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Oxfam: Wieso die Sache mit den 62 Superreichen nach hinten losging

Vor Kurzem war in allen Medien zu lesen, die 62 Reichsten der Erde besäßen so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. 62 Menschen stehen 3,6 Milliarden Menschen gegenüber. Die Organisation Oxfam hat diese Zahlen herausgegeben. Leider hat jemand einmal nachgerecht und gemerkt: Die Zahlen sind nicht korrekt. Leider deshalb, weil die Diskussion dadurch in eine komplett falsche Richtung abgedriftet ist. Und die Medien haben ihren Teil dazu beigetragen.

Aber eins nach dem anderen: Oxfam bedient sich des Vermögensberichts der Bank Credit Suisse und der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt. Vom Kreditinstitut nimmt sie das Vermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung und addiert dann von Platz eins die Fobes-Reichen herunter, bis sie auf die Credit-Suisse-Zahl kommt. Doch das geht so nicht. Warum?

Credit Suisse verdient sein Geld damit, Vermögen zu verwalten. Bei dem Bericht zählt deshalb nur das Ersparte abzüglich aller Schulden – nur das kann die Bank verwalten. Etwas überspitzt formuliert kommt jemand, der gerade ein Haus oder den Aufbau einer Firma finanziert, also schlechter weg als ein Schüler mit Sparschwein. Erschwerend kommt hinzu, dass Forbes auf der anderen Seite das Vermögen der Superreichen nur schätzt.

 

Die Medienlogik trägt zur wenig zielführenden Diskussion bei

 

Aus der Kombination von nichts Genaues weiß man nicht und Money, money, money wird so die Schlagzeile: Die 62 Reichsten der Erde haben so viel Geld wie die ärmere Hälfte der Menschheit. Das ist griffig, einprägsam und Aufsehen erregend. So funktioniert Journalismus heute – leider zu oft. Und weil man mit solchen Meldungen erstens Klicks und Follower generiert und zweitens ganz vorn dran sein muss, um Klicks und Follower zu generieren, prüft man das nicht. Nein, man haut es raus.

Später entspinnt sich dann ein Diskussion um diese Zahlen. Weil eben der eine oder andere mal nachrechnet, so wie Felix Salmon oder Ezra Klein, zwei Finanzjournalisten. Oxfam reagiert darauf und verteidigt sich. Was man halt so macht. All das ist Gerede. Und all das bringt nicht weiter. Nicht zu Unrecht weist Oxfam in seiner Replik deshalb darauf hin, dass „das generelle Ergebnis: die Konzentration des Vermögens an der Spitze ist extrem groß, sich nicht verändert. Und es steigt.“ Zurecht muss man an der Stelle aber fragen: Weshalb dann mit falschen Zahlen  eine Angriffsfläche bieten?

 

Das alles führt in eine ganz falsche Richtung

 

Denn die Diskussion hat Oxfam letztlich selbst zunichte gemacht. Das generelle Problem rückt in den Hintergrund: Die ungleiche Verteilung von Wohlstandes und Reichtum auf der Welt. Egal ob Einkommen oder Vermögen, egal ob in Deutschland oder in Afrika, egal ob es 62 Superreiche, 100 oder 1000 sind … Selbst mit 1000 würde die Schlagzeile funktionieren, denn die Botschaft bleibt dieselbe: Hier läuft was schief.

Was wir deshalb eigentlich brauchen, sind Ideen und Tatendrang. Kein Kleinkrieg selbstverliebter Experten, die sich profilieren wollen. Ebenso wenig wie übertriebene, im negativen Sinne geschönte Zahlen, die der Diskussion in eine falsche Richtung geben. Ansätze wie die Tobin-Steuer, die zu Gunsten der Dritten Welt erhoben werden könnte, Ideen, wie eine Vermögensteuer anstatt einer Einkommensteuer sind gefragt. Solche Dinge würden Menschen helfen, die es nötig haben. Alles andere füllt nur Zeitungskassen, macht Social-Media-Beauftragte glücklich und vergrößert die ohnehin zu aufgeblähten Egos erstweltlicher Journalisten.

 

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Bildquelle: Samenwerkende Hulporganisaties