Viele Glücksspielanbieter haben erkannt, dass spielerische Elemente Spieler langfristig binden. Fortschrittssysteme, tägliche Belohnungen oder Ranglisten sorgen dafür, dass das Erlebnis über den eigentlichen Geldeinsatz hinaus motiviert. Wer mit solchen Systemen aufgewachsen ist, findet sich darin schnell wieder.
Junge Menschen und ihre oft höhere Risikobereitschaft
Der menschliche Verstand ist ein faszinierendes Ding – besonders, wenn er noch in der Entwicklung steckt. Der präfrontale Kortex, also der Bereich des Gehirns, der für langfristige Planung und Impulskontrolle zuständig ist, reift erst in den späten Zwanzigern vollständig aus. Das bedeutet: Junge Erwachsene treffen Entscheidungen häufiger spontan, ohne alle Konsequenzen zu durchdenken.
Das erklärt, warum Glücksspiele, Wetten oder spekulative Investitionen für diese Altersgruppe so attraktiv sind. Der Gedanke, „alles auf eine Karte“ zu setzen, wirkt oft aufregender als langweilige, langfristige Planungen. Das zeigt sich auch am Finanzmarkt: Viele junge Menschen setzen auf Kryptowährungen oder riskante Aktien, weil der schnelle Gewinn reizvoller erscheint als nachhaltiges Sparen.
Hinzu kommt der soziale Faktor. Wer im Freundeskreis erlebt, dass alle Sportwetten abschließen oder im Online-Casino aktiv sind, fühlt sich schnell motiviert, mitzumachen. Und sobald der erste Gewinn kommt, entsteht das Gefühl, den Dreh rauszuhaben – auch wenn die Mathematik eine ganz andere Sprache spricht.
Junge Glücksspieler wissen manchmal nicht viel über Chancen und Risiken
Die Spielmechaniken sind durchdacht, die psychologischen Tricks perfekt optimiert – doch viele junge Spieler wissen nicht, worauf sie sich einlassen. Das ist einer der Hauptgründe, warum Aufklärung in diesem Bereich dringend notwendig ist.
Ein bekanntes Beispiel sind die sogenannten Near-Miss-Effekte. Wer am Spielautomaten oder in Online-Games fast gewinnt, hat das Gefühl, dem großen Erfolg ganz nah gewesen zu sein – und setzt erneut. Dieser Mechanismus ist kein Zufall, sondern psychologisch berechnete Manipulation.
Auch der Hausvorteil ist ein weit unterschätztes Thema. Viele glauben, mit der richtigen Strategie ließe sich das System überlisten. Dabei ist jeder Glücksspielanbieter so kalkuliert, dass am Ende immer das Casino gewinnt. Wer das früh versteht, kann sich viel Geld und Frust ersparen.
Fazit: Glücksspiel-Aufklärung für junge Menschen ist wichtig!
Junge Menschen greifen besonders häufig zu Glücksspielen, weil sie risikofreudiger sind, finanziell oft noch nicht gefestigt und durch digitale Angebote permanent in Versuchung geführt werden. Besonders Männer neigen dazu, sich in Sportwetten und Online-Casinos zu stürzen, während Frauen eher vorsichtiger agieren.
Lootboxen und Gamification haben das Angebot erweitert, sodass Glücksspiel oft schon viel früher beginnt als vielen bewusst ist. Die Kombination aus Impulsivität, sozialem Einfluss und cleveren Marketingstrategien setzt zu einem sehr frühen Zeitpunkt an.
Daher ist Prävention wichtig. Ob durch strengere Werberichtlinien, bessere Alterskontrollen oder Schulungen – je mehr junge Menschen über die Mechanismen hinter dem Glücksspiel wissen, desto besser können sie Entscheidungen treffen, die nicht allein vom Adrenalinkick geleitet sind.
Foto von Chris Liverani auf Unsplash