Noah Tinwa in Luden -Könige der Reeperbahn

„Luden – Könige der Reeperbahn“: Noah Tinwa im Interview

Noah Tinwa spielt in der Serie „Luden – Könige der Reeperbahn“ den transsexuellen Bernd Kühne. Über sechs Folgen hinweg taucht man in Hamburgs Kiez der verruchten 1980er-Jahre ab. Im Interview haben wir mit Noah über seine Rolle, Diskriminierung und die Zeit am Set gesprochen.

Der Zuhälter Bernd Kühne, der in „Luden – Könige der Reeperbahn“ von Noah Tinwa (21) verkörpert wird, ist Teil der sogenannten „Nutella-Bande“. Im späteren Verlauf der Serie wird die Geschichte des Zuhälters offenbart: Bernd ist trans*, lebt seine Identität als Linda allerdings nur versteckt aus. Im Interview mit ZEITjUNG erzählt der Darsteller Noah Tinwa von seiner Verantwortung gegenüber seiner Rolle.

Wie war das für dich als Schauspieler, eine transsexuelle Rolle zu spielen?

Noah: Ich habe schon mal eine schwule Rolle gespielt, aber ich habe noch nie eine transsexuelle Rolle gespielt. Das ist einfach was anderes und ich hatte einfach sehr viel Respekt davor, weil ich nicht wusste, ob ich das kann. Ich wollte das wirklich glaubhaft vermitteln, weil ich mir auch meiner Verantwortung bewusst bin, die ich dabei habe. Weil es eben in unserer Gesellschaft noch nicht so ist, dass Trans*-Menschen vollständig akzeptiert sind. 

Im Zuge der Vorbereitung auf deine Rolle hast du dich mit Transfrauen getroffen – Ist das eine gängige Vorgehensweise?

Noah: Es ist schon normal, dass man sich als Schauspieler vorbereitet, wenn man eine Rolle spielt. Es hängt immer davon ab, wie weit die Rolle von einem selbst entfernt ist. Die Rollenvorbereitung von Bernd habe ich anders aufbereitet, als wenn ich einen jugendlichen Straßengangster spiele. Weil ich davor, um ehrlich zu sein, auch nicht sonderlich informiert war, über Transsexualität im Generellen. Ich wusste nicht so viel und jetzt weiß ich viel mehr. Was auch wieder ein Vorteil ist an der Schauspielerei: Da spielt man eine Rolle und weiß danach viel mehr über ein Thema, was davor irgendwie gar nicht im Raum stand. 

Hast du dich mit Bernd und Linda unterschiedlich auseinandergesetzt?

Noah: Linda und Bernd sind ein Mensch. Aber der eine Teil bewegt sich innerhalb eines Käfigs, aus dem er keinen Weg hinaus sieht. Er kann nicht er selbst sein und dadurch ist er schüchtern, er ist verklemmt und hält sich im Hintergrund. Und der andere Teil, der ist aus dem Käfig raus und kann er selbst sein und ist dadurch extrovertiert, selbstsicher und kann sich von seiner echten Seite zeigen. Aber das Problem bei Bernd ist eher, dass er glaubt, dass niemand ihn akzeptieren würde, wenn er sich so zeigen würde, wie er sich fühlt. Deswegen reitet sich Bernd immer weiter in das Chaos hinein und akzeptiert immer mehr Sachen. 

Hat die Rolle auch was an deiner persönlichen Wahrnehmung im Hinblick auf Diskriminierungserfahrungen von Trans*-Menschen verändert?

Noah: Ja, definitiv. Also, auf jeden Fall. Ich meine, ich würde sagen, dass ich schon weiß, was Diskriminierung ist, mitunter natürlich auch wegen meiner Hautfarbe. Was mir die Transfrauen, mit denen ich mich unterhalten habe, erzählt haben, war aber schon was anderes, was ich noch nie mitbekommen habe. Also das habe ich auch selbst noch nicht am eigenen Leib erfahren, das kann man gar nicht vergleichen.