
Queer Book Day 2025: Romance, Crime, New Adult, Ghostly und Poetry in München
Queere Literatur ist von großen Publikumsmessen wie der Leipziger Buchmesse nicht mehr wegzudenken. Die Verlagshäuser, die sich auf diese spezialisiert haben, präsentieren sich auf der Messe und im Programm der Stadt ringsherum. Und auch abseits der Messetermine gibt es immer mehr queere Literatur zu erleben.
ZEITjUNG sprach mit Sabine Brandl, die zusammen mit Gisela Weinhändler den Queer Book Day heute, am 15. Juni im Münchner Sub e. V. organisiert. Bei freiem Eintritt locken unterschiedliche Lesungen ab 14:45 Uhr.
Im Interview mit Sabine haben wir über die Entstehungsgeschichte der Veranstaltung, die Literaturauswahl und die queer-literarische Szene in München gesprochen. Außerdem hat sie einen ihrer Lieblingsmomente aus dem ersten Queer Book Day mit uns geteilt.
ZEITjUNG: Wie kamt ihr auf die Idee des Queer Book Days?
Sabine Brandl: In München gibt es leider keine queeren Buchmessen oder regelmäßige Veranstaltungsreihen queerer Literatur abseits von Poetry-Slams. Das wollten wir ändern. Natürlich ist es ein schönes Abenteuer, für eine Queer Book Fair im Rahmen der großen Buchmesse nach Frankfurt zu fahren oder bei einer lesbischen Buchparty im Rahmen der Leipziger Buchmesse mitzuwirken. Aber es ist immer auch ein extra Aufwand, verbunden mit extra Kosten. Warum bietet München nichts dergleichen?
Da ich selbst lesbische Romane schreibe, freue ich mich natürlich, wenn ich mit meinem Zielpublikum in Kontakt treten kann, genauso wie mit anderen Autor*innen aus dem Bereich der queeren Literatur. Aktuell läuft in der Buchbranche viel über Social Media, aber auch der echte persönliche Austausch mit den Leser*innen ist wichtig, vor, während und nach einer Lesung oder an einem Bücherstand. Aus diesen Gründen kamen Gisi Weinhändler und ich auf die Idee, in München einen Queer Book Day zu initiieren und damit ein größeres und regelmäßiges Event queerer Literatur in München zu etablieren. Der Queer Book Day wird jährlich während der Pride Weeks des CSD München stattfinden.
Ihr habt einen Open Call für das Line-up gemacht. Unter welchen Kriterien habt ihr die lesenden Menschen ausgewählt?
Uns war es bei der Auswahl wichtig, literarisch möglichst viele Farben und Facetten des Regenbogens abzubilden und innerhalb dieses Spektrums auch verschiedene Genres anzubieten, zum Beispiel Romance, Crime, New Adult, Ghostly und Poetry. Außerdem haben wir darauf geachtet, wie viel Mühe sich die Bewerber*innen mit ihren Einreichungen gegeben haben. Textproben haben wir keine verlangt, aber ein kleines Motivationsschreiben, die Klappentexte der Bücher, aus denen die Autor*innen lesen möchten, sowie deren Vitae und ihre Präsenz im Web, wie Links zu Webseiten.

Wie beurteilt ihr die queer-literarische Szene in München im Vergleich zu ganz Deutschland – habt ihr Wünsche, Anregungen für die Zukunft?
München kann bezüglich der Präsenz von queerer Literatur eindeutig noch wachsen und besser werden. Wie eingangs erwähnt gibt es im Norden von Deutschland durchaus einige schöne und etablierte queere Literaturveranstaltungen und kleine Buchmessen. Vor einigen Jahren gab es im Münchner Sub e. V., also dort, wo nun auch der Queer Book Day stattfindet, quartalsmäßig die queere Lesungsreihe „Martins Rosa Couch“, das war super. Doch leider ist die Reihe mittlerweile beendet. Im Jahr 2011 fand in München die Gayvention statt, dort gab es auch Büchertische und Lesungen, allerdings war dieses Event auch nur einmalig.
Habt ihr eine Lieblingsanekdote vergangener Veranstaltungen?
Keine Anekdote in dem Sinn, aber wir können von einem besonderen Moment des ersten Queer Book Day 2024 berichten. Wir hatten den Einlass auf um 14:00 Uhr gesetzt, Beginn der Lesungen um 14:30 Uhr. Als 10 Minuten nach 14 Uhr nur eine kleine Handvoll Leute in dem großen Raum eintrudelten, wurde uns schon etwas mulmig zumute. Hatten wir das Interesse an so einer Veranstaltung falsch eingeschätzt? Was, wenn es bei so wenig Publikum bleiben würde? Die Autor*innen waren aus ganz Deutschland und der Schweiz extra für diesen Tag angereist! Wir konnten den Teilnehmenden zwar ein Honorar zahlen, da unsere Veranstaltung von der Stadt München gefördert wurde, dennoch wussten wir, wie viel Stress und Arbeit für alle Beteiligten allein schon im Vorfeld dieser Veranstaltung steckten.
Fünf Minuten später kam eine weitere kleine Gruppe in den Raum und dann plötzlich wurden es ganz schnell mehr und mehr. Wenige Minuten vor der ersten Lesung waren mehr als vierzig Leute da. Uns ist ein wahrer Fels vom Herzen gerutscht. Schön war auch, dass bis zum Ende der Veranstaltung der Raum sehr ordentlich gefüllt war. Dieses Jahr machen wir den Queer Book Day aber aufgrund des Feedbacks einiger Teilnehmenden und Besucher*innen etwas kürzer, Einlass ist um 14:30 Uhr, die erste Leserunde ab 14:45 Uhr und wir beenden das Event um 19 Uhr.

Und worauf freut ihr euch am kommenden Queer Book Day am meisten?
Darauf, die eingeladenen Autor*innen kennenzulernen, auf das Publikum und die Gespräche, die sich in den Lesungs-Pausen an den Büchertischen ergeben. Jeder Queer Book Day, jede Veranstaltung ist ein neues und besonderes Abenteuer. Das ist unglaublich spannend für uns beide, wir organisieren das Event mit viel Leidenschaft und Herzblut.
Wir hoffen auf eine ähnlich positive Resonanz wie letztes Jahr … oder vielleicht geht sogar noch ein bisschen mehr? Das wäre der Hammer.
Vielen lieben Dank, wir freuen uns!
Den Link zur offiziellen Website des Queer Book Day 2025 findet ihr hier. Der Einlass beginnt um 14:30 Uhr, das Programm findet von 14:45 bis 19 Uhr statt. Mit dabei ist auch unsere Kollegin Simone, die dieses Interview für euch geführt hat.
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Bild: © Queer Book Day