Schadstoffe in Sextoys – Passion Fruit klärt auf

ZEITjUNG: Worüber wollt ihr am dringendsten aufklären?

Nele: Dass sich der Nachhaltigkeitsgedanke nicht nur auf die Klamotten, die man kauft, bezieht, sondern dass man alle Konsumgüter ganzheitlich betrachtet und schaut, welche Ressourcen dafür aufgewendet werden müssen, welche Menschen etwas herstellen, und das Bewusstsein zu schaffen, dass, wenn zum Beispiel etwas wenig kostet, die Kosten anders getragen werden müssen.

Jochen: Für mich ist es die Tatsache, auf die wir uns in vielen Feldern stützen, dass viele Sexspielzeuge extrem schadstoffbelastet sind. Das ist etwas, das mich total überrascht und erschrocken hat. Abseits von den Sextoys, aber im Bereich der Sexualität finde ich es wichtig, dass man sich wirklich bewusst mit der eigenen Sexualität auseinandersetzt.

Toni: Bei mir ist es auch der Bereich der Gesundheit, den wir den Menschen näherbringen wollen, weil das Bewusstsein fehlt, sie aber trotzdem Sexspielzeug und Kondome benutzen. Deshalb finde ich es gut, dass wir nicht nur aufklären, sondern auch gleich Alternativen anbieten, weil sonst steht man wieder vor dem Problem: „Auf was muss ich jetzt wirklich achten?“ Wir versuchen auch, es offen und neutral anzusprechen und zu enttabuisieren. Jeder sollte seine Sexualität so ausleben, wie er möchte!

ZEITjUNG: Wie wird euer Angebot angenommen?

Jochen: Es ist noch nicht lange her, dass unser Onlineshop gestartet ist, deswegen denke ich, dass es sich aktuell noch schwer monetär messen lässt, wie gut es angenommen wird. Von dem, was wir persönlich mitbekommen haben und wie allgemein auf diese Thematik reagiert wird, sind es sehr positive Reaktionen.

Nele: Wir haben auch im Vorfeld, bevor wir die Webseite gelauncht haben, Umfragen durchgeführt, da war das Feedback auch schon sehr gut. Viele haben gesagt: „Nachhaltigkeit – darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht zum Thema Sexspielzeug.“ Wir haben coole, kleine Hersteller, das kommt auch im Umfeld gut an.

Toni: Es waren wirklich die wenigsten, die sich darüber schon einmal Gedanken gemacht haben. Aus dem Bauch heraus waren es 98 Prozent, die zum Beispiel noch nie etwas von Schadstoffen in Sexspielzeug gehört haben.

Nele: Das überrascht natürlich, weil es eigentlich Leute sind, die sich so einschätzen, dass sie sich Gedanken über Gesundheit und Nachhaltigkeit machen. Aber dadurch, dass dieser Teil gesamtgesellschaftlich tabuisiert wird, wird es auch in dieser Hinsicht nicht thematisiert.

Jochen: Wir haben den Eindruck gewonnen, dass für viele Menschen Nachhaltigkeit ein sehr relevantes Thema ist, und dass sich die gleichen Menschen auch mit der Sexualität gerne befassen. Diese Brücke zwischen beidem wird aber sehr selten geschlagen. Es sind für viele zwei klar abgetrennte Dinge.  

Toni: Viele gehen auch davon aus, dass eh darauf geachtet wird, welche Materialien verarbeitet werden und waren dann geschockt, dass es nicht so ist.