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Eine Schule ohne Regeln – ein Vorbild für uns alle?

Hannah dagegen sieht Probleme:

Contra

Ich finde das Konzept der Schule nicht per se schlecht. Man sieht im Film, dass es für einige der Schüler gut funktioniert, und die SFE hat mit ihrem Konzept ja auch einige Jahrzehnte überstanden. Aber die Schule als Vorbild für alle anderen Schulformen zu nehmen, wäre falsch. Ich denke, dass die SFE funktioniert, weil dort nur die Leute hingehen, die es auch freiwillig wollen. Für sie ist ihre Schulpflicht schon beendet, deswegen haben sie eine andere Motivation, dem Unterricht zu folgen und auch selbst zu gestalten. Wenn man aber eine Gruppe 15-Jährigen pubertierenden Schüler in so eine Schule setzt, die eh nicht so wirklich Bock auf Lernen haben, werden sie die Freiheiten einer solchen Schulform ausnutzen. Keine Noten, keine Anwesenheitspflicht, die Lehrer sind eh gechillte Kumpel und man kann entscheiden, was man lernen will ( in diesem Fall wahrscheinlich oft nichts) – wenn das kein Aufruf ist, sich einfach so richtig zu gönnen, dann weiß ich auch nicht.

 

Gibt es zu viel Freiheit?

 

Selbst die Erwachsenen im Film kommen mit so viel Freiheit nicht klar: Im Sommer sind die Klassenzimmer so gut wie leer, geputzt wird von ihnen irgendwann auch nicht mehr, wichtige Dokumente verschwinden einfach. Und das sind Erwachsene, die eben schon gemerkt haben, wie das Leben aussieht, wenn die Bildung oder ein Abschluss fehlen; wie soll es da den Kindern erst gehen, die noch die Vorstellung haben, dass es im Leben auch irgendwie so funktioniert? Nicht falsch verstehen, klar geht das! Man sollte schon wissen, was man tun möchte und sich damit auch durchsetzen, aber Bildung und ein Abschluss in der Hand machen vieles leichter oder überhaupt erst möglich. Kann nämlich auch nicht jeder Instagram-Influencer werden und so einen Haufen Geld verdienen, ne?

 

 

Keine Noten, keine Ahnung

 

Für mich gehören zur Schule auch einfach Noten dazu. Ich weiß, dass viele Leute Noten total bescheuert finden, aber deren Argumente habe ich noch nie verstanden. Woher soll man sonst wissen, ob man etwas gewusst hat, oder eben nicht? Man kann von den Lehrern nicht verlangen, dass sie in einer Klasse mit 26 Schülern mit jedem in einem Einzelgespräch die Fehler durchgehen. Anhand der angestrichenen Fehler sollte es relativ offensichtlich sein, wo das Problem lag, und wenn man dann noch Fragen hat, sprich ja nichts dagegen, die zu stellen.

Dass es an der SFE funktioniert, ist kein Argument. Ich darf daran erinnern – dort gehen 200 Schüler zur Schule. Die Klassen sind sehr klein, die Lehrer haben so die Möglichkeiten, noch intensiver auf die Schüler einzugehen. So wie die Situation jetzt ist, ist das aber im Ganzen gesehen an normalen Schulen nicht so. Und es ist fraglich, ob sich das ändert.

 

Soll Schule erziehen?

 

Überhaupt funktionieren an der SFE nur deswegen bestimmte Konzepte, weil die Schule so klein ist. Wie soll man sich zum Beispiel eine Versammlung der ganzen Schule vorstellen, bei der auch alle mitdiskutieren sollen und mit entscheiden sollen, wenn dort dann über 1000 Leute sitzen? Ich halte mir jetzt schon mal die Ohren zu. Die SFE kann aufgrund ihrer Größe auch die Aufgabe übernehmen, die Menschen dort in gewissen Maßen zu erziehen und ihnen Verantwortung beizubringen. Sorry, aber es ist eigentlich immer noch Aufgabe der Eltern, ihre Kiddies zu erziehen. Wenn sie das nicht können, ist das nicht die Aufgabe der Schule, sie ready fürs Leben zu machen.

 

Fazit

 

Für mich wird das Modell der SFE immer eine Ausnahme bleiben. Eine Ausnahme, die für Randgruppen funktionieren kann, die Leuten helfen kann, die eigentlich schon den Anschluss verpasst haben. Aber auf keinen Fall kann dieses Modell ein Vorbild für alle Schulen sein.

Wie man aber auch am Text von Heiko gesehen hat, ist das natürlich nicht der letzte Satz, der gesagt ist. Und wer weiß schon, wie es in 20 Jahren aussehen wird?

 

Der Film „Berlin Rebel High School“ erscheint am 11. Mai 2017 in ausgewählten deutschen Kinos.

 

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Bildquelle: MyStock.Photos/Pexels unter CC0 Lizenz