Wohnungssuche

Hassobjekt: Wohnungssuche

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autoren nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: die gute, alte Wohnungssuche.

Meine beste Freundin und ich müssen uns gerade zeitgleich mit dem doch sehr unliebsamen Thema der Wohnungs- beziehungsweise WG-Suche in Berlin auseinandersetzen. Jeder, der schon einmal in Berlin oder in wahrscheinlich jeder x-beliebigen anderen Großstadt in Deutschland nach Wohnungen gesucht hat, weiß: Es ist belastend.

Im Fall Berlin beschränken sich die Bezirke, in denen man als junge*r Student*in leben will, wahrscheinlich auf Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Neukölln und Friedrichshain. Vielleicht noch Schöneberg oder Tempelhof, Charlottenburg von mir aus. Je nachdem, was einem gefällt. Dasselbe gilt bestimmt für jede andere Stadt. Es gibt Gebiete, in denen man wohnen will – und Gebiete, in denen man nicht wohnen will.

Die Gebiete, in denen man wohnen will, sind normalerweise geradezu lächerlich teuer. Na klar bezahle ich 800 Euro für ein 15-Quadratmeter-WG-Zimmer in Prenzlauer Berg – einfach nur, weil es in Prenzlauer Berg ist. Gar kein Problem!

Die andere Option ist, in eine Gegend zu ziehen, in die man einfach nicht ziehen will. Denn klar: Es ist natürlich auch möglich, weniger zu bezahlen – wenn man darauf steht, halb im Dorf zu leben, Achims Mitte 50 als Nachbarn zu haben, die sich auch genau wie typische Achims Mitte 50 verhalten, und um 22 Uhr keine Musik mehr hören zu dürfen, weil ansonsten die Polizei gerufen wird. Vom Weg ins Zentrum mal ganz zu schweigen. Viel Spaß in U-, S- und Straßenbahn – für etwa eine Stunde pro Strecke.

Selbstverständlich gibt es auch einige Perlen in der Immobilienlandschaft: schöne Wohnung in guter Lage für wenig Geld. Okay, seien wir ehrlich: nicht für wenig Geld. Aber zumindest bezahlbar. Gute Kombi also. Blöd nur, dass auf ein solches Prachtexemplar etwa 100 schlechte Angebote kommen. So ein Angebot überhaupt nur zu finden, ist also schwer genug – ganz zu schweigen davon, dann auch tatsächlich das Glück zu haben, die Person zu sein, die die Wohnung oder das Zimmer bekommt. Schließlich schaut man das Objekt nicht allein, sondern gemeinsam mit etwa 500 weiteren Interessenten an. Da entsteht definitiv gleich eine vertraute Atmosphäre.

Eine ehemalige Kollegin von mir hat einfach vier Jahre gebraucht, um in Berlin eine Wohnung zu finden, die a) bezahlbar ist, die ihr b) zusagt, und die sie dann c) auch tatsächlich bekommen hat – und selbst da gab es einen Haken, denn die neue Wohnung war nicht in einem coolen Kiez in ihrem geliebten Kreuzberg, sondern ein bisschen am Arsch der Welt.

Also, Fazit: Man bekommt wohl nie so ganz das, was man sucht. Und falls doch, hat man dafür wahrscheinlich entweder Mitbewohner, die so laut Sex haben, dass man gleich wieder ausziehen will, oder Nachbarn, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben als aus dem Fenster zu schauen und dich argwöhnisch beim Kiffen zu beobachten.

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Bildquelle: Emre Can Acer via Pexels, CC0-Lizenz