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Sei ein echter Robin Hood – Das Peng! Kollektiv ruft zum Ladendiebstahl auf

Ist „Lass mal klauen gehen“ das neue „Lass mal Friends weiterschauen“? Also das, womit wir unsere Zeit ab jetzt verschwenden? Nicht ganz, denn Klauen ist alles andere als verschwendete Zeit. Klauen ist sinnvoll. Klauen ist gemeinnützig. Klauen macht Spaß und hilft gleichzeitig anderen. What the fuck? Nope, kein Scheiß und keine Ironie, sondern eine absolut feine Aktion.

Stell dir vor, du steckst beim nächsten Einkauf die Tafel Schokolade einfach ein, marschierst an den elendigen Schlangen an der Kasse vorbei, winkst den schlecht gelaunten Wartenden mit einem fetten Grinsen im Gesicht zu und weißt, du hast etwas Gutes getan. Denn mit einem Klick auf deinem Smartphone schickst du das Geld für die Schoki, die du in der Jackentasche versteckst, denen, die es wirklich verdient haben.

 

Wie funktioniert das Ganze?

 

„Deutschland geht klauen“ ist eine politische Kampagne einer Aktivismusgruppe namens Peng! Kollektiv. Es geht darum, in den Supermarktketten Lidl, Edeka, Aldi und Rewe Lebensmittel zu klauen, um den Preis dafür nicht den Ketten zu zahlen, sondern Gewerkschaften und NGOs in den Herkunftsländern, damit diese für faire Arbeitsbedingungen sorgen können. Das funktioniert direkt über die Website. Derzeit gibt es acht Lebensmittel, deren Preise online per Kreditkarte oder Paypal bezahlt oder direkt überwiesen werden können. Zu jedem Lebensmittel wird erklärt, wo genau der Missstand in der Produktion besteht und an wen das Geld geht. Mit nur vier Klicks – was nebenbei wesentlich kürzer dauert als Anstehen an der Kasse – erreicht dein Geld die Richtigen.

Die Forderung, die dahinter steht, ist eine gesetzliche Regelung für Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht. Bisher können Unternehmen in Deutschland nämlich nicht für Menschenrechtsverletzungen verklagt werden. Die Regierung geht lediglich mit der freiwilligen Selbstverpflichtung für Unternehmen in die Verantwortung. Dabei geht es aber mehr ums Image, als um eine hilfreiche Maßnahme. Den Arbeitern in Indien oder Honduras hilft das schließlich recht wenig.

 

Es ist meine Entscheidung

 

Ja, Klauen ist immer noch eine Straftat. Bye bye eintragsfreies Führungszeugnis. Hello Geldstrafe. Spenden ist cool, Straftatenbegehen eher nicht. Die Aktivismusgruppe übernimmt keine Verantwortung, wenn ich erwischt werde. Das ist auch vollkommen okay. Denn es ist meine Entscheidung. Beim tagtäglichen Gang in den Rewe weiß ich insgeheim, dass Menschen auf anderen Kontinenten für mich Krankheiten und Hungerlöhne auf sich nehmen. Aber vorm Süßigkeitenregal vergesse ich das gerne. Ich als Frau liege spätestens alle vier Wochen strampelnd im Supermarktgang und brülle „Ich will aber“, wenn ich keine Vollnussschoki kriege. Das kann ich mir und allen Einkäufern aber ersparen, denn bei dieser Bewegung muss ich nicht verzichten. Ich kann Berge an Schoki kaufen und mit Bergen an Münzen dafür die Richtigen bezahlen. Wenn mir die Klauerei zu heikel ist, dann stell ich mich mit meinen Schokoladenbergen eben in die Schlange an der Kasse, zahle anständig und spende dann. So werde ich trotzdem mit einem fetten Grinsen aus dem Laden marschieren.