Liebeserklärung an: unsere Ex-Partner*innen

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Liebe Ex-Partner,

eure Position in unseren Leben ist nie ganz klar. Sie ist so ambivalent und flüchtig, wie manchmal knallhart präsent, voller Schmerz und Wut. Für manche Menschen seid ihr verhasste Zeugnisse alter Fehler und Unreife. Für manche seid ihr die besten und engsten Freunde geblieben. Für manche seid ihr Rebound-Sex oder der beste Sex überhaupt. Bei wieder anderen seid ihr einfach von der Bildfläche verschwunden. Und beim neuen Partner seid ihr dieser bedrohliche, schwer zu fassende Schatten der Vergangenheit, von dem wir befürchten, dass er immer noch hinter der nächsten Ecke lauert.

Aber egal ob wir es wollen oder nicht, wie nah oder fern ihr uns schon seid, ob das Ende gut war, oder dramatisch oder fast gleichgültig – ihr seid immer präsent und immer ein Teil unserer Geschichte. Denn von euch haben wir so viel gelernt. Über Liebe, über Kommunikation, Schmerz und Zurückweisung. Aber vor allem über uns selbst. Und dass wir es beim nächsten Mal unbedingt besser machen wollen.

 

Krisen sind eine Gratis-Weiterbildung

Als ich mich getrennt habe, wollte ich die gesamten vier gemeinsamen Jahre ausradieren. Ich bereute, meine ganze Studi-Zeit verschwendet zu haben. Ich weinte um jeden Moment. Doch der Schmerz und die Bitterkeit sind verflogen und ich erkenne, wie ich – wie wir alle – an unseren vergangenen Beziehungen wachsen können:
Vielleicht haben wir unsere Beziehungen an die Wand gekarrt. Vieles falsch gemacht, viele Spielchen gespielt und einander verletzt. Manchmal sogar extra. Ich zum Beispiel, wollte mich selbst aufgegeben, wollte in seinem Kopf leben, wollte die ganze Welt von ihm. Und er wollte auch, aber konnte nicht. Jetzt bin ich so froh, dass er nicht konnte. Denn ich will nie wieder so zu mir sein. Ich will nie wieder so eine Beziehung.

Was ich aber will, ist diese Liebe. Diese wunderbare Liebe, von der man sich wünscht, sie würde bis in alle Ewigkeit halten. Und mit dieser Trennung weiß ich: Diese Liebe, die lebt doch sowieso in mir. Diese Fähigkeit zu lieben, die habe ich in mir und die hat im Grunde gar nicht so viel mit meinem Ex-Freund zu tun. Ja, er hat sie zum Vorschein gebracht, mit ihm habe ich gelernt ihr Raum zu geben und sie auszudrücken, aber sie ist nicht an ihn gebunden. Dafür liebe ich ihn auch jetzt noch, aber vor allem mich selbst.

Meine beste Freundin studiert soziale Arbeit. Eine ihrer Dozentinnen hat in einem Kurs mal gesagt, dass jede persönliche Krise, jede Trennung eine gratis Weiterbildung sei. Finde ich viel cooler, als das vielzitierte: „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker“. Wahrscheinlich lernen wir uns mit jeder Trennung besser kennen, kommen uns selber mit jeder Krise näher. Ich weiß jetzt genau, was ich will von einer Beziehung. Ich weiß, wo meine Grenzen sind und wann ich die Notbremse ziehen muss. Unsere Exfreunde haben uns gratis weitergebildet. Und in meinem Fall bleibt eine ruhige, schöne Zuneigung, mit tollen Erinnerungen, ohne Aufregung wegen Schmetterlingen im Bauch oder Dauerstreit.

 

Auch wichtig: Liebe Ex-Partner von unseren Zukünftigen,

auch ihr habt an dieser Stelle eine kurze Liebeserklärung verdient. Natürlich, im ersten Moment werden wir euch doof finden, bedrohlich sogar, wie eben dieser unberechenbare Schatten der Vergangenheit. Wir werden wahrscheinlich erst in die Sicherheit reinwachsen müssen, dass ihr nicht mehr hinter der nächsten Ecke lauert. Aber dann – und wenn wir die Eifersucht geregelt bekommen – werden wir euch sehr dankbar sein. Dass ihr nämlich wie mein Ex mir, den euren ganz viel mit auf den Weg gegeben habt. Zum reflektieren, zum lernen, zum besser und anders machen.

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz