So läuft Sexdating mit Paaren

Nachrichten über Nachrichten. Schöne Körper über schöne Körper. Und ganz viel Interesse. Ein paar von ihnen schreibe ich selbst an, die Mehrheit aber schreibt mich an. Am meisten bin ich von der höflichen und netten Umgangsart überrascht. Kein unmotiviertes „Hey“, kein sofort reduzierendes „geile Titten“, sondern herzliche Nachrichten, die genauso von einer Plattform zum Freunde finden sein könnten. Obwohl es möglich ist, bei dem Messenger Fotos zu verschicken, dauert es Wochen, bis ich das erste Dickpic bekomme und auch das bleibt eine Ausnahme. Könnte man auf Tinder Fotos verschicken, wäre ich wahrscheinlich schon in Dickpics ertrunken. Was mir besonders gefällt: Bei Desinteresse hat noch niemand versucht mich zu überreden, sondern mit einem höflichen „Alles klar, ich wünsch dir noch einen schönen Tag“ den Korb hingenommen.

Was mir Joyclub auf jeden Fall gelehrt hat, ist, dass man sexuelle Vorlieben niemals an Status, Beruf, Alter, Herkunft oder gar Aussehen bestimmen kann. Ich habe dort alles getroffen: Lehrer*innen, Gärtner*innen, Manager*innen, Arbeitslose und viele mehr. Kein Beruf, der nicht vertreten ist. Mein erstes Date war zum Beispiel mit einem Polizisten und einer Versicherungsangestellten. Und selbst das Alter geht von der gerade erlangten Volljährigkeit bis ins hohe Rentenalter. Ein Pärchen schrieb mir mal: „Wir wollen mal Erfahrung mit einer älteren Frau machen und du wirkst sympathisch.“ Zur Info: Ich bin 26 Jahre alt.

„Wie kommt’s, dass du lust auf Pärchen hast?“

Generell ist der Umgang mit Sex viel offener als auf anderen Datingportalen – klar, man ist ja auch genau deshalb auf dieser Seite. Deswegen wurde bei meinem ersten Date mit einem Paar der Smalltalk direkt übersprungen und einer der ersten Fragen war: „Und, wie kommt’s, dass du Lust auf ein Pärchen hast?“ Manchen mag das vielleicht zu offensiv sein, ich empfinde es als sehr angenehm. Denn man muss nicht wie mit Tinder-Dates diesen ewigen Eiertanz machen, ob man für ein sexuelles Abenteuer zu haben ist. Die Kommunikation ist frei und ungezwungen, weil Sex in diesem Raum endlich mal kein Tabuthema mehr ist. Ich würde nicht sagen, dass Dates auf Joyclub besser sind, als auf Tinder, aber sie sind anders.

Durch meine Erfahrung weiß ich, dass Joyclub nicht voll ist mit lüsternen Menschen, die Bock auf eine schnelle Nummer haben. Eher das Gegenteil ist der Fall. Dort sind viele offene und interessante Menschen angemeldet, die ihren Horizont erweitern wollen. Die menschliche Begegnung wird dort fast mehr wertgeschätzt, als die sexuelle. Und das kann man auch auf Tinder nicht immer voraussetzen. Probiert es aus, falls euch die Neugierde packt. Und wenn es euch nicht gefällt, könnt ihr immer noch sagen, dass ihr nur zu Recherchezwecke angemeldet wart. So wie ich natürlich.

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Bildquellen: Unsplash; CCO-Lizenz und Canva