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Eine Liebeserklärung an: Die Serie „Love“

Apatow, Kopf hinter der Serie „Girls“ und Regisseur und Drehbuchator einiger erfolgreicher Komödien, hat mit Love sein Meisterstück hingelegt. „Die Kürze von Filmen hat mich immer schon frustriert“, sagte er dem SPIEGEL.“ Man kann in zwei Stunden nur eine begrenzte Tiefe erreichen. Ich bin ein großer Fan von Serien wie „Mad Men“ oder den „Sopranos“, denn es macht großen Spaß, zu wissen, dass du dir über Zeitbeschränkungen keine Sorgen machen musst.“ Und das merkt man seinem Werk an. Oder besser: seinen Figuren.

Da ist zum einen Gus Crukshank, der aussieht wie ein junger Woody Allen und der so tollpatschig und neurotisch durchs Leben geht, dass man einen Moment braucht, sich im Meer der gutaussehenden Macho-Typen des Fernsehens und Kinos an ihn zu gewöhnen. Dann aber, irgendwann zwischen seinen Mühen und seinem immer gutherzigen Gebaren, berührt er uns plötzlich. Unmittelbar beginnt man, die Tiefe seiner Figur zu begreifen. Denn vielmehr als um seine zweifelsohne urkomischen Sätze – man merkt, dass sein Schauspieler Paul Rust eigentlich Comedian ist – ist es seine Melancholie, die es schafft, die Herzen der Zuschauer zu treffen. Er träumt, in einem Hipster-Viertel L.A.s lebend, davon, den Durchbruch als Drehbuchautor zu schaffen. Die Realität sieht anders aus: Er arbeitet als Privatlehrer einer minderjährigen Darstellerin am Set einer Hexenserie, die weit davon entfernt ist, im Feuilleton der Zeitungen positiv besprochen zu werden.

Er, der Träumer, der zu Beginn der Serie von seiner Fast-Verlobten verlassen wird, weil er einfach zu nett, zu einengend in seinem Auftreten ist, trifft auf Mickey Dobbs, tough, Job beim Radio und mit Hang zu leichten Drogen. Auch sie erlebt zu Beginn der Serie eine Trennung, von einem selbst- und drogensüchtigen Muttersöhnchen. Die Ausgangslage ist klar: Zwei auf ihre Weise in der Großstadt verlorene Suchende treffen frühmorgens in einer Tankstelle aufeinander. Die Chemie der Darsteller (neben Rust die großartige Gillian Jacobs) würde harmonieren, heißt es oft in Filmkritiken. In diesem Fall muss man es anders formulieren. Die beiden harmonieren so offensichtlich nicht, dass sie etwas wunderbar Neues schaffen: unkonventionelle Dialoge, ständige Komik – und absolute Offenheit in ihren späteren Konflikten.

Sie, so viel sei verraten, verlieben sich ineinander, ständig verfolgt von den Wirrungen ihrer beider Leben. Beide wollen es gut machen, richtig, und geraten genau dadurch in viele schwierige Lagen. Die Serie ist voller schräger Einfälle, kippt dennoch selten in Slapstick ab, auch wenn die Bewegungen von Rust alleine schon manchmal wie eine Parodie des Intellektuellen-Tollpatsches daherkommen.