Ein Hetero-Pärchen hat Sex, die Frau ist am Handy

Sex und Soda: Musik beim Sex – Ja oder nein?

In dieser Kolumne schreibt Mila Bach über die prickelnden und weniger prickelnden Momente im Leben. Diesmal geht es um die Frage, ob man beim Sex Musik hören sollte oder nicht.

Für mich gibt es drei Sachen, für die es sich zu leben lohnt: Essen. Schlafen. Sex. Konkurrenz macht diesen drei grandiosen Erlebnissen nur Musik. Man müsste meinen, eine Verbindung von Musik und den drei anderen Dingen könnte nichts anderes als überwältigend sein. Essen und Musik? Kann man machen, muss man aber nicht. Schlafen und Musik? Eher kontraproduktiv. Sex und Musik? Da wird’s interessant!

Wenn ich es zusammenrechne, höre ich am Tag mehrere Stunden Musik. Direkt nach dem Aufwachen mache ich meine Playlist an, die mich beim Duschen, Fertig machen und Frühstücken begleitet. Bin ich im Home-Office, lass ich sie den ganzen Tag laufen. Bin ich in der U-Bahn, kommen als erstes die Kopfhörer rein. Habe ich aber Sex, ist sie meistens aus. Wieso eigentlich?

Riskante Playlist

Ein sexueller Moment ist so fragil, wie eine Pusteblume. Ein falscher Hauch und er löst sich auf. Wie oft ist die Stimmung raus, wenn mal wieder nach dem Kondom gesucht wird oder noch schnell jemand vorher ins Bad muss? Und auch ein lautes Bauchknurren oder ein Schluckauf können Räuber der sexuellen Energie sein. Verständlich, dass ein falscher Song die Stimmung sofort in Luft auflösen kann. Meine geliebte Playlist, die 13 Stunden mit Musik füllen kann, bereitet mir oft Freude – aber eben nur mir. Und da ist so viel zusammengemixt, dass es höchst riskant wäre, sie während erotischen Stunden anzumachen. Wenn Lenny Kravitz mit „It ain’t over’til it’s over“ läuft, ist das vielleicht noch ganz stimulierend. Wenn aber als nächstes K.I.Z. kommt, wäre zumindest bei mir die Stimmung raus. Und wenn dann auch noch meine Pop Guilty Pleasures Nelly Furtado oder Avril Lavigne laufen, würde ich mich wohl eher schämen als mich der schamlosen Lust hinzugeben. Also, Achtung bei der Lieblingsplaylist! Die kann für peinliche Momente sorgen.

Seltsam, aber heiß

Wenn man in einer Beziehung ist, können sich beim Sex auch in Richtung Musik seltsame Verhaltensweisen entwickeln. Mein erster Freund und ich hatten eine Zeit, in der wir immer die Stereoanlage (!) mit dem Album „Light Grenades“ von Incubus voll aufdrehten, wenn es heißer wurde. Wenn ich heute diese melancholischen, traurigen Alternative-Rock-Lieder höre, wird mir nicht nur warm ums Herz, sondern auch in der Hose. Konditionierung eben. Genauso verhält es sich mit Justin Timberlake, der auch eine Zeit lang für die vergnüglichen Stunden herhalten musste. Man merkt, mein Musikgeschmack besitzt keinen roten Faden. Während der Corona-Pandemie ist mir noch eine Art von Musik eingefallen, die mich seit neuestem wuschig macht. Club-Musik! Damit meine ich J.Lo., Sean Paul, Pit Pull und wie sie alle heißen. Sofort werde ich gedanklich zurück in die schlechtbelüfteten Clubs gebeamt. Zu viel Gin Tonic im Blut. Zu viel Bronzer auf den Wangen. Und sehr viel Freude im Gesicht. Die Endorphine beim Tanzen machten high und jeder schien auf der Attraktivitätsleiter zwei Sprossen nach oben geklettert zu sein. Die One-Night-Stands vermisse ich zwar nicht, aber das aphrodisierende Gefühl davor. Ausgelöst durch schlechte Club-Musik.

Wann die Box besser aus bleibt

Sex mit Musik ist toll, kann aber auch in die Hose gehen. Leider nicht im wahrsten Sinne des Wortes. Welche Musik gespielt werden sollte, hängt auch mit dem Grat der Beziehung zu dem Sexpartner zusammen. Bei einem ersten Date fände ich es sehr unangenehm, wenn der Mann Liebeslieder anmacht. Bei einer fünfjährigen Beziehung kann das schön sein. Auch bei Chartmusik á la Ariana Grande oder Mark Forster würde ich mein Date bitten, die Musik auszumachen. Von Schlager wollen wir gar nicht erst anfangen. Ich persönlich finde leisen melodischen Elektro ganz gut oder ein bisschen Jazz, für die ganz Kultivierten. Richtig aufregend wird es aber erst, wenn man die Musik ausmacht – und nur den spannenden Geräuschen beim Sex lauscht. Auch das kann Musik für die Ohren sein!

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Bildquelle: Pexels; CCO-Lizenz