Matthias Starte Heiland

Matthias Starte: „Ich musste entscheiden: Verwirklichung oder Beziehung“

Möchtest du das in Zukunft beibehalten, Erfahrungen aus deinem eigenen Leben in deine Filme einzubinden?

Auf jeden Fall! Ich bin ein großer Fan davon, eigene Erfahrungen in den Film mit einfließen zu lassen, auch wenn die Story fiktiv ist. Als Autor hat man ja auch die Aufgabe, einen Film möglichst real zu gestalten. Was eignet sich da besser als Situationen, die wirklich aus dem Leben gegriffen sind?

Es war ein großer Freundeskreis, der mit dir gearbeitet hat. Julian Witt, selbst Regisseur, war dein wichtigster Ratgeber an deiner Seite. Die Produzenten Jan Gallasch und Tobias Herrmann kennen sich und dich seit Jahren. Ist das ein Erfolgsrezept für weitere Filme oder verhindert es eher einen klaren professionellen Umgang?

Julian war immer da und hat mich zur Seite genommen, falls ich mal Gefahr gelaufen bin, im Ton zu scharf zu werden, was mir dann hoffentlich nie passiert ist. Das hilft. Klar, ist es menschlich, mal die Geduld zu verlieren, gerade beim ersten Film, wo man so unter Druck steht. Deswegen hätte ich ihn in zukünftigen Filmen immer gerne dabei. Doch dieses Menschliche wird man meiner Meinung nach auch bei fremden Kollegen am Set nicht verlieren. Vielleicht gerade bei denen nicht, weil du die ja nicht kennst und noch etwas vorsichtiger bist. Sehr schwer zu beantworten! Klingt dumm, aber es hat Vor- und Nachteile.

 

Matthias Starte und July Becker im Wohnzimmer der Schreinerei. Foto: Philipp Pander

 

Dein Film ist ein Generationsfilm. War es dein Ziel, ein Porträt der Generation Y zu zeichnen?

Es hat ehrlich gesagt, zwei drei Jahre gedauert, bis ich den Begriff „Gen-Y“ wirklich erkannt und so genannt habe. Aber ja, ich wollte diese Generation ansprechen. Auch wenn ich mich eher an der Grenze dieser Generation sehe, da ich während der Entstehung des Films ja auch älter geworden bin.

Was definierst du denn genau unter „Gen-Y“?

Unser Lebensgefühl, unsere Lebensumstände. Wir sind unglaublich reich an Möglichkeiten, was auch ein Problem sein kann. Wir sind sehr selbst reflektiert. Diese Generation denkt, sie hätte neue Probleme, dabei sind sie ähnlich wie die früher, nur anders in unserer Gesellschaft. Ich habe das Gefühl, man sagt über die Gen-Y immer nur, dass sie so viele Möglichkeiten hat, aber trotzdem faul und überfordert ist. Andersrum hat die aktuelle Generation keine andere Möglichkeit, es gibt keine sicheren und vor allem zu wenige Jobs. Dazu steht sie viel mehr im Fokus der Medien, weil sie die Renten der Älteren bezahlen sollen, wo Angst besteht, sie könnte das nicht schaffen. Sie kämpft mehr mit ihren eigenen Problemen als mit den Problemen der Welt.

Das fasst ganz gut zusammen, was auch in deinem Film behandelt wird, oder?

Ja. Die Protagonisten kommunizieren viel, aber in die falsche Richtung, wissen nicht, wer sie sind und trauen sich nicht, anzufangen. Sie reden oft aneinander vorbei, haben Angst, bestimmte Dinge auszusprechen und einzufordern.

Welche Figur aus dem Film ähnelt dir am meisten?

Definitiv die Hauptfigur, Danny. Er kommt von außerhalb nach Hause, trifft auf seine Freunde und beobachtet diese. Das habe ich auch durchgemacht, bin weggegangen von Zuhause, bin in den Semesterferien in die Heimat und habe die anderen beobachtet. Der Unterscheid ist nur: Ich wusste, was ich wollte. Filme machen. Parallelen gab es hier auch zu der Beziehung von Danny: Auch ich stand vor der Entscheidung „Selbstverwirklichung oder Beziehung“. Beides zusammen war damals nicht vereinbar.

 

Hier erfährst du, in welchem Kino bei dir um die Ecke „Nirgendwo“ läuft.

 

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Titelbild: Philipp Pander