Sind Tattoos schön? –  Studie offenbart schwindende Faszination

Sind Tattoos schön? – Studie offenbart schwindende Faszination

Tätowierungen sind allgegenwärtig. Schätzujngsweise jede*r vierte Mensch weltweit hat ein Tattoo. In den letzten Jahrzehnten haben sie sich von einem Nischenphänomen zu einem festen Bestandteil vieler Kulturen entwickelt. Doch wie beeinflussen sie unsere Wahrnehmung von Schönheit? Eine neue Studie der Helmut-Schmidt-Universität hat die Frage aufgegriffen, wer Tattoos schön findet – mit überraschenden Erkenntnissen.

Für die Untersuchung bewerteten 487 Teilnehmer*innen Bilder von tätowierten Modellen in sechs Kategorien: von vollständig untätowiert bis hin zu extrem tätowiert, einschließlich Gesichtstattoos. Die Ergebnisse zeigen, dass Modelle ohne Tätowierungen durchweg die höchsten Bewertungen erhielten. Jüngere Teilnehmer*innen unter 50 Jahren beurteilten stärker tätowierte Modelle jedoch positiver als ältere Personen. Gesichtstattoos schnitten bei allen Gruppen am schlechtesten ab.

Alter beeinflusst Tattoo-Bewertung

Die Forscher*innen stellten fest, dass jüngere Generationen möglicherweise offener gegenüber stark tätowierten Modellen sind, da sie weniger durch konservative Schönheitsideale geprägt sind. Die Ergebnisse deuteten zudem darauf hin, dass Tattoos für diese Altersgruppe eher als künstlerischer Ausdruck und weniger als Tabu wahrgenommen werden. Ältere Studienteilnehmer*innen hingegen bewerteten stark tätowierte Modelle insgesamt negativer.

Beispiele von Bildern, die den Studienteilnehmer*innen gezeigt wurden. © Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg Creative Center, Ulrike Schröder, CC-BY 4.0

Ein weiterer Aspekt, den die Studie beleuchtete, war der Einfluss von persönlichen Erfahrungen auf die Wahrnehmung. Teilnehmer*innen mit eigenen Tätowierungen beurteilten stark tätowierte Modelle positiver als Teilnehmer*innen ohne Tattoos. Gleichzeitig fanden sie untätowierte Modelle weniger attraktiv als Nicht-Tätowierte.

Expertenansicht: Fachwissen verändert die Wahrnehmung

Ein bemerkenswerter Unterschied zeigte sich bei Tätowierer*innen mit mehrjähriger Berufserfahrung. Diese bewerteten stark und extrem tätowierte Modelle insgesamt positiver als Laien. Dennoch teilten auch sie die Abneigung gegen Gesichtstattoos. Die Forscher*innen vermuten, dass Tätowierer*innen durch ihre Expertise ein tieferes Verständnis für die Kunstform entwickelt haben, aber gesellschaftliche Vorurteile nicht vollständig überwinden können.

Interessanterweise zeigte die Studie auch, dass tätowierte Personen eine neutralere Haltung gegenüber untätowierten Modellen einnahmen. Die Forscher*innen führten dies darauf zurück, dass tätowierte Personen ein stärkeres ästhetisches Interesse an Körpermodifikationen hätten, was ihre Wahrnehmung beeinflusse.

Gesichtstattoos: das größte Tabu

Gesichtstattoos blieben in der Untersuchung durchweg die am schlechtesten bewertete Kategorie. Laut den Forscher*innen würden diese Tattoos häufig mit sozialen Außenseitern oder Rebellion assoziiert. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass sichtbare Tattoos wie am Hals oder im Gesicht oft mit Stigmatisierungen und negativen Vorurteilen verbunden sind.

Obwohl Tattoos heute allgemein akzeptierter sind als in früheren Jahrzehnten, zeigen die Ergebnisse der Studie, dass Gesichtstattoos eine klare Grenze der gesellschaftlichen Akzeptanz markieren.

Tätowierungen und Schönheitsideale

Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, wie stark die Wahrnehmung von Schönheit von Alter, Erfahrung und Fachwissen abhängt. Während jüngere Menschen und Experten stärker tätowierte Modelle positiver bewerteten, blieb für viele die natürliche, untätowierte Haut das Ideal.

Die Forscher*innen vermuten zudem, dass Tätowierungen durch ihre zunehmende Alltäglichkeit an Reiz verlieren könnten. Symmetrieverzerrungen durch Tattoos könnten ebenfalls eine Rolle bei der ästhetischen Bewertung spielen. Trotz wachsender Akzeptanz bleibt die Wahrnehmung von Tätowierungen stark von gesellschaftlichen Normen geprägt.

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Bild: Pexels; CC0-Lizenz