Frau streckt ihren Kopf aus einem fahrenden Auto

LiebesLeben: Zurück zum Alleinsein – die Einsamkeit nach einer Beziehung

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Auch wenn sie sich das niemals eingestehen würden, besteht der Hauptgrund, aus dem viele Menschen in Beziehungen verharren, die sie eigentlich nicht glücklich machen, darin, dass sie Angst davor haben, allein zu sein. Denn den wenigsten Menschen fällt es leicht, plötzlich wieder allein zu sein, nachdem sie es eine (kleine) Ewigkeit lang nicht mehr waren.

Dasselbe gilt sogar für viele Personen, die sich mit einem anderen Menschen in einem Zustand befinden, der eigentlich noch gar keine Beziehung ist, aber eventuell auf eine Beziehung hinauslaufen könnte, sprich: die Dating-Phase. Oft stellt man schon in dieser ersten Zeit, in der man jemanden kennenlernt, fest, dass es eigentlich nicht wirklich passt. Aber anstatt die Sache dann sofort zu beenden, lässt man sich häufig trotzdem noch ein bisschen darauf ein. Man kann ja schließlich nie wissen, was noch passiert, und wer weiß – vielleicht lag man mit seiner Einschätzung ja auch falsch und wird eines Besseren belehrt.

Worauf ich hinaus will: Manchmal versucht man, das geschönte Bild eines Menschen oder einer Beziehung aufrechtzuerhalten, um nicht wieder allein sein zu müssen. Denn selbst, wenn man jemanden nur zwei Monate lang gedatet hat, ist es irgendwie komisch, danach plötzlich niemanden mehr zu haben, mit dem man kuscheln kann, mit dem man schlafen kann, mit dem man einschlafen kann – es sei denn, man sucht sich direkt die nächste Person. Letzteres würde allerdings eher auf pathologisches Verhalten als auf einen gesunden Umgang mit den eigenen Gefühlen hindeuten.

Allein zu sein ist etwas, das wohl zu viele Menschen nie gelernt haben. Denn wir alle kommen zwar allein auf diese Welt – es sei denn natürlich, man hat einen Zwilling –, aber trotzdem gibt es Menschen, die sich um uns kümmern. Eltern, Geschwister, Großeltern, Tanten und Onkel, später dann Freund*innen. Es gibt nicht viele Menschen, die wirklich allein sind. Und ich glaube, wenn man in einem Umfeld aufwächst, das aus Familie und Freund*innen besteht, fühlt man sich auch selten allein – bis sich irgendwann die Definition von Alleinsein wandelt.