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Dumm oder provokant? Urban Outfitters verkauft Teppich im KZ-Look

Es gibt Dinge, die sind cool. Und es gibt Dinge, die sind uncool. Simpel genug. Es gibt also keinen Grund, dass diese Erkenntnis in Sachen provokative Mode noch nicht etabliert ist. Dazu ein kurzes Briefing: ungewaschene Haare? Können wir mit arbeiten. New Kids-Trainingsanzug? Immer her damit. Anspielung auf das Naziregime? Nein. Uncool. Niemals.

Das gilt auch, oder gerade für einen Ausstatter hipper Kids wie Urban Outfitters. Aktuell verkauft die Modekette einen weiß grau gestreiften Wandteppich mit einem umgekehrten pinken Dreieck darauf, das erschreckend stark an die Kleidungsvorschrift für homosexuelle, männliche Konzentrationslager-Insassen im zweiten Weltkrieg erinnert.

Völlig zurecht spricht sich jetzt die Anti-Defamation League (ADL) gegen das Top aus, wie TheDailyDot zusammenfasst: “Whether intentional or not, this gray and white stripped pattern and pink triangle combination is deeply offensive and should not be mainstreamed into popular culture. We urge Urban Outfitters to immediately remove the product eerily reminiscent of clothing forced upon the victims of the Holocaust from their stores and online.”

 

Das ist kein Einzelfall

 

Während der Wandteppich nach Angaben von TheDailyDot wohl wieder vom Markt genommen wurde, ist das nicht das erste Mal, dass Urban Outfitters mit einer völlig deplatzierten textilen Provokation auffährt. Schon 2012 brachte das Unternehmen ein gelbes T-Shirt mit blauem David-Stern heraus, das ebenfalls erschreckend stark an die Nazizeit erinnerte.

Im Jahr 2014 verkaufte Urban Outfitters ein Sweatshirt mit aufgedruckten Blutspritzern und dem Logo der Kent University, an der 1970 vier Studenten getötet wurden. Aber auch die britische Marke Boy London, die ihre Kleidung fröhlich mit dem Reichsadler schmückt und Kunden wie Rihanna beliefert, lässt sich in Sachen Provokation nicht lumpen. Dabei beschreibt das Label des isrealischen Gründers John Krivine seine Mode selbst als „the uniform of choice for every youth movement that has mattered“, wie die Huffington Post berichtet. Und sowieso sei das Federvieh ja gar kein Reichsadler, sondern ein römischer Adler. Whut!?

Was soll das? Wo bleibt der gesunde Menschenverstand? Provokation ist ja schön und gut, aber man sollte doch bitte wissen, wann Schluss ist. Dazu ein kleiner Hinweis: die Grenzen der Menschenwürde gehen oftmals einher mit den Grenzen der Coolness. Und was ist überhaupt mit den Trägern der Kleidung? Sprechen wir hier von mangelndem geschichtlichem Wissen? Nazis? Erklärungen bitte an uns – wir können es nämlich beim besten Willen nicht verstehen.

 

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Bildquellen: ADL (1), Screenshot Ebay über punditfromanotherplanet (2), Screenshot YouTube (3)