Sahra Wagenknecht und die Linke: Der Zerfall einer Protestpartei

Die Gründe für den Absturz

Immer wieder kommt es zu internen Machtkämpfen zwischen dem populistischen Flügel rund um Sahra Wagenknecht und dem städtischen, progressiven Flügel. Innerhalb der Partei werden beide Seiten immer wieder in der Öffentlichkeit kritisiert. Unter anderem wurde bereits 2021 ein Ausschlussverfahren gegen Sahra Wagenknecht eingeleitet. Grund war ihr damals neu erschienenes Buch Die Selbstgerechten, das der Partei schweren Schaden zugefügt habe. Der Versuch scheiterte jedoch. In ihrem Buch wirft Sahra Wagenknecht der Partei vor, die Interessen der ehemaligen Wähler*innen zu vernachlässigen. Hinzu kommen Vorwürfe von sexuellen Übergriffen bei der hessischen Linken, die aktuellen Uneinigkeiten bei der Suche nach einer neuen Fraktionsführung und immer wieder das Drohen einer Spaltung.

Diese Ungewissheiten schrecken Wähler*innen ab. Lange war die Linke die Protestpartei in Deutschland, vor allem in Ostdeutschland. Doch auch dort gehört die Linke nach vereinzelten Regierungsbeteiligungen mittlerweile zu den Altparteien. Die neue Protestpartei im Osten ist die AfD. Die Linke galt nach der Wiedervereinigung als Vertreter der Ostdeutschen, Gregor Gysi verkörperte diese Mission besonders. Doch heute ist davon wenig übriggeblieben.

Die Linke gewann bei der vergangenen Bundestagswahl ihre drei Direktmandate in Berlin und Leipzig. Kein Wunder. Zwar ist die Linke in den meisten Großstädten weiterhin vertreten, doch auf dem Land sinkt der Zuspruch. Das zeigte sich auch bei der Landtagswahl in Hessen, in den Großstädten zählte die Linke sieben Prozent der Wähler*innen, auf dem Land aber lediglich zwei Prozent.