Sex-Detox: Besserer Sex durch Verzicht?

Sex in Musikvideos, Sex in der Serie und Sex in der Werbung: Sex scheint allgegenwärtig. Doch was passiert, wenn man mal bewusst darauf verzichtet? Sex-Detox soll das Sexleben von Pärchen und Singles positiv beeinflussen. 

Bei dem Wort Detox kommt einem erstmal nicht unbedingt Sex in den Kopf. Detox steht normalerweise für eine gesunde Ernährung. Ziel ist es, den Körper zu entgiften. Ebenso wie bei einer konventionellen Detox-Kur soll ein Sex-Detox dazu verhelfen, ein sensibilisiertes Körpergefühl zu bekommen und den Körper besser kennenzulernen. Durch den Verzicht auf sexuelle Handlungen soll sich der Körper mehr auf das Wesentliche konzentrieren und im Folgenden den Sex intensiver erleben. 

Der Druck, Sex haben zu müssen

Deutschland ist im weltweiten Vergleich auf Platz 9 der durchschnittlichen PornHub-Nutzung. Sex ist schon lange allgegenwärtig. Die Sexualtherapeutin Ines Schweizer berichtetet gegenüber der femelle, dass immer wieder verunsicherte Paare in ihre Praxis kommen. Der scheinbar ständig abrufbare Sex und die unrealistische Darstellung verändern die Erwartungshaltung und bauen Druck auf. Der Druck, allzeit bereit sein und regelrecht performen zu müssen, beeinflusst die Sexualität. Die Hamburger Sexualpädagogin Gianna Bacio äußert sich gegenüber der ZEIT ONLINE über den Leistungsdruck innerhalb einer Leistungsgesellschaft, der auch vor dem Sexleben nicht Halt macht. Sie kritisiert die Tatsache, dass wir in unserer Gesellschaft häufig Vergleiche anstellen und anhand dessen unsere Beziehungen beurteilen. Beide erwähnen die Unsicherheit ihrer Klient*innen im Hinblick darauf, wie häufig man in einer Beziehung Sex haben sollte. Könnte es sich also lohnen, auf Sex zu verzichten, um dem Druck zu entgehen?

Reset: Kein Sex als Neuanfang

Durch Sex-Detox soll es möglich sein, Bedürfnisse besser zuordnen und benennen zu können. Ermöglicht wird dies offenbar durch die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Lust sowie durch den ausbleibenden Druck, für seine*n Partner*in performen zu müssen. Der Reiz des Verbotenen ist uns allen bekannt. Ähnlich wirkt sich laut der Cosmopolitan der Sex-Detox auch auf Pärchen aus: Die Lust auf Sex steigt. Ein sogenannter „Reset“ in der Sexualität ist aber nicht nur für Pärchen geeignet. Sex-Detox ermöglicht Alleinstehenden, sich von ständigen One-Night-Stands zu lösen. Auch der Verzicht auf Masturbation ist Teil der Enthaltsamkeit. Die TV-Sexexpertin Paula Lambert hält einen Sex-Detox für besonders sinnvoll, wenn man auf dem falschen Weg ist und einen neuen Fokus finden möchte: Auch sie hält Sex-Detox für eine gute Idee, um sich gezielt mit sich selbst auseinanderzusetzen, auch wenn die Zeit ohne Sex natürlich nicht für jede*n einfach ist. Letztendlich macht wohl nur der Versuch klug.

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Bildquelle: cottonbro studiovia Pexels; CCO-Lizenz