SCHLUSS MIT BASTELN! DIY – ABER ERNSTHAFT

Gehörst du auch zu denjenigen, die auf der Suche nach Ablenkung während der jüngsten Phasen von Lockdowns, Quarantäne und Selbstisolation festgestellt haben, wie viel Spaß es machen kann, mit eigenen Händen etwas zu erschaffen?

Falls ja, so bist du in guter Gesellschaft – Baumärkte waren die wohl größten Corona-Gewinner im Offline-Handel. Aber wahrscheinlich hast du ebenso irgendwo zwischen Wohnzimmer-Anstrich und zum Bücherregal ge-upcycelter Holzleiter festgestellt, dass man ohne anständiges Werkzeug aufgeschmissen ist.

Doch wo fängt man an, wenn manche Heimwerker nicht nur sprichwörtlich den Inhalt eines mittelgroßen Baumarkts besitzen und sich problemlos der Gegenwert eines Neuwagens in Werkzeug versenken lässt? Das mit der manchmal zweifelhaften Ersparnis von DIY haben wir ja bereits an anderer Stelle erläutert. Und was die Tools anbelangt: Wir haben dir da was vorbereitet. Die wichtigsten Basiswerkzeuge und Infos, mit denen du vom Bastler zum ernsthaften Selbermacher werden kannst. 

WAS DU BRAUCHST: EIN ARBEITSORT

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Schon, wenn du dir mal eine Palettencouch gezimmert hast, musstest du vermutlich feststellen, wie platzintensiv Selbermachen ist. Kein Wunder, dass die meisten Selbermacher eine Heimwerkstatt besitzen. Ob du diese als Mieter ebenfalls haben kannst, hängt vom Gebäude ab. Alternativ tun es aber meistens

  • zusätzlich anmietbare Kellerräume,
  • mit Strom ausgestattete Mietgaragen,
  • fertige anmietbare Hobbywerkstätten (oft ehemalige Profibetriebe).

Der Grund hierfür: DIY braucht nicht nur Platz, sondern macht eine Menge Schmutz und Lärm. Wolltest du in deiner Mietwohnung heimwerken, wärst du wahrscheinlich gezwungen, ausschließlich Handwerkzeuge zu nutzen – und selbst dann würdest du es dir vielleicht mit manchen Nachbarn verscherzen.

Ergo: Such dir nach Möglichkeit einen Raum, in dem du ungestört arbeiten kannst; zehn Quadratmeter mit Licht und Strom genügen bereits. Das hat nebenbei den unschätzbaren Vorteil, halbfertige Projekte einfach liegenlassen zu können, statt alles aufräumen zu müssen, weil du wieder wohnen möchtest.

WAS DU BRAUCHST: DIE RICHTIGEN TOOLS

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Heimwerken ist nur teilweise eines jener Hobbies, in die man so viel Geld stecken kann, weil mehr und teureres Werkzeug irgendwelches Statusdenken bedient. Vielfach steht hinter den üppigen Kollektionen vieler Heimwerker schlichte Notwendigkeit, weil viele Werkzeuge einen eher engen Nutzungsrahmen haben, innerhalb davon aber wirklich das beste Tool sind. 

Wir haben deshalb mit mehreren Heimwerkern aus dem Umfeld von ZEITjUNG gesprochen, um dir eine Liste möglichst universeller Werkzeuge zu geben. Alles kannst du damit nicht abarbeiten, aber wirklich sehr, sehr vieles.

  • Akkubohrschrauber mit verstellbarem Bohrfutter und mindestens 12 Volt Leistung, gern mit Schlagwerk. Achte am besten auf einen Hersteller, der auch andere Werkzeuge mit den gleichen Akkus verkauft. Dann kannst du Geld sparen, indem du Geräte ohne Stromspeicher erwirbst. 
  • Winkelschleifer 115 oder 125 Millimeter. Dank der vielen möglichen Scheiben und sonstigen Aufsätze ein potentes Universalwerkzeug, das in Sachen Drehzahl da anfängt, wo der Akkubohrschrauber aufhört.
  • Tauchsäge. Eine besser verstellbare und dadurch universellere Handkreissäge. Sie ist ebenfalls durch verschiedenste Kreissägeblätter für zahlreiche Materialien und Faserverläufe nutzbar.
  • Stichsäge. Der kleine, anders arbeitende Bruder der Tauchsäge für kleinere Schnitte und Radien.
  • Umfangreiches Bit-Set (Kreuz, Schlitz, Innen- und ggf. Außensechskant sowie Torx) mit Verlängerung und Handgriff. Das kannst du ebenso mit dem Akkubohrschrauber nutzen als auch als Stand-Alone-Schraubendreher. 
  • Je ein Bohrer-Set für Holz, Metall und Stein/Beton. Damit kannst du zudem Kunststoff und Ähnliches bearbeiten.
  • Zangen: Zwei Spitzzangen, eine Kombizange mit Seitenschneider, eine Beißzange und zwei mittlere Wasserpumpenzangen genügen. Kauf am besten gelb-rot isolierte Stücke mit VDE-Zeichen, die sind auch für Elektroarbeiten geeignet.
  • Messwerkzeuge: Je ein Gliedermaßstab („Zollstock“) und ein Maßband, dazu eine Wasserwaage. Achte jedoch auf eine möglichst hohe Genauigkeitsklasse (am besten I oder II; III ist eher ungenau).
  • Ein Set mit Schraubenschlüsseln. Nimm am besten Ring-Maul-Schlüssel. Die sind vielfältig nutzbar
  • Schlosserhammer. Kopfgewicht zirka 500 Gramm. Alternativ gern ein Dachdeckerhammer, mit dem kannst du eingeschlagene Nägel herausziehen.
  • Licht: Eine verstellbare Werkstattleuchte und eine Stirnlampe mit LED werden dir bei tausenden Projekten weiterhelfen.
  • Ein Schraubstock, am besten drehbar und mit einer kleinen Ambossplatte versehen. Besorg dir zudem noch ein paar günstige Schraubzwingen und du kannst sehr vieles anständig festhalten.

Dazu noch ein Zirkel, Bleistifte und je nach Projekt passende Werkzeugaufsätze für die Bohrmaschine und den Winkelschleifer und du kannst loslegen. Du musst das alles nicht in teurer Profiqualität kaufen. Achte jedoch schon aus Sicherheitsgründen darauf, die Sachen wenigstens in Baumarktqualität zu erstehen. 

WAS DU BRAUCHST: DAS THEMA SICHERHEIT

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Beim Heimwerken kann verdammt viel schiefgehen, was dich direkt in die nächstgelegene Notaufnahme befördert. Achte deshalb darauf, selbst den kleinsten Handgriff (die sind nämlich meist die gefährlichsten) nicht ohne Fokus auf Sicherheit durchzuführen:

  • Besorg dir eine vernünftige Schutzbrille oder ein Gesichtsvisier. Dazu eine geschlossene Kappe, dünne Mechanikerhandschuhe, einen Kapselgehörschutz, FFP2 oder -3-Masken und irgendeine Form von Sicherheitsschuhen – und lege die Sachen immer an.
  • Trage beim Heimwerken grundsätzlich strapazierfähige und enganliegende Sachen aus Naturfasern. Alternativ kannst du eine lange Handwerkerschürze aus Denim, Segeltuch oder Leder tragen. Hast du einen langen Bart oder ebensolches Kopfhaar, binde die Mähne zusammen. 
  • Gehe jeden nötigen Arbeitsschritt zuvor im Kopf durch, besonders bei Elektrowerkzeugen, und sei bei der Arbeit immer voll dabei – nicht schon beim nächsten Schritt oder deinem Date.

Dazu noch ein guter Rat: Ein anständiger Heimwerker hat immer einen Verbandskasten in Reichweite, falls er doch mal ausrutscht. 

WAS DU BRAUCHST: EIN ECHTES DIY-MINDSET

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Was unterscheidet einen Selbermacher mit Leib und Seele von anderen Menschen? Er fragt sich immer, ob er das nicht selbst erledigen kann. Dahinter steckt eine Mentalität, die weit über selbstgebaute Bänke oder einen in Eigenregie wieder gangbar gemachten Abfluss hinausgeht. 

DIY ist eine mit viel Kreativität versehene Form von Eigenverantwortung: Du liest dir gegebenenfalls durch, was du machen musst, und dann legst du los, ohne andere zu benötigen. Viele brauchen dafür erst einmal eine Portion Mut und Selbstvertrauen. Merke dir diesbezüglich jedoch eines: 

Fast alles, was um uns herum existiert, wurde von Menschenhand geschaffen. 
Wenn du das passende Werkzeug besitzt, dann ist tatsächlich nichts zu
schwierig – selbst, wenn du nicht den dahinterstehenden Beruf gelernt hast.

Doch wie bekommst du ein solches DIY-Mindset? Es ist eigentlich ganz einfach:

  • Verabschiede dich vor allem bei technisch simplen Dingen von dem Gedanken, sie fix und fertig zu kaufen. Wenn du künftig etwas haben möchtest, solltest du immer erst überlegen, ob du etwas Vergleichbares nicht selbst anfertigen kannst. Und scheu dich nie, bei Sperrmüll und Co. zu überlegen, was du davon upcyceln könntest.
  • Gewöhne dir die goldene Regel an: Miss zweimal, säge einmal. Ein guter Heimwerker misst immer mehrfach nach, bevor er die Säge ansetzt oder anderweitig nicht rückgängig zu machende Tatsachen schafft.
  • Suche dir eine Heimwerkergruppe auf Social Media oder ein ähnlich gelagertes Forum und werde Mitglied. Sei dir niemals zu schade, dort und anderswo um Rat zu fragen.
  • Abonniere Selbermacher-Channels auf YouTube. Sie sind nicht nur äußerst lehrreich, sondern sind eine unerschöpfliche Quelle für Inspiration aller Art.

Zudem solltest du dir immer wieder eines sagen: Jedes selbstgemachte Projekt ist ein Unikat. Es ist vielleicht nicht so perfekt wie etwas aus dem Geschäft. Gerade das macht jedoch seinen Charme aus.

WAS DU BRAUCHST: ERSTE ERFOLGSERLEBNISSE

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Du besitzt nun eine ziemliche Menge Werkzeug, wirst zwar sehr neugierig, aber als Selbermacher noch unerfahren sein. Wichtig ist es jetzt, dir durch einige erfolgreiche, aber simple Projekte Mut und Hunger auf mehr zu machen. 

  • Forme und schleife naturbelassene Holzbretter, bis du daraus schöne, individuelle Speise- und Schneidbretter für deine Küche angefertigt hast. Höherer Schwierigkeitsgrad: Leime Holzstreifen unterschiedlicher Optiken zusammen und lege dann los.
  • Suche dir im Fachhandel eine richtig coole Duscharmatur für dein Bad aus; gern eine mit zusätzlicher Regenbrause. Die baust du bei dir ein – behalte das alte Stück aber, falls es zum Mietobjekt gehören sollte.
  • Besorge dir passendes Holz und fertige dir einen kleinen Beistelltisch für den Balkon an. Ihn kannst du zudem lackieren oder anstreichen, um dich auch darin zu üben.
  • Entferne bei ausgeschalteter Sicherung die Blenden deiner Steckdosen und Lichtschalter. Dann schrubbst du sie mit etwas Zahnpasta und Seife und einer Bohrmaschinen-Polierscheibe, bis sie wieder wie neu glänzen.
  • Überlege dir, in welchem Zimmer du den Fußboden gar nicht mehr magst. Dann tauschst du ihn gegen einen aus Laminat oder Vinyl aus. 
  • Schau im Baumarkt nach günstigen Küchenarbeitsplatten. Damit und weiteren Holzteilen baust du dir einen De-Luxe-Schreibtisch für dein Home-Office.
  • Besorge dir Holz oder Kunststoff. Daraus bastelst du eine sichtschützende Abdeckung für deinen WLAN-Router, die trotzdem die Funkwellen nicht stört.

Wichtig ist, dich selbst anzutreiben. Versuche, in den ersten Wochen jeden Tag ein bisschen an einem Projekt zu feilen. Gern kannst du dich selbst dabei dokumentieren. Dann siehst du nach kurzer Zeit bereits Fortschritte. Und dann gilt: Sky is the limit. Für einen echten DIY-Adepten gibt es nichts, was unmöglich ist. 

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