Die Wohnungssuche in München wird für viele zur Herausforderung

Eine Herde voller schwarzer Schafe: Wohnungssuche in München

München: Das hört sich für viele Menschen aus den bayerischen Provinzen rund um die Landeshauptstadt nach Freiheit und Abenteuer an. Sonst ist hier schließlich auch nicht viel geboten. Aber die Wohnungssuche in der Großstadt ist ein Balanceakt zwischen ganz viel Glück und einer Herde schwarzer Schafe.

München ist im europäischen Vergleich die zweitteuerste Stadt für den Immobilienkauf. Etwas teurer ist nur Paris. Das ergab eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte. In München müssen Käufer*innen neuer Wohnungen durchschnittlich 10.500 Euro pro Quadratmeter zahlen. Aber auch die Mietpreise sind nicht ohne: 18,90 pro Quadratmeter kann das schon einmal kosten. München ist damit die teuerste Stadt Deutschlands. Darunter leiden vor allem auch Student*innen.

„Ich suche seit vier Monaten nach einer Wohnung“, erzählt Luis. „Bei einer Einzimmerwohnung muss man schon mindestens 500-600 Euro in die Hand nehmen.“ Obwohl seine Eltern ihn unterstützen, muss der 23-jährige BAföG und ein zusätzliches Studienkredit beantragen. Die Preise sind aber nicht Luis einziges Problem. „Bisher habe ich noch nicht einmal irgendeine Wohnung gefunden“, sagt er. Im Oktober beginnt er zu studieren, jetzt ist September. Die meisten Vermieter*innen haben ihm gar nicht geantwortet, bei den Wohnheimen steht er auf einer Warteliste. „Das kann für ein Einzelappartement schon so sechs bis sieben Semester dauern“, meint er. Also bleibt eigentlich nur die private Suche. Die sollte man wohl aber besser Bewerbung nennen. „Die Vermieter*innen wollen eine Schufa meiner Eltern, Vermögensauskünfte von mir und meinen Eltern, Einkommensnachweise der letzten drei Monate, eine Bürgschaft, Selbstauskunft und Ausweiskopie“, erzählt Luis. „Als Student hat man da schlechte Chancen.“ Besichtigungen und Zwischenmenschlichkeit spielen keine Rolle mehr.

Das Profil des Vermieters war einen Tag später gesperrt

Aber was hat München, was das Wohnen so teuer und die Suche so schwierig macht? München gehört zu den stärksten Wirtschaftsräumen Deutschlands. Immer mehr Menschen wollen in der Landeshauptstadt wohnen, während die verfügbare Fläche knapper wird. Das hat hohe Preise und einen Umzug ins Umland zur Folge. Auch in Erding, Freising und anderen Städten wird es immer teurer.

Luis hat auch in diesen Städten nach einer Wohnung gesucht, gefunden hat er nichts. Man braucht Durchhaltevermögen, Zeit und eine gehörige Portion Glück „Vorgestern hat mir endlich ein Vermieter geantwortet. Seine Mail war aber richtig komisch. Er sei im Ausland und lebe gar nicht in Deutschland.“ Einen Tag später war das Profil des Vermieters wegen unangemessener und betrügerischer Aktivitäten gesperrt. Schwarze Schafe unter den Vermieter*innen gibt es häufiger als gedacht. 

„Ich war so froh, endlich eine Wohnung gefunden zu haben“, schreibt eine Userin auf Instagram. „Plötzlich hat der Vermieter mich gefragt, ob ich denn nicht bereit wäre, auch anderweitig zu bezahlen. Die Wohnung habe ich nicht genommen.“ Sexismus bei der Wohnungssuche ist ein großes Problem. Man liest von Vermietern, die Kameras in den Wohnungen verstecken und dann nur junge Frauen einziehen lassen, von alten Männern, die sich als junge Studenten ausgeben. „Ich habe dem Vermieter ganz normal meinen Einkommensnachweis geschickt“, erzählt eine andere. „Er wollte ein Ganzkörperbild.“ Aber was dagegen tun? Viel kann man wohl nicht machen. In Berlin gibt jedoch zum Beispiel ein Portal, das wohnungssuchende Frauen schützt sowie Facebook-Gruppen, an die Frauen sich wenden können, wenn sie nicht allein zu einer Wohnungsbesichtigung gehen wollen. 

Luis wäre froh, wenn er wenigstens einmal zu einer Besichtigung eingeladen werden würde. Die nächsten Wochen wird er weitersuchen, etwas anderes bleibt ihm schließlich nicht übrig. „Schlimmstenfalls muss ich die ersten Wochen in eine Jugendherberge ziehen“, meint er. Seinen Studienbeginn hat er sich anders vorgestellt.

Mehr zum Thema:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: RODNAE Productions von Pexels; CC0-Lizenz