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SOFIs WORLD: Wie eine Stiftung das Leben der Kenianer verbessern will

Doch es kommt zu einem Rückschlag, als die kenianischen Kooperationspartner die Subventionen einstellen. So bedienen sich Klaus und Quirin dem kenianischen „Merry Go Round“- Prinzip. Einer 10- bis 20- köpfigen Gruppe von Kleinbauern, die jeweils eine Biogasanlage bauen wollen, werden dabei ein bis zwei zinslose Kleinkredite für den Bau einer Anlage zur Verfügung gestellt. Während die Restgruppe kleine Monatsbeträge anspart, müssen die Mitglieder, die schon eine Anlage haben, deutlich höhere Rückzahlungen tätigen. Diese können sie durch die Einsparungen der vermiedenen Brennholzkosten aufbringen. Sobald wieder die Einzelkreditsumme angesammelt ist, kann das nächste Mitglied eine eigene Anlage bauen. Das Projekt wird von der Stiftung Urbis Foundation mitfinanziert. Auf diese Weise können sich die Menschen – in einem Land voller Korruption – von hohen Bankzinsen unabhängig machen und lernen die verfügbaren Ressourcen zu schätzen. Im Januar 2015 machen sich, mit Blick auf nachhaltiges Denken, jedoch weitere Schattenseiten im Alltagsleben der Kenianer bemerkbar. Die steigenden Bevölkerungszahlen und der wachsende Hygienebedarf treiben den Energieverbrauch weiter an. So brauchen die Einheimischen immer mehr Feuerholz, um das Wasser zum Kochen, Duschen, Spülen und Waschen zu erhitzen. Mit Unterstützung der Hans-Sauer-Stiftung wird ein Forschungsauftrag zur Produktentwicklung regional hergestellter Solarthermie-Anlagen ausgerufen. Vier Freiwillige untersuchen über das gesamte Jahr hinweg verfügbares Baumaterial, mögliche Konstruktionsarten und einfach wartbare Systemtechnik. Es werden Alternativmodule gebaut, bei Probefamilien installiert und im Dauerbetrieb gemessen und getestet.

 

Erste Lichtstrahlen im Schatten der nicht vorhandenen Nachhaltigkeit

 

Zu dem Zeitpunkt sind 350 Biogasanlagen in Betrieb . Durch Evaluationen und Weiterbildungen der Biogasbauern können Effizienz und Qualität weiter verbessert werden. Eingespeist werden neben tierischen nun auch vermehrt menschliche Fäkalien, sowie Küchen- und Gartenabfälle. Das Resultat: eine jährliche Einsparung von über 1.000 Tonnen Brennholz und 1.500 Tonnen CO². Die ersten Lichtstrahlen durchbrechen langsam den Schatten der vorher nicht vorhandenen Nachhaltigkeit. Auch John Mwangeka Mwakima vom Department of Administration and Devolution in Wundanyi, sieht die Entwicklung der vergangenen Jahre als positiv an. „Es ist gut, dass auch einzelne Familien etwas kaufen können, was der Umwelt und dem eigenen Leben zugutekommt. Nach und nach lernen sie, dass sie sogar aus den Abfällen eine Geldersparnis machen können.“ In der County-Regierung sehe man sogar schon, dass nicht mehr so viele Bäume gefällt werden – auch wenn es keine statistische Erhebung gibt.

 

Sensibilisierung für das Thema Nachhaltigkeit

 

Mit dem Kauf eines Grundstücks kann im Januar 2016 mit dem Bau der 120 Quadratmeter großen Solarthermie-Werkstatt begonnen werden. Bereits im August startet die Zusammenarbeit mit der nahe gelegen Polytechnik-Schule. Mit einer anerkannten Handwerksausbildung können 20 Schüler die Holz-, Metall- und Glasverarbeitung praxisorientiert erlernen. Qualifizierte Teilnehmer haben die Chance, sofort eine Stelle in der anlaufenden Produktion  zu bekommen. Zur gleichen Zeit laufen auch die ersten Schulungen für Direktvertrieb, Kundenberatung und Installation an. Neben der Produktion sollen auch Marketing und Vertrieb vor Ort umgesetzt werden. Auf diese Weise soll der Betrieb möglichst bald finanziell unabhängig sein. „Die ersten Anlagen wurden in den letzten Wochen bereits an die ersten Familien und öffentlichen Institutionen verkauft“, sagt Klaus Haegler. Neben der Produktion soll das Umweltbewusstsein der Bevölkerung durch diverse Informationsveranstaltungen gefördert werden. Mwakima sagt: „Durch Veranstaltungen und Workshops werden die Einheimischen stets weiter für das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz sensibilisiert. Man kann bereits von einem Einstellungswandel in der Region sprechen.“ Somit wird der Raubbau der letzten Ressourcen in der fruchtbaren Region der Taita Hills gestoppt und die verbliebenen Regenwälder können sich langsam wieder regenerieren und ausbreiten.