Die „Pille danach“ – bald ohne Rezept!

Von Melanie Wolfmeier 

Scheiße passiert. Auch in der Nacht. Oder eher: vor allem in der Nacht. Wenn der dünne Latexschutz nämlich nicht mehr hält und unbemerkt reißt, platzt oder was auch immer. Und dann – bäm, setzt er der Bettspielerei ein jähes Ende.

Wenn das Kondom versagt, bleibt eigentlich nur eins übrig: der Gang zum Frauenarzt. Eine zweiminütige Beratung, eine gesalzene Rechnung und ein Rezept später kann man dann zur Apotheke latschen. Mit dem Gefühl, dass einem der Grund dafür auf der Stirn geschrieben steht. Aber seit gestern bleibt uns Frauen wenigstens der erste Teil des nervigen Weges erspart. Der Europäische Arzneimittelausschuss hat ein bestimmtes Präparat als rezeptfrei eingestuft und sich somit gegen den Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) durchgesetzt.

 

Das Recht auf Selbstbestimmung

 

„Ellaone“ gibt es voraussichtlich ab Ende Januar 2015 ohne ärztliche Beratung. Bislang herrschten in der CDU-Ecke Bedenken, ob durch das Umgehen der Arztpraxis noch ausreichend Informationen über die möglichen Begleiterscheinungen der „Pille danach“ weitergegeben werden würden. „Natürlich können Apotheker auch beraten. Ob das im Notdienst an der Fensterklappe in ausreichender Weise geschehen kann, darüber lässt sich streiten“, zitiert die Süddeutsche Zeitung den Gesundheitsminister.

In der Packungsbeilage sind sämtliche Nebenwirkungen aufgeführt, die durch die Einnahme des eisprungverzögernden Präparats auftreten können. In Einzelfällen wären das unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelanfälle. Genau deswegen aber hat sich die CDU so lange gegen eine Neuerung in Sachen „Pille danach“ versperrt – eine fadenscheinige Begründung, mit der Frauen in Notlage bisher das Recht auf Selbstbestimmung verwährt blieb. Und mal ganz ehrlich: Der doch wohl größere unerwünschte Nebeneffekt wäre mit Sicherheit eine ungewollte Schwangerschaft!

Als einen „wichtigen Teil des Selbstbestimmungsrechts moderner Frauen“ begrüßt SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich diesen Beschluss. Und nicht nur sie – auch sämtliche Leidtragende in Deutschland dürften bei diesem Meilenstein erleichtert aufatmen. Es wurde ja auch höchste Zeit!

*Anm. d. Red: Die ursprüngliche Information, dass die „Pille danach“ bereits jetzt in den Apotheken rezeptfrei zu kaufen sei, war nicht korrekt. Der endgültige Beschluss wird gegen Ende Januar 2015 erwartet.

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Bildquelle: Jerry Lai unter CC BY-SA 2.0