Tegernsee-Wallberg-Panorama

Langes Wochenende am Tegernsee: Unser Guide für den perfekten Kurztrip

Was haben die Menschen im bayerischen Oberland nur angestellt, um diese Region vor die Haustür gesetzt zu bekommen? Es ist kaum auszuhalten, wie schön die Landschaft hier vielerorts ist. Malerische Seen, Bergpanoramen, wunderschöne Natur. Als würde man in eine überzogene Filmkulisse springen. Und das nur etwa eine Auto- oder Zugstunde von München entfernt. So auch der Tegernsee. Kurz dem Alltag enthuschen, Urlaub spüren, auftanken. Mit dem Tegernseer Tal haben wir in München einen echten Wochenend-Cheat in Steinwurf-Distanz. Sei es für einen Ausflug an einem spontanen day off oder eben ein paar wenigen freien Tagen Stück.

Rund 354.000 Gästenankünfte registrierte man 2016. Von einem Geheimtipp kann man da natürlich nicht sprechen. Und dennoch ist es gerade die Mischung aus Ursprünglichkeit, Anbindung und komfortabler Infrastraktur, die den Tegernsee zur großartigen Kurztrip-Destination machen. Hierhin zog es auch uns an einem dieser noch warmen, aber schon wechselhaften Wochenenden im Spätsommer. Unser Guide für zwei perfekte Tage am Tegernsee.

Mizu Onsen Spa

Da auch wir nicht immer das Glück im Weekender eingepackt haben, regnete es natürlich am Anreisetag, wie aus Kübeln. Wir tauschten Regenjacke gegen Bademantel und chillten uns ins Mizu Onsen Spa in Rottach-Egern, einer der fünf Gemeinden rund um den Tegernsee. Das erst im Juli eröffnete Spa des Hotel Bachmair Weissach war der perfekte Rückzugsort bei dem Wetter. Es ist super nice geworden und entstand aus der Idee, die japanische Badekultur mit der regionalen Wasserwelt zu vereinen. Im dem dunkel gehaltenen Spa findet man neben einem Dampfraum, einer sehr großen Sauna mit Glasfront nach Außen, Eisbecken und Ruheräumen auch ein „Onsen“. Ein auf 42 Grad temperiertes japanisches Quellen-Becken.

Das Highlight des Außenbereichs ist der Naturpool. Vorbei am Solebecken liegt er prak­ti­scher­wei­se sprungbereit direkt vor der Mini-Außensauna. Gespeist wird der Pool durch den im Garten fließenden Bach und entspricht damit dessen aktueller Wassertemperatur. Ärgerlich, dass ich bei der Besichtigung schlecht zugehört hatte und statt der 14 Grad 18 verstanden hatte. Ein kreischender Aufschrei, den ich nicht näher schildern werde, erschütterte nach dem Auftauchen die umliegenden Hotelzimmer. Im Mizu Onsen Spa ist für fast alles gesorgt – man kann sich natürlich sehr gut massieren lassen oder einen Snack an der Bar zu sich nehmen, solange man etwas Kleingeld dabei hat. Wer bereit ist, sich mal so einen Tag zu gönnen, bekommt hier auf jeden Fall ein High-End-Spa-Erlebnis.

Tegernseer Bräustüberl

Ein Spa-Tag entspannt nicht nur die Seele, er macht vor allem brutal hungrig. Da uns weniger nach den Gourmet-Tempeln war, die es hier zu Genüge rund um den See gibt, sondern mehr nach ursprünglicher Küche, entschieden wir uns für den Klassiker. Das Tegernseer Bräustüberl, das seit über 330 Jahren mit seiner bayerischen Küche und selbstgebrautem Bier seine Gäste empfängt. Bei Backhendl, Haxn und einer Maß ließen wir es uns im alten Gemäuer des Bräustüberls gut gehen.

Landhaus Marinella

Asyl für die zwei Tage fanden wir im Landhaus Marinella. Ein sympathisches, familiär geführtes, kleines Hotel in Bad Wiessee mit elf individuell designten Zimmern. Es liegt in direkter Nähe zum See, unweit von einem Strandbad. Caroline Güldener und ihr Mann, den sie selbst liebevoll als ihren „Küchenchef“ vorstellt, schaffen in ihrem Hotel eine sehr entspannte Atmosphäre und leiten das Haus mit viel Umsicht und Empathie. Das merkten wir nicht zuletzt, als wir am nächsten Morgen auf der Terrasse einen gedeckten Geburtstagstisch für meine Freundin vorfanden, ohne dass wir auf den Anlass hingewiesen hatten. Allgemein bot uns das Frühstück ein kleines Schlaraffenland. Unser gemütliches Zimmer war angelehnt an eine Bootskajüte gestaltet worden. Vom Balkon blickte man über den Garten auf die umrahmenden Berge. Wenn wir nicht so viel vorgehabt hätten, hätten wir sicher auch im sehr schönen Garten auf den Liegestühlen abgehangen.

Wallbergbahn

Nach dem Frühstück ging es mit der Wallbergbahn auf den gleichnamigen Berg. Meter um Meter, den uns die Gondel am Seil mehr hinauf trug, spannte sich die schon irrwitzig schöne Szenerie des Tegernseer Tals unter uns auf. Es mag cheesy klingen, aber es ist tatsächlich so: Je höher man aus dem Tal aufsteigt, umso weiter lässt man auch gefühlt den Alltag hinter sich. Nach der Gipfelankunft gaben wir uns ganz dem Panorama hin. In etwa so müssen sich die Amis in ihren Disney-Kitsch-Fantasien Deutschland vorstellen. Wenn man mal vom Wallberg-Gipfel aus über den See hinweg geblickt hat, muss man es ihnen lassen. Ja, es gibt hier Ecken, da sieht es wirklich so aus.

Altes Wallberg-Haus

Gewandert wurde aber doch noch. Zumindest gute 20 Minuten. Ja, i know… Wir liefen rüber zum alten Wallberghaus. Hier waren wir mit Carla Eckhofer verabredet. Die junge Frau führt seit diesem Jahr das traditionsreiche Berggasthaus. Vom Tal aus erwandert man das Alte Wallberghaus in nur etwa zwei Stunden, um dann dort den coolen Ausblick zu genießen und sich zu stärken. Die bayerische Küche des Hauses ist schlichtweg der Wahnsinn. Wir gönnten uns Forelle und Brotzeitbrettl und vergaßen bei einem Tegernseer Hellen die Zeit auf der Sonnenterrasse. Aktuell wird das Haus renoviert. Im ersten Geschoss, zu dem wir ausnahmsweise Zutritt bekamen, werden gerade die neuen Zimmer gefertigt. Eine Nacht hier, auf diesem Berg, in diesem Ambiente… Mit Sonnenauf- und Untergängen… Wir werden wiederkommen, wenn die Zimmer fertig sind.

Marina Bootsverleih

Nun zog es uns aber an den See, besser gesagt auf den See. Wir hatten eine Einladung zum Marina Bootsverleih in Tegernsee bekommen. Ein Bootsverleih, der mehr einem Miniatur-Yachtclub an der Côte d’Azur gleicht. Hier leiht man sich nicht irgendwelche Tret- oder Elektro-Boote, hier bekommt man die Luxus-Klasse. Und wir, wir bekamen das Beste, das Schönste, den Ferrari unter den Elektro-Booten. Den Frauscher: 6 Meter Länge, 4.000 Watt, Edelholz, Liegefläche. Dayum! „Das ist das schönste Elektroboot des ganzen Tegernsees“, bestätigte der Betreiber. Und so schipperten wir in der Abendsonne über den See, chillten in der Sonne. Und wagten den Sprung ins 16 Grad kalte Wasser. Die Wasserqualität des Sees ist vor allem deshalb so gut, da private Motorboote hier nicht erlaubt sind, was noch einen sehr schönen Nebeneffekt hat: Die unglaubliche Ruhe auf dem See. Umrahmt vom Bergpanorama ließen wir in der Abendsonne unser Tegernsee-Wochenende auf dem Wasser ausklingen.