Resa Rot: Zeig mir deine Seele und ich zeig dir meine!
Für die Fotografin Resa Rot aus Leipzig ist im Grunde alles um sie herum Inspiration. Es ist der natürliche Fortgang des Lebens, der sie interessiert und inspiriert. Ihre Fotografien wirken intim, sensibel und sehr verletzlich, was wohl auch daran liegt, dass Resas eigene Gedanken und Gefühle, Ängste und Sorgen jedes Mal in ihre Fotos miteinfließen.
„Alles um mich herum inspiriert mich“
Die Ideen für ihre Fotografien, die sie übrigens strikt in Schwarz-Weiß aufnimmt, spiegeln Resas Sicht auf die Welt und werden durch die Persönlichkeiten und die Sichtweisen der Menschen, die sie vor der Linse hat, ergänzt. Obwohl auch die Natur eine Rolle in ihren Bildern spielt, lichtet die Künstlerin hauptsächlich Menschen ab. „Ich kann nur sagen, dass ich Menschen fotografiere, weil sie mir durchs eigene Menschsein nah sind – das klingt sehr banal, aber genau so ist es wohl.“
Im Gespräch mit ZEITjUNG verrät Resa, wie es ihr gelingt, mit fremden Menschen zusammenzuarbeiten und warum das Fotografieren eine Art Selbsttherapie für sie ist:
ZEITjUNG: Deine Models sind oft Fremde, die du in ihren Wohnungen besuchst. Was hilft dir dabei, die Distanz zu deinen Models aufzulösen? Wie entsteht Vertrauen zwischen Model und Fotografin?
Resa Rot: Mittlerweile arbeite ich gerne mit Menschen, die ich schon längere Zeit kenne. Ab und zu schreibt mich auch ein Modell an und wenn es zwischen uns passt, kommt es zu einer Zusammenarbeit. Meist ist das aber mittlerweile anders, fremd sind mir die meisten meiner Modelle nicht mehr, aber anfangs war das genau die Herausforderung: Menschen kennen lernen und mit ihnen gemeinsam ein Thema zu entwickeln. Man muss zuerst miteinander ins Gespräch kommen, vielleicht sogar das Fotografieren vorerst hinten anstellen. Findet man eine Ebene, auf der man sich begegnen kann, kann man das dann auch fotografisch umsetzen.
Deine Fotografien sind sehr sensibel und verletzlich. Spiegeln die Bilder deine eigene Seele wieder?
Ja und nein. Sie spiegeln wieder, was ich selbst empfinde, aber auch, was ich sehe oder wahrnehme. Fotografieren hilft mir, Gedanken und Gefühle sichtbar zu machen und dadurch auch zu verarbeiten. Insofern ist das Fotografieren für mich auch eine Art Selbsttherapie. Es ist immer noch ein großes Stück Arbeit für mich, auf Menschen zuzugehen. Mit meiner Fotografie möchte ich mir und meinen Modellen einen Raum bieten für alle Themen, die gerade da und vordergründig sind.
Warum fotografierst du deine Modelle gerne (fast) nackt?
Es kommt mir sehr natürlich vor und es ist auch viel einfacher. Kleidung hat meistens schon eine für sich stehende Aussage, es sei denn, sie ist sehr schlicht und tritt hinter den Menschen zurück.
Warum fotografierst du hauptsächlich in Schwarz-Weiß?
Vielleicht aus ähnlichen Gründen, aus denen ich meine Modelle gerne nackt fotografiere. Es hat etwas sehr Puristisches, es lenkt mich nichts ab. Ich kann mich auf Bewegung,Form und den Ausdruck von Emotionen konzentrieren.
Fühlst du dich hinter der Kamera sicher?
Nicht automatisch, nein. Hinter der Kamera bin ich erstmal allein. Wenn ich Glück habe, öffnen sich die Menschen vor meiner Kamera und ich kann sie als Mittel der Kommunikation nutzen. Im Grunde ist es einfach eine Möglichkeit, miteinander zu sprechen und sich gegenseitig zu verstehen. Darum dreht sich wohl letztlich alles Zwischenmenschliche. Ich mag es andersherum aber auch sehr, vor der Kamera zu stehen, ich habe tatsächlich auch häufiger als Modell „gearbeitet“. Dabei kann ich die Verantwortung für ein gutes Bild abgeben und einfach „sein“.
Worauf bist du bei deinen Fotografien besonders stolz?
Wenn es mir gelingt, etwas, das ich fühle und sehe, richtig zu übersetzen und in einem Foto tatsächlich sichtbar zu machen. Das klappt selten, aber dann ist es ein wahrer Glücksmoment für mich.