Sex und Soda: Jede*r Bekommt mal ne Abfuhr!

In dieser Kolumne schreibt Mila Bach über die prickelnden und weniger prickelnden Momente im Leben. Diesmal geht es um Abfuhren.

Bevor ich mich vor zwei Jahren wieder in das aufregende und zugleich angsteinflößende Singleleben stürzte, habe ich eine Rechnung nicht ganz bedacht: Wer viele Dates hat, bekommt auch mehr Abfuhren als sonst.

Und wie bei vielen anderen negativen Erlebnissen im Leben, bleibt auch ein Korb länger im Gedächtnis als ein gelungenes Date. Schade eigentlich. Zeigt aber um so mehr, dass man sich damit auseinandersetzen sollte und das Gefühl des angekratzten Egos akzeptieren muss. Denn das haben wir alle nach einer Abfuhr, wenn auch nur für eine Millisekunde: Einen Riss im Ego. Dabei ist die Verletzung natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manchmal spür ich nur ein kleines Zwicken, einen winzigen Nadelstich. Ein anderes Mal stelle ich meine ganze Persönlichkeit infrage und denke, dass mich nie mehr jemand lieben wird. Dezent dramatisch.

Abfuhren: 3 Körbe, 3 Gefühle

Jeder erlebt beim Dating Zurückweisung. Wer anderes behauptet, lügt. Deshalb erzähle ich jetzt von drei verschiedenen Abfuhren, die ich in letzter Zeit erlebt hab. Auch um zu zeigen, dass es in Ordnung ist. Man muss nicht jedem gefallen.

Korb 1

Ich war mit einem Pärchen zu einem Dreier verabredet. Die beiden wollten sich unbedingt mit mir treffen und schrieben mir, wie sehr sie sich auf mich freuen. Am Tag vor dem Treffen fragte mich die Frau sogar noch, welchen Wein ich denn gerne trinke und meinte, dass sie Antipasti vorbereitet hätte. Sehr nett, die freuen sich ja wirklich. Dachte ich.
Am Tag des Dates hörte ich bis nachmittags nichts von den Zweien. Weil wir keine genaue Uhrzeit ausgemacht hatten, schrieb ich der Frau eine Nachricht: Nichts. Blaue Hacken. Wieder Nichts.

Gut, nach zwei Stunden schrieb ich dem Mann eine Nachricht, denn der Abend rückte näher. Auch hier: Blaue Hacken. Keine Antwort. Langsam spürte ich Wut in mir aufsteigen. Sie haben mich um einen Orgasmus und einen Samstagabend beraubt. Und das geht zu weit. Wütend grummelte ich mich in die Decke ein, fühlte mich schlecht und mein Ego war ein paar Zentimeter kleiner. Am nächsten Tag begriff ich, dass es wohl eher an den Beiden als an mir lag. Ich habe nie mehr was von ihnen gehört. Mein Verdacht: Die hatten einfach Schiss. 

Korb 2

Die zweite Abfuhr traf mich schon etwas mehr. Ich traf einen Mann bei ihm zu Hause zum Brunch. Schon davor haben wir uns darüber unterhalten, dass wir eine Freundschaft Plus suchen, was Unkompliziertes. Als ich zu ihm kam, war ich begeistert. Er hatte alles aufgetischt, was man sich bei einem guten Brunch wünscht. Er war offen, redete viel und sah gut aus. Weil alles passte und ich mich wohl fühlte, schliefen wir nach Brötchen, Spiegeleier und Schaumwein miteinander. Auch das passte. Dachte ich.
Nach zwei Tagen schrieb er mir, dass er es ganz „cool“ fand, aber es für eine Freundschaft Plus für ihn nicht gefunkt hätte. Und obwohl mir nicht viel an ihm lag, ging das Gedankenkarussell los: War ich nicht gut im Bett? Hätte ich was anders machen sollen? Bin ich nicht hübsch genug? Das hielt ungefähr ein paar Tage an, danach konnte ich meine Gedanken wieder klären. Am Ego kratzte es trotzdem.

KORB 3

Die letzte Abfuhr verletzte mich am meisten, obwohl sie die respektvollste war. Ich traf mich zwei Wochen intensiv mit einem Mann. Wir verbrachten jeden zweiten Tag beieinander und liebten die Gespräche, den Humor und den Sex. Alles wunderbar. Dachte ich.
Nach dieser aufregenden Zeit schrieb er mir eine ausführliche und liebevolle Nachricht. Er hätte eine andere Frau kennengelernt, die die gleichen Werte wie er teilt. Das war nämlich unser Problem. Wir verknallten uns in Blitzeile, obwohl wir vollkommen andere Dinge im Leben wollten. Seine Abfuhr tat weh, war aber so bedacht und wertschätzend formuliert, dass ich nicht mal sauer war, dass sie über Whatsapp kam. Danach hatten wir noch ein persönliches Treffen, in dem wir alles in Ruhe klärten. Obwohl ich mich von der Zurückweisung lange erholen musste, war es die traurigste, aber schönste Abfuhr, die ich je bekommen habe.

Neben diesen Abfuhren habe natürlich auch ich den ein oder anderen Korb verteilt. Und ich kann mich auch nicht von Sünden freisprechen. Ich habe schon direkt gesagt, dass es nicht funkt, aber ich habe auch schon Männer geghostet. Uncool, ich weiß. Das waren jedoch nicht nur Typen, die eine Katastrophe waren. Das waren auch sehr nette, kluge und lustige Männer. Doch manchmal muss nur ein Geruch, eine Geste, eine Einstellung nicht zusammenpassen und die Anziehung ist verloren. Und das ist in Ordnung. Man muss und soll nicht jedem gefallen. Wie langweilig das wäre…