Amy Winehouse Club 27

Amy & the Gang: Über die aussterbende Rockgeneration

Heute vor zehn Jahren erschien eines der einflussreichsten Musikalben des bisherigen Jahrtausends. „Back to black“ von Amy Winehouse gilt auch laut des Rolling Stone als eines der besten Alben der 2000er Jahre.
Abgesehen von der musikalischen Qualität dieser Platte ist es wohl vor allem der Mythos um die britische Soulsängerin, der ihr zweites und zugleich letztes Studioalbum zu einem der meistgefeierten unserer Zeit macht. Auf tragische Weise erlangte Winehouse – wie viele großartige Künstler vor ihr – erst nach ihrem Ableben die Anerkennung als Musikerin, die sie verdiente. Zwar war ihr Talent bereits zu Lebzeiten weithin bekannt und gefeiert, ihre Popularität beschränkt sich beim gemeinen Radiohörer jedoch auf den Song „Rehab“ (2006), dessen internationaler Erfolg den persönlichen Untergang der Sängerin einläutete.

 

Welcome to the club

 

Eine Alkoholvergiftung war die Eintrittskarte der Britin in den ‚Club27’, dem als letzter bekannter Vertreter zuvor Kurt Cobain nach seinem Selbstmord 1994 beigetreten war.

Dieser taktlose Name des Club27 oder auch ‚Forever 27-Club’ beschönigt ein wenig die eigentliche Tragik dieses Phänomens. Zahlreiche einflussreiche Gesichter, Stimmen und Hände der Rockmusik-Geschichte fielen ihrem exzessiven Lebensstil zum Opfer und erlebten ihren 28. Geburtstag nicht mehr.

Vor allem Ikonen der 60er und 70er Jahre wussten oftmals ihrem Leben ein allzu frühes Ende zu setzen: Rolling-Stones-Gitarrist Brian Jones markiert den Anfang einer Ära frühverstorbener Musiker. Auch wenn er dem „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“-Lifestyle alle Ehre machte, ist die tatsächliche Todesursache bis heute ungeklärt. 1970, und somit drei Jahre nach Jones, folgte ihm Jimi Hendrix in die ewigen Jagdgründe des Rock. Ein Mix aus Alkohol und Schlaftabletten hatte sein Leben beendet. Nur wenige Wochen nach Hendrix verstarb mit Janis Joplin eine weitere Ikone der Hippie-Kultur. Todesursache: Überdosis Heroin. Am 03. Juli 1971 wird Lebemann, Rauschverfechter und Doors-Frontmann Jim Morrison tot in einer Badewanne aufgefunden. Gut zwanzig Jahre vergehen, ehe mit Nirvana-Genie Kurt Cobain der Club sein nächstes Mitglied findet.

 

Selbstoptimierung des Rock?

 

Die gegenwärtige Musikszene hat sich – abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen – um derartige Exzessivbeispiele bereinigt. Der klassische Rock’n’Roll-Lifestyle scheint irgendwie ausgestorben. Vor allem das Jahr 2016 nahm dem Rockgenre einige seiner letzten authentischsten Vertreter.

Alles wirkt ein wenig gesundet und beruhigt. Rockstars erzählen stolz von ihren Kindern anstatt von ihren Affären. Die Theken in Backstagebereichen werden vermehrt mit Smoothies anstatt mit Whiskey aufgefüllt. Auf einmal ernähren sich alle vegan und nicht mehr von Fledermäusen.

Ist das gut? Ist das schlecht? Ist das authentisch?

Alles in unserer Generation verlagert sich zeitlich nach hinten: Wir fangen später an zu arbeiten, heiraten später, bekommen später Kinder. 30 ist das neue 20, 40 ist das neue 30!

Müsste der Club27 somit in ‚Club37’ umbenannt werden? Auffällig ist, dass vor allem in der heutigen Rockmusik kaum noch junge Künstler mit einem Stellenwert wie Hendrix & Co. zu ihrer Zeit Erfolge feiern. Es scheint, der Rock ist alt geworden. Und alt werden heißt ja bekanntlich auch vernünftig zu werden.

Hoffen wir also, dass die Haudegen und ‚alten Hasen‘ des Showbusiness sich ihr inneres Kind möglichst lange bewahren und uns als Außenstehenden weiterhin an der Maßlosigkeit des Rockstarlebens teilhaben lassen.

 

Das könnte dich auch interessieren:

 

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bild: eddievanderwalt unter CC0 Lizenz