Schülerinnen beim Lernen

Schulnoten: Unzeitgemäß und überholt oder notwendiges Übel?

Schulnoten sind bei Pädagog*innen und Bildungswissenschaftler*innen ein umstrittenes Thema. Die einen sehen in ihnen nach wie vor eine gute Möglichkeit, Leistungen und Fähigkeiten zu messen und die anderen betrachten sie als unnötiges Druckmittel, das zum Bulimielernen antreibt und für das es mittlerweile viel bessere Bewertungsalternativen gibt. Aber wie könnte ein Unterricht ohne Schulnoten überhaupt aussehen? Und welche konkreten Mittel zur Bewertung von Leistungen gibt es fernab der Zahlen 1-6?

Ich persönlich muss zugeben, dass ich es durchaus begrüßen würde, wenn eine Alternative zur Bewertung der Leistungen von Schüler*innen eingeführt werden würde, da mir diese Art der Leistungseinschätzung in meiner Schulzeit schon immer verhasst war. Zu oft kann ich mich daran erinnern, dass einige meiner Mitschüler*innen einen halben Nervenzusammenbruch bekamen, wenn sie eine Note erhielten, die ihren eigenen Ansprüchen nicht entsprach. Viele dachten schon viel zu früh darüber nach, inwiefern die Zensuren mal einen Einfluss auf Studien- und Berufswahl nehmen könnten. Vielen waren die Schulnoten auch Anlass, sich mit anderen zu vergleichen und nicht wenige fühlten sich schlecht, wenn sie bemerkten, dass sie dem Leistungsdurchschnitt der Klasse hinterherhinkten. Häufig wird vonseiten der Befürworter argumentiert, dass die Schulnoten den Schülern Orientierung geben und sie zu besseren Leistungen anspornen. Dabei wird aber häufig übersehen, dass schlechte Noten ebenfalls Auswirkungen auf die Lernmoral haben und eher demotivierend wirken können. So habe ich persönlich spätestens nach der dritten 6 in Mathe die schlechten Noten als Normalzustand akzeptiert und habe keinen Sinn mehr darin gesehen, es weiter zu probieren. 

Lernen um des Lernens Willen?

Weiterhin ist es ebenfalls wichtig, sich die Frage zu stellen, welche Auswirkungen die Schulform auf die Persönlichkeit der Schüler*innen hat. So wird in einem rein leistungsorientierten Unterricht der Fokus darauf gelegt, dass die Lernenden bestmögliche Leistungen erbringen und gute Noten erzielen. Das kann Schüler*innen aber Grund zur Annahme geben, dass genau dieses das primäre Ziel des Lernens ist. Wenn das aber der einzige Sinn ist, sich mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen, kann das leicht zum Bulimielernen führen. Zudem kann es die Schüler*innen dazu ermutigen, eher auf konventionelle Wege in der Problemlösung zurückzugreifen, da das Ausprobieren von Neuem Angst auf schlechtere Noten machen könnte. Außerdem ist es fraglich, welche Werte vermittelt werden, wenn Schüler*innen das Gefühl haben, das wichtigste an der Schule wären die Noten, die sie erhalten und dem Druck ausgesetzt sind, sich ständig profilieren und mit anderen vergleichen zu müssen. Dass das nicht gerade förderlich für die Entwicklung von grundlegenden sozialen Kompetenzen wie Team- und Empathiefähigkeit sein kann, liegt eigentlich auf der Hand.