Matthias Starte Heiland

Matthias Starte: „Ich musste entscheiden: Verwirklichung oder Beziehung“

Denkst du nicht, dass in Deutschland „Ich verdiene mit meinen Filmen Geld“ und „Ich mache einen Film, der mir gefällt“ ein bisschen auseinandergeht?

Oh ja, das sind auf jeden Fall zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ich mache einen Film, der mir gefällt, ist meiner Meinung nach für einen Filmemacher immer schwer. Es ist aber auch nicht einfach, alle Zielgruppen kompromisslos abzudecken. Das ist weltweit einem sehr kleinen Kreis vorbehalten. Und selbst die müssen kleine Kompromisse machen. Einen Film machen, der einem gefällt, ist schwierig, weil der Anspruch auch so hoch ist.

Der Anspruch an einen selbst oder der Anspruch des Publikums?

Der Anspruch vom Publikum ist immer ein komplett anderer, die bekommen die Entwicklung ja gar nicht mit. Sie sehen das Endergebnis, was sie akzeptieren oder eben nicht. Hit oder Flop. Wenn man aber selbst an etwas arbeitet, kriegt man jede Stufe, jede Richtung die eingeschlagen wird, mit. Wenn dann das Endergebnis da ist, kann man sagen: Oh krass, wir haben irgendwann komplett die Richtung verloren, es gefällt mir nicht mehr. Aber es ist fertig. Oder: es hat sich verändert, aber es ist besser geworden. Ich versuche, als Filmemacher immer emotional das Publikum zu erreichen. Ich kann zufrieden mit mir sein, wenn ich genau die Emotionen hervorrufen kann, die ich mir vorgestellt habe.

Verspürst du jetzt, wo es vorbei ist, ein bisschen Wehmut?

Um ehrlich zu sein, vermisse ich den Dreh – was ich niemals gedacht hätte, weil für mich das Drehen immer das Schlimmste war. Es bedeutet Stress, Zeitdruck, Entscheidungen und Kompromisse. Jetzt habe ich festgestellt: Ich habe mich geirrt. Das Drehen war der beste Teil von allen. Auch wenn das wie ein Klischee klingt: Wir waren wie eine Familie, jeder hat auf den anderen aufgepasst. Der Zeitdruck hat uns zusammengeschweißt, wir haben auch nach dem Dreh viel Zeit verbracht und auch Mist gebaut.

Matthias am Set von „Nirgendwo“. Direkt links neben ihm die beiden Hauptdarsteller Saskia Rosendahl und Ludwig Trepte. Foto: Max Seibert