Klischeehafte Musikfans, die jeder kennt

Egal ob Pop oder Techno, es gibt viele verschiedene Musikrichtungen und alle sind sehr unterschiedlich. Genau so unterschiedlich, wie ihre Fans. Wir haben uns für euch in Bars geschlichen, stundenlang Radio gehört, in Clubs getanzt und uns unter Anhänger*innen diverser Genres gemischt. Es folgt eine kurze und sehr ernst gemeinte Analyse von einigen Musikrichtungen und ihren Fans.

Rocker*innen 

Deine Haare sind lang, deine Hosen kaputt, dein Geruch so lala und trotzdem sind alle in dich verliebt? Da hört wohl jemand Rockmusik!

Rocker*innen sind einfach cool oder denken das zumindest gern von sich, schließlich tragen sie ja Lederjacken, Sonnenbrillen und mindestens zwei überdimensionale Totenkopfringe an jeder Hand, aber eben nur am Wochenende. Denn so wie jeder Rockstar auch die ein oder andere gefühlvolle Ballade im Repertoire hat, so steckt in jedem Rockfan auch ein*e kleine*r Langweiler*in. Irgendjemand muss schließlich auch im Finanzamt arbeiten und Immobilien verkaufen. Die ganze Woche also wird das T-Shirt mit den aufgedruckten blauen Blitzen und Skeletten unter einem kratzigen Pullunder versteckt. Doch sobald Rockfans am Freitagnachmittag aus dem Büro spazieren, schwingen sie sich auf ihre Harley-Davidsons und brausen in das Tanzlokal ihres Vertrauens.

Rockfans sind die nettesten Menschen überhaupt, haben oft einen Hund oder eine Katze, lieben ihre Familie und lassen dann eben am Wochenende zu geilen Gitarrensolos die Sau raus. Und wer sollte ihnen da einen Vorwurf machen – ein bisschen Headbanging tut einfach gut.


Hip-Hopper*innen/Rapper*innen

Hip-Hop- und Rapfans haben immer etwas zu tun. Fast jeden Tag erscheint ein neues Album, dessen Texte auswendig gelernt und analysiert werden müssen, außerdem gilt es auch noch ständig allen Freunden zu versichern, dass diese eine Line ihres Lieblingsrappers wirklich nicht sexistisch gemeint war, sondern es sich dabei viel mehr, um ein Satirewerk der Extraklasse handeln muss.

Wenn ein Fan es dann aber wirklich geschafft hat sein Lieblingsalbum vollständig durchzuarbeiten, dann ja dann ist es so weit. Besagter Fan gönnt sich ein Konzertticket und taucht ein in diese von Marihuana geschwängerte Luft, tänzelt verzückt über Vodka-Bull getränkte Fußböden und wippt rhythmisch mit seinem Arm zu den Songs mit, die er so lange auswendig gelernt hat. Und tatsächlich kann sich kaum jemand diesem Zauber entziehen, wenn mehrere Tausend Stimmen die gleichen Worte brüllen. Es entsteht ein wunderbares Gefühl der Gemeinschaft, denn selbst der*die unbegabteste Sänger*in kann daran teilhaben, solange er*sie ein Mindestmaß an Rhythmus besitzt. Und diese Gemeinschaft steht wirklich allen offen, sogar Frauen und Homosexuellen! Solange sie nicht auf die Bühne wollen. Doch wenn Hip-Hop diese unmöglichen Baggy Jeans mit den aufgestickten Drachen hinter sich lassen konnte, sollte das hoffentlich auch bald mal mit Sexismus und Homophobie funktionieren.

Technofreaks

Wer Techno hört steht auf Musik mit möglichst wenig Text und auf Lieder, die zwischen 8 und 12 Minuten lang sind, wobei der Beat sich kaum bis gar nicht verändert. Das klingt vielleicht langweilig und das ist es auch, aber Technofans lieben diese hypnotische Wirkung ihrer Musik und diese besondere Art der Energie. Sie versetzen sich dadurch in eine Art Trance, die es ihnen ermöglicht bis in die frühen Morgenstunden durchzufeiern. Und wenn das nicht funktioniert, reicht es, den Nebenmann oder die Nebenfrau anzutippen und man wird mit der neuesten synthetischen Droge versorgt. So oder so muss man für eine Technoparty viel Zeit mitbringen und wer den Fehler macht, ein gelangweiltes oder sogar gequältes Gesicht zu machen, wird im Nu von einer Gruppe Technoanhänger*innen umkreist, die einem alle garantieren, dass es sich hier nun aber wirklich, um die beste Party aller Zeiten handelt. Und vielleicht haben sie damit sogar Recht, denn nirgendwo auf der Welt sind coole Dance-Moves so überflüssig wie in einem Technoclub. Alle tanzen völlig befreit und so wie es ihnen die Musik eingibt. Irgendwie schön.


Popfans 

Es scheint viele Popmusikfans zu geben, sehr viele, denn kein Genre ist so verbreitet in unseren Radiosendern. Das liegt wahrscheinlich daran, dass auch Vertreter*innen aus anderen Genres bei Liedern von Britney Spears, den Spice Girls, Michael Jackson und den Backstreet Boys mitkreischen, bis der Arzt kommt. Was macht nur diesen Reiz aus? Liegt es an den einfallslosen Texte, oder den immer gleichen Melodien, die immer wieder neu aufbereitet werden? Vielleicht aber auch an den bemitleidenswerten Popstars, die mit 14 Jahren schon Karriere machen und mit 24 komplett ausgezehrt ihrer Rente entgegenschmachten. Warum nur geht ein kollektiver Seufzer des Entzückens durch das Wohnzimmer, wenn bei einer WG-Party die ersten Töne von Keshas „TiK ToK“ erklingen? Liegt das wirklich daran, dass Popmusik gut ist oder haben es ihre Fans nur auf die Weltherrschaft abgesehen und uns verhext? Jemand sollte Attila Hildmann Bescheid geben, hier ist zur Abwechslung mal eine echte Verschwörung im Gange!

Indiekids 

Indiefans gehören zu den coolen Kids und sind ihrer Zeit immer ein bisschen voraus. Denn als Indiefan bringt es dir nichts, dass du Coldplay anno 95 vor allen anderen gehört hast, du bist ja ständig auf der Suche nach unbekannten Bands, die du feiern und dann haten kannst, wenn sie alle anderen auch feiern. Was die meisten nicht sehen: Es ist harte Arbeit, Skandi-Bands mit elektrischer Triangel und Pagenkopfsänger*innen zu finden, die außer einem selbst erst 400 andere Menschen gehört haben. Umso genüsslicher – und beiläufiger erzählt man den Freunden dann vom neuesten Fundstück, die 3 Stunden Recherchearbeit und Goolgesuche „Indiemusik, die keiner kennt“, erwähnt man dabei aber eher nicht. So viel Hingabe und Leidenschaft für das eigene Genre findet man selten. Aber: Auch Indiefans schätzen (insgeheim) die Superstars ihres Genres. Und so landen sie dann doch wieder auf mit Konfetti bestreuten Tanzflächen, trinken Vodka-Mate und feiern halbironisch zu Gassenhauern der Kooks oder Wombats. „Die waren früher echt mal so gut“, kann man dann ja immer noch sagen.



Schlagerröhren 

Schlagerhörer*innen haben es wirklich nicht leicht im Leben, denn die meisten anderen Menschen können sie nicht leiden. Trotzdem lassen sie sich weder davon, noch von einem Einreiseverbot nach Mallorca unterkriegen. Schlagerfans haben spätestens nach dem dritten Bier gute Laune, tanzen gern auf Tischen und geben „trichtern“ bei Tinder als ihr Hobby an. Statt in schummrigen und schlecht belüfteten Clubs, treiben sie sich lieber in hellen und schlecht belüfteten Bierzelten herum. Sie können die  Texte ihrer Idole alle auswendig und es braucht keinerlei Motivation, um sie zum Mitsingen anzustacheln. Zugegeben: Die Texte bestehen meist nur aus drei bis vier verschiedenen Sätzen, die immer und immer wieder gesungen werden, aber hey was Stimmung angeht kann keiner den Schlagerfans das Wasser reichen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Schlagerfans möglichst viel Spaß in möglichst wenige Stunden quetschen müssen, schließlich müssen sie noch den letzten Bus zurück in ihr Heimatdorf erwischen.


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Bildquellen: Unsplash unter CC0-Lizenz