Was kann man tun, wenn der*die Partner*in keine Bindung eingehen will? Bild: Pexels

LiebesLeben: Partner*in mit Bindungsangst – Ein Kampf, den du nicht gewinnen kannst

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Bindungsangst wird heutzutage oft als Ausrede für alles benutzt: Du musst unbedingt noch drei andere Frauen daten, während es da eigentlich gerade eine gibt, die du ernsthaft kennenlernst? Bindungsangst! Du kannst deinem Freund nicht sagen, dass du ihn liebst, obwohl du eigentlich weißt, dass du es tust? Bindungsangst! Ein Typ sendet dir ambivalente Signale und du kannst dir nie sicher sein, was er von dir will? Ach – der hat nur Bindungsangst!

Und ja – bei all diesen Fällen handelt es sich wahrscheinlich tatsächlich um Bindungsangst. Aber dass diese Diagnose von den Hobbypsycholog*innen unter uns geradezu inflationär gestellt wird, sorgt eventuell eher dafür, dass Bindungsangst eben nicht mehr ernstgenommen wird, weil sowieso jede*r Zweite davon betroffen zu sein scheint.  

Dabei ist das Thema ernst. Denn Menschen, die tatsächlich unter Bindungsangst leiden, sind in der Regel nicht wirklich beziehungsfähig. Vorab: Wenn ich mein persönliches Umfeld betrachte, habe ich den Eindruck, dass fast alle Menschen auf irgendeine Weise bindungsgestört sind. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man steht eher auf der Seite der Verlustängste oder auf der Seite der Bindungsängste. Wie bei so vielen anderen Phänomenen handelt es sich hier natürlich nicht um eine Ganz-oder-gar-nicht-Angelegenheit. Es ist nicht so, dass man entweder vollkommen oder überhaupt nicht von einer dieser Ängste betroffen ist. Vielmehr handelt es sich um eine Skala, auf der die eigene Bindungs- bzw. Verlustangst unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.

Interessant ist, dass Bindungsangst oft mit Verlustangst einhergeht. Das heißt, hinter der Angst, sich auf etwas Festes einzulassen und sich gewissermaßen abhängig von einer anderen Person zu machen, steckt eigentlich die Angst, diese Person letztendlich doch zu verlieren und wieder allein dazustehen – jetzt, wo man doch irgendwie abhängig von dieser Person ist. Dann lieber von vornherein überhaupt keine feste Bindung zulassen – oder sich sicherheitshalber wieder distanzieren, sobald es einmal ernst geworden ist.