Minderheiten stark überrepräsentiert: Wer trägt Putins Krieg wirklich aus?
Papst Franziskus entschuldigt sich bei Russland für einen Kommentar zu vermeintlichen russischen Gräueltaten im Ukraine-Krieg: Ende November hatte das Kirchenoberhaupt in einem Interview noch gesagt, dass die Gräueltaten vielleicht nicht von jenen begangen worden seien, die der „russischen Tradition“ angehören, sondern vornehmlich von ethnischen Minderheiten.
Die Aussage des Papstes liest sich weniger als Kritik an Russland und dem vorwiegend christlichen russischen Volk, sondern vielmehr als Diffamierung andersgläubiger Bevölkerungsgruppen. Die vom Papst erwähnten Tschetschenen sind etwa mehrheitlich muslimisch geprägt und die Burjaten eine in Sibirien ansässige buddhistische Minderheit.
Putins Kämpfer
Diese Minderheiten sind aber auch in unverhältnismäßig großer Zahl Opfer von Putins Angriffskrieg: Das geht aus den vom ukrainischen Geheimdienst veröffentlichten Passdaten 1674 russischer Offiziere und Soldaten in Butscha hervor, die Auskunft über ihre Herkunft geben. Bei der Auswertung dieser Daten wird deutlich, dass die große Mehrheit der russischen Soldaten nicht in den großen, mehrheitlich russischstämmigen Städten angeworben wurde: Stattdessen sind es Burjaten, Tschetschenen, Dagestaner, Mordwinen, Tartaren und andere Minderheiten, die aus den abgelegensten Regionen des Landes stammen, die unverhältnismäßig oft an der Front kämpfen.
Auf diese Tatsache weisen nicht nur die von Geheimdiensten geleakten Informationen hin, sondern auch russische Quellen: Der Bürgermeister von Machatschkala, der Hauptstadt Dagestans, dokumentiert auf seinem Telegram-Kanal etwa alle Kondolenzbesuche bei den Eltern von im Krieg gefallenen Soldaten und auch der russischsprachige Dienst der BBC kommt zum Ergebnis, dass viele der auf russischer Seite getöteten Soldaten aus den entlegensten Provinzen des Landes stammen – besonders aus der autonomen Republik Burjatien und dem Nordkaukasus.