Nachhaltigkeit: Das kommt mir nicht in die (Plastik-)Tüte!

Von Julia Rösch

Es ist schon etwas her. Ich war in Malaysia. Traumurlaub, Trauminsel, Traumstrand. Perfekter als perfekt. Doch etwas sollte mich bald auf den Boden der Tatsachen zurückholen: An Tag drei unseres Aufenthalts kam Kayan, der Besitzer der kleinen, schnuckeligen Chalet-Hütten, von denen wir eine bewohnten, auf uns zu und frage, ob wir Lust auf einen Schnorchelausflug hätten – for free! Einzige Voraussetzung: Ihm bei etwas helfen. Bei was genau, wollte er nicht so ganz verraten. Gefragt, getan. Wir tuckerten mit einem Bötchen an eine abgelegene Bucht der kleinen Insel. Auf den ersten Blick – hinreißend. Auf den zweiten Blick – erschreckend: Plastik über Plastik. Tüten, Einwegflaschen, Rasierer, Feuerzeuge, CD-Hüllen. Überall. Bäm, Schockstarre. Wir verbrachten eineinhalb Stunden an der Bucht. Eineinhalb Stunden in denen jeder von uns drei große Müllsäcke voll, also randvoll, mit Plastikmüll sammelte. Kayan meinte nur, er mache das regelmäßig, so alle zwei Wochen. Puh.

Zurück in Deutschland wollte ich mehr über Plastik wissen. Recherchiere und hinterfragte. In meinem Umfeld entdeckte ich plötzlich überall Unmengen von Plastik – beim Einkaufen, beim Shoppen, beim Kochen, beim Duschen, beim Putzen. Überall in meiner Wohnung tummelte sich Plastik noch und nöcher.

100 Jahre, bis sich eine Kunststoffflasche zersetzt

Okay, man muss schon auch sagen: Plastik hat einige Vorteile. Es hält unseren Coffee-to-Go warm, wir tragen es am Körper, telefonieren damit und es verpackt unsere Lebensmittel hygienisch und komfortabel. Doch ganz so praktisch ist es leider doch nicht, denn Plastik hat einen riesigen Nachteil: Es verrottet nicht, beziehungsweise nur sehr langsam. 100 bis 500 Jahre kann es dauern, bis sich eine Kunststoffflasche oder eine Wegwerfwindel vollständig zersetzen. Im Vergleich: Bei einer Bananenschale dauert der gleiche Prozess drei bis vier Wochen – maximal!

Das ist aber noch nicht alles: Laut dem Umweltbundesamt verbraucht jeder Deutsche jährlich 76 Plastiktüten. Bundesweit kommt man so auf 6,1 Milliarden Plastiktüten pro Jahr. Weltweit sind es circa 1 Billion Plastiktüten – das „restliche“ Plastik mal außen vor. Das Schlimme: Der Plastikmüll stapelt sich auf Deponien oder landet in riesigen Mengen im Meer – pro Minute übrigens eine Lkw-Ladung voll. Das hat fatale Folgen für Tiere, Umwelt und letztlich auch für uns Menschen.

Um diese Plastikflut einzudämmen, sind zum einen wichtige Schritte in Politik und Wirtschaft notwendig. Aber auch jeder Einzelne kann etwas tun. Denn wie heißt es so schön: Kleinvieh macht auch Mist! Also habe ich meinen Alltag mal genau unter die Lupe genommen, und hier kommt er nun, mein kleiner Anti-Plastik-Masterplan.

1 Alles Jut(e)!

Nie ohne meinen Jute-Beutel. Er ist zu meinem treuen Begleiter in allen Lebenslagen geworden – egal, ob im Supermarkt oder beim Shoppen. Dabei ist er nicht nur gut für die Umwelt, sondern macht auch optisch so einiges her. Wer braucht da noch olle Plastiktüten?

2 Augen auf beim Plastik-Kauf!

Das liebe Plastik lauert im Supermarkt in jeder Ecke. Bei Obst, Gemüse, Milch, Joghurt, Nudeln, Reis und Co. Aber auch hierfür gibt es eine eine Lösung: Joghurt und Milch hole ich in Mehrweg-Glasflaschen, Nudeln und Reis in Papier verpackt und auch Obst wie Gemüse gibt’s unverpackt im Supermarkt – oder eben auf dem Markt bei meiner Lieblingsbäuerin. Check!

3 To-Go mal anders

Ich muss gestehen: Die ersten Male kam ich mir ja schon etwas doof vor. „Einen Café Latte, bitte. Aber kannst du mir den in den Becher hier füllen?“ Kurzum: Ich habe einen eigenen, schnieken To-Go-Becher aus Bambusfasern. Ein wahrlich hübscher Kerl, der mich ab sofort jeden Tag morgens auf dem Weg zur Arbeit begleitet. Immer und immer wieder.

4 Alles Flaschen!

Noch ein wichtiger Part meines Anti-Plastik-Survival-Kits: meine Trinkfalsche aus Glas. Ich muss zugeben, gewichtstechnisch schlägt die mächtig dazu – so im Vergleich zu PET-Flaschen. Die Ökobilanz macht das aber in sekundenschnelle wieder wett: Glas hat nämlich einen gewaltigen Vorteil, es kann beliebig oft eingeschmolzen werden.

5 Sweetbox

Grausam, aber wahr: Fast aller Süßkram ist in Plastik verpackt. Bei mir kommt deshalb jetzt einfach viel viel weniger von dem Kram in den Einkaufsjute. Das ist nicht nur gut für meine Linie, sondern auch gut für meinen Anti-Plastik-Plan. Läuft.

6 Eingepackt

Okay okay, ich habe viele Plastikdosen. Mama sei Dank. Allerdings benutze ich die schon ziemlich lange und habe auch nicht vor sie zu entsorgen. Was ich gerade aber neu für mich entdeckt habe, sind Gläser mit Schraubverschluss. Wieso zum Teufel bin ich da noch nicht früher drauf gekommen? Vor allem für Suppen und Co. super praktisch.

7 Take a shower

Schwierige Angelegenheit: Shampoo, Duschgel und Co. ohne Plastikdrumherum zu finden, ist nicht ganz so einfach. Klar, auch hier gibt es zahlreiche Alternativen wie Seife, aber ganz ehrlich – ich hab mich noch nicht drangetraut. Aber: Schritt für Schritt.

8 Upcycling

Wegwerfen ist doof. Punkt. Schließlich kann man aus dem einen oder anderen Plastikteil noch etwas tolles zaubern. Mein Lieblingsbeispiel: Alte, kaputte Schallplatte in den Backofen packen, etwas einheizen, Platte rausholen und eine Obst-Schale daraus formen. Macht sich wunderbar auf dem Küchentisch oder als Geschenk für die beste Freundin.

Eines ist klar: Ein plastikfreies Leben auch wirklich umzusetzen, ist alles andere als einfach. Es erfordert jede Menge Mut, Geduld, gute Ideen – und vor allem Disziplin. Ihr werdet es merken, wenn ihr bewusst auf das Plastik um euch achtet: Man kauft, konsumiert und lebt bewusster. Und das ist schon mal ein wichtiger Schritt.

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Bildquelle: unsplash unter CC0  1)