Matthias Starte Heiland

Matthias Starte: „Ich musste entscheiden: Verwirklichung oder Beziehung“

Was für Mist denn?

Da ist es wieder, dieses Grinsen von Matthias. Er zögert kurz… Naja… Wir haben uns dazu hinreißen lassen, während der Drehtage zur Partyeskalation, selbst sehr ausschweifend im Hotel zu feiern. Das ist dann irgendwann so ausgeartet, dass wir um sechs am Morgen rausgeflogen sind. Dann sind wir noch Schwimmen gegangen in einem anderen Hotel (lacht). Die Produktion war nicht amüsiert, verständlicherweise, weil’s auch nicht okay war, was wir gemacht haben. Wir mussten einfach Dampf ablassen nach der Hälfte der Drehzeit! Danach waren wir aber echt reumütig, haben komplette Schadensbegrenzung geleistet und sogar eine Kasse für das Hotel rumgeben lassen, in die wirklich jeder, der beteiligt war etwas reingeworfen hat. Das hat uns übrigens verziehen.

Das sehr junge Team hat bestimmt zur Stimmung am Set beigetragen, für viele war das ja auch das erste Langfilmprojekt.

Ich würde vor allem in der Konstellation mit jedem wieder zusammenarbeiten. Jeder war gewillt, seine Arbeit so gut wie möglich zu machen. Ich selbst musste nie schimpfen, wenn jemand mal Mist gebaut hat. Jedem war’s sofort bewusst, wenn er etwas nicht richtig gemacht hat. Es war jedem Einzelnen sehr wichtig, den Film nicht in Gefahr zu bringen, weswegen sie auf sich selbst böse waren, wenn sie etwas verkackt haben. Ich war in einer Luxussituation. Ich vermisse sie alle. Ich kann’s nicht erwarten, mit diesen Verrückten wieder einen Film zu machen.

Wie sehr unterscheidet sich jetzt das Endergebnis des Films von der Vision, die du als erstes hattest?

Erstmal ist der Film viel kürzer als das Buch, das wäre viel zu lang und für den Zuschauer eine Zumutung gewesen. Es gibt auch ein paar visuelle Unterschiede. Das liegt daran, dass wir ursprünglich im Norden drehen wollten, wo wir aber keine Förderung bekamen. Wir haben dann im Süden gedreht, die Kulisse sieht also komplett anders aus als vorher in meinem Kopf, was aber auf keinen Fall ein Verlust ist. Zudem kommen ja noch Darsteller dazu, die bereichern den Film durch ihre Stimmung und ihren ganz eigenen Rhythmus.

Was meinst du, wie viele Leute vor allem aus deiner norddeutschen Heimat werden sich selbst in dem Film wiedererkennen? Inwiefern ist deine eigene Geschichte darin verwoben?

Viele aus meiner Heimat waren bei bestimmten Ereignissen dabei, werden es wiedererkennen und lachen. Einiges ist aber auch an die fiktive Story angepasst. Die Leute aus meiner Heimat wissen dann, was die Grundidee war. Ein paar Insider sind auch in dem Film gelandet.

Hast du darauf schon mal negative Reaktionen bekommen?

Das ist schon komisch, auf dem Papier ist so ein privater Insider nicht schlimm, wenn du’s dann plötzlich aber im Film siehst, denkst du dir schon: „Hoppla, hoffentlich stört das die/denjenigen jetzt nicht. Bin ich zu weit gegangen?“ Trotzdem macht es das dadurch realistischer und emotionaler. Weil es direkt aus dem Leben gegriffen ist. Es ist aber alles auch nicht direkt so passiert! Die verschiedenen Facetten meines Freundeskreis wurden einfach zusammengeschweißt.

Jella Haase und Matthias am Set von „Nirgendwo“. Foto: Max Seibert