bellender hund

Kleine Dinge, große Kunst: Perspektivwechsel dank Diarahmen

Diese Kunstwerke spiegeln Alltagsgegenstände auf eine besondere Art und Weise wider. Denn bei der aktuellen Bilderserie von Bennos Dias, der gerade sein Studium in Textildesign abgeschlossen hat, handelt es sich um dekonstruierte Technikgeräte, die ihm in die Hände gefallen sind. Mit ZEITjUNG hat er über seine Werke in Diarahmen gesprochen.

Wie bist du darauf gekommen, Kunst in Diarahmen zu machen?
Ich denke es war auf dem Heimweg nach einer Open Air Party, der über den Flohmarkt führte, auf dem mir mein erster Diaprojektor in die Hände gefallen ist. Irgendwie hat in meinen Augen auf diesen Partys immer etwas Lichtgestaltung gefehlt. Nach und nach habe ich begonnen rum zu experimentieren, und langsam meine Nächte immer mehr dem Diarahmen gewidmet. Zu der Zeit habe ich noch meine Ausbildung zum Koch gemacht, und auch nach Bestehen der Prüfung habe ich weiter an meiner Kochkarriere geschraubt und geschnippelt. Das war alles ziemlich aufregend, deswegen habe ich in die Kunst erst gar nicht so viel Gewicht gelegt. Es war einfach ein Projekt, mit dem ich nach getaner Arbeit noch etwas von dem doch recht actiongeladenen Job runterkommen konnte.

Wie entstehen deine Bilder?
Die Bilder entstehen generell im Diarahmen, größtenteils in einem Außenmaß von 5cmx5cm. Was mich begeistert, ist, dass diese winzigen Bilder dann zumeist in 1000-2000facher Vergrößerung, je nach Linse des Projektors und Abstand zur Wand, betrachtet werden. Das Interessante dabei ist, dass bei Vergrößerung durch den Projektor keine Qualitätsverluste entstehen. Es werden keine Pixel sichtbar und es ist einfach immer wieder verblüffend Gegenstände vergrößert zu betrachten, und winzige malerische Gesten bekommen große Auswirkungen. Durch das Trocknen von Tinte entstehen beispielsweise Risse, die wie richtige Canyon-Landschaften aussehen, und Farbschichtungen bekommen eine Dreidimensionalität. In meiner Experiment-Welt gehe ich genau darauf ein. Es ist einfach ein sehr genauer Blick auf Dinge, die in der Natur zu finden sind, von welcher der Mensch in seinem Willen, sie zu verstehen, einzuordnen und zu nutzen, schon immer fasziniert war. Aus ihr leiten sich Proportionen ab, die wir als besonders harmonisch empfinden. Nehmen wir den goldenen Schnitt, welcher bekanntlich fast in jedem Gestaltungsprozess berücksichtigt wird, dieser findet sich in jedem Kristallwachstum und jeder Pflanzenverästelung.

Worum geht es dir in deiner aktuellen Bilderserie?

In der vorliegenden Serie gehe ich auf die Dinge ein, die uns heute umgeben. Der Blick schärft sich nicht zwangsläufig aufgrund dessen, was die Natur zu bieten hat. Es ist zudem das, was die Technik, die uns permanent umgibt, uns auftischt. Ich dekonstruiere Monitore, Kameras, Drucker, Soundsysteme oder Computer. All diese Geräte werden Dank einer fortschreitenden Technik, aus einer geplanten Obsoleszenz, permanent entsorgt. Und in den meisten Fällen werden solche Geräte unter fragwürdigen Bedingungen einem „Recycling“ zugeführt. Meine Arbeit besteht darin, genau zu beobachten und Dinge zu finden, die ich projizieren kann. Ich beobachte besonders gerne die Natur, aber mich faszinieren auch etliche andere Dinge. Es reizt mich in die Geräte hinein zu schauen, sie zu zerlegen und so evtl. etwas näher zu verstehen.

Willst du mit deinen Bildern etwas bestimmtes vermitteln? 

Manche Dinge bearbeite ich mit Scheren und Pinzetten um sie zu arrangieren, wie in diesem Fall zum Beispiel die „bellenden Hunde“. Diese stehen seit der griechischen Mythologie für das Anklagen der Ausbeutung der Natur. Ein Thema, das zwar verdammt alt ist, aber vermutlich immer eine gewisse Brisanz haben wird. Irgendwie versuche ich in meiner Arbeit die Schönheit der Natur und die der (menschengemachten) Technik in eine Balance zu bringen. Ich beobachte und zeige hiermit meine Erkenntnisse. Und ich hoffe, dass dadurch eine Aufmerksamkeit entsteht, die eine Reflektion des eigenen Handelns ermöglicht. In dich zu gehen, und wirklich versuchen zu verstehen, was der eigene Konsum auslöst und welche Stellschrauben wir drehen können, um ressourcenschonend und im Idealfall im Einklang mit der Natur und den Errungenschaften der Technik leben zu können.

Linse blau Pappelpoller

MückeSpuleKopfhörerIrisierendes GlasGlasZahnräderFlachband
Monitor 1
Schwarm
Screening
bellender hund
bellender hund 2
Druckerinnerei
TommahawkDrucker Zahlen

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Bildquelle: Bennos Dias