Vergangenheit Zukunft

Wieso die Vergangenheit nicht unsere Zukunft zerstören sollte

Es gibt diese Tage, an denen einfach alles perfekt ist, wertvolle Stunden, in denen wir nichts anderes empfinden als reines Glück. Solche Momente brennen sich für immer in unser Gedächtnis ein und machen uns ein Stück weit zu dem Menschen, der wir eigentlich sind.  Tagelang tauchen sie immer wieder in unserem Kopf auf,  diese Bilder, die ein warmes Kribbeln in unserer Bauchgegend auslösen. Wir können uns einfach nicht satt sehen, spulen immer wieder auf Anfang. Ja, in Nostalgie zu schwelgen ist schön. Doch es kann auch gefährlich sein. Wir beginnen, die Vergangenheit zu romantisieren und möchten diesen wundersamen Ort, an dem wir uns so frei und leicht gefühlt haben, am liebsten nie mehr verlassen. Doch das Gefühl der Schwerelosigkeit ist trügerisch. Denn irgendwann verlieren auch die schönsten Bilder ihren Zauber und wir schlagen hart auf dem bitteren Boden der Realität auf.

 

Wir müssen im Hier und Jetzt leben

 

Auch J.K. Rowling versuchte uns schon im ersten Band der Harry Potter Reihe zu vermitteln, dass es nichts bringt, in der Vergangenheit zu leben: Harry verbrachte zu viel Zeit vor dem Spiegel Nehergeb, jagte dabei jedoch einem längst vergangenen Wunschtraum hinterher und ließ wertvolle Lebenszeit einfach verstreichen.

Es ist falsch, zurückzublicken, denn dabei verlieren wir den Sinn für die Gegenwart. Das Hier und jetzt ist das Einzige, was zählt. Wenn wir das nicht einsehen, verpassen wir all die Möglichkeiten, die noch vor uns liegen. Dabei müssen wir sie ergreifen, um das Beste aus unserer Lebenszeit rauszuholen. Wenn wir uns nur auf zurückliegende, wundervolle Momente konzentrieren, sind wir wie blockiert für neue Ideen, Chancen, Gelegenheiten.

Hand aufs Herz: Was bedeutet es wirklich für dich, wenn du die Entscheidung triffst, dass der beste Teil deines Lebens bereits hinter dir liegt? Im schlimmsten Fall führst du ein Leben im Leerlauf. Du fühlst du dich einfach nur ausgelaugt, sinn- und machtlos. Des Lebens überdrüssig. Dabei ist kaum etwas so unberechenbar wie das Leben selbst.

 

Die Angst vor dem Leben fesselt uns

 

Und dafür hassen und lieben wir es. Wobei diejenigen, die am liebsten in der Vergangenheit leben, wohl eher zur ersten Kategorie  gehören. Sie halten geradezu krampfhaft an früheren Zeiten fest, weil sie beruhigend vertraut sind. Das Unbekannte macht ihnen Angst und diese Angst zwingt sie zum Stehenbleiben und verwandelt sie in lustlose, rückständige Charaktere. Das ist auch der Grund, warum wir uns an Beziehungen klammern, die eigentlich längst am Ende sind.

Wir können uns nicht damit abfinden, dass wir manchmal endlich nach vorne blicken und abschließen müssen. Das soll nicht heißen, dass wir Entscheidungen nicht auch mal reflektieren sollen. Und auch ein bisschen Wehmut tut mal ganz gut: Sie zeigt uns, was wirklich brauchen. Doch sobald die Gedanken an die Vergangenheit uns davon abhalten, zu den Menschen zu werden, die wir sein können, sollten wir sie abschalten. Ständiges Grübeln bremst uns nur aus; was passiert ist, ist passiert, da bringt es auch nichts, diese Situationen gedanklich und in allen möglichen Varianten immer und wieder durchzuspielen. Loslassen, nicht nur die schlechten, sondern auch die guten Momente. Wenn wir uns nicht von ihnen lösen, wird auch die Gegenwart von Schmerz geprägt sein. Egal ob verletzter Stolz, tiefe Traurigkeit oder Wehmut: Wir haben etwas Besseres verdient.

 

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Bildquelle: ana larazzy unter CC 0 Lizenz