Teure Hobbys: Kein Geld für Klavier, Ballett und Poledance

Wer erinnert sich an herablassende Kommentare wie „Filme schauen ist doch kein Hobby“, wenn man in der Schule aufgefordert wurde, seine liebsten Freizeitbeschäftigungen anzugeben?

Anders als ein „richtiges Hobby“, das man selbstverständlich in einem Verein oder zumindest mit einem*einer konkreten Lehrer*in auszuüben hat, galten Zeitvertreibe wie Lesen, Serien schauen oder Musik hören als nicht besonders beeindruckend. Jeder kennt diese ganz bestimmte Art Kind aus der Schule: Montag war Ballett angesagt, Mittwoch Klavier und Freitag Tennis. Zugegeben, nicht alle unserer ehemaligen Mitschüler*innen waren derartige Extremfälle. Aber zumindest ein mehr oder weniger kostenintensives Hobby hatten die meisten wohl schon.

Hobbys sollten eine Quelle der Freude, des Wachstums und der persönlichen Entwicklung sein – dabei ist es völlig egal, woran genau man Freude findet, solange man den Luxus hat, selbstbestimmt zu handeln und sich frei für oder gegen bestimmte Hobbys zu entscheiden. Doch bereits in der Kindheit beginnt ein ungleicher Wettlauf, bei dem finanzielle Ressourcen darüber entscheiden, welche Leidenschaften zugänglich sind und welche nicht. Diese finanziellen Barrieren können Talente unterdrücken und den Zugang zu Sport, Kunst und Kultur einschränken. Es braucht einen kritischen Blick auf das System, das einige Hobbys zu einem teuren Privileg macht und somit soziale Ungleichheit bereits im Kindesalter verstärkt.

Nachteile im Erwachsenenalter

Kinder, die von klein auf keine Möglichkeit haben, teurere Hobbys zu verfolgen, können sich in ihrer kreativen Entfaltung und persönlichen Entwicklung beeinträchtigt fühlen. Die bereits im Kindesalter festgelegten finanziellen Grenzen könnten außerdem zu einer Hemmschwelle im späteren Leben führen: Viele Erwachsene scheuen sich, neue Hobbys anzugehen, da die Furcht vor Unzulänglichkeit aufgrund fehlender Erfahrung im Kindesalter besteht.

Wer mit 25 oder 35 Jahren (oder wann auch immer) Lust und das nötige Geld hat, die „Versäumnisse“ der Kindheit nachzuholen und beispielsweise Klavierunterricht zu nehmen, einen Kurs in Aquarellmalerei zu belegen oder Eiskunstlaufen zu lernen, wird sich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ein bisschen eingeschüchtert von dem Gedanken fühlen, dass es so viele Menschen gibt, deren Level man in der jeweiligen Disziplin ohnehin niemals erreichen wird – weil sie schon als Kinder angefangen haben. Die Angst vor einem vermeintlichen Rückstand kann dazu führen, dass einige Menschen gar nicht erst den Versuch wagen, sich in diese Leidenschaften zu vertiefen.