
Stadtleben im Grünen – das Geheimnis für mehr Zufriedenheit?
Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) hat im neuen „Monitor Wohlbefinden 2024“ die Lebenszufriedenheit in Deutschland analysiert. Besonders in süddeutschen Städten wie München, Stuttgart und Nürnberg äußerten sich viele Bürger*innen positiv: 21,2 Prozent der Befragten gaben an, „sehr zufrieden“ zu sein. In westdeutschen Kleinstädten und Dörfern lag dieser Anteil mit nur 7,7 Prozent jedoch deutlich niedriger. Nach einem Tief während der Pandemie zeigt sich eine allgemeine Erholung – die Zufriedenheit ist leicht angestiegen.
Stadt-Land-Gefälle bleibt gering
Anders als oft vermutet, zeigen sich die Unterschiede zwischen Stadt und Land weniger stark. In ländlichen Gebieten im Süden und Osten sind viele Menschen laut ZDF heute zufrieden, doch besonders in ländlichen Mittelstädten im Osten herrscht weniger Zufriedenheit. Laut BiB-Forschenden erleben dort 46 Prozent der Befragten eine geringere Lebenszufriedenheit. Ursachen dafür sehen die Forschenden in sozioökonomischen Bedingungen wie Einkommen und Arbeitsmarktchancen. In wirtschaftlich benachteiligten Städten wie Güstrow und Schwedt erschweren die Bedingungen das Leben – und senken so die Zufriedenheit.

Sozioökonomische Bedingungen und Wohlstandslücken
Über die Jahre hat sich die Zufriedenheit zwischen Ost- und Westdeutschland angenähert, vor allem bei jüngeren und mittleren Altersgruppen. Dennoch berichten etwa 33 Prozent der Befragten im Norden und Osten weiterhin von niedriger Zufriedenheit. Schleswig-Holstein, Brandenburg und Rheinland-Pfalz erreichen dagegen die besten Zufriedenheitswerte, während Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vergleichsweise schlechter abschneiden. Die Forschenden des BiB führen diesen Umstand laut Tagesschau unter anderem auf die wirtschaftliche Lage und die Infrastruktur in diesen Regionen zurück.

Grünflächen und Luftqualität fördern Wohlbefinden
Auch die Umgebung beeinflusst laut Monitor das Wohlbefinden der Menschen stark. Besonders in städtischen Gebieten mit vielen Grünflächen fühlen sich die Anwohner*innen wohler und nutzen die Parks zur Erholung und für soziale Kontakte. Eine hohe Feinstaubbelastung wirkt sich dagegen negativ aus: Sobald die Belastung über 10 Mikrogramm pro Kubikmeter steigt, berichten etwa 33 Prozent der Menschen von geringerer Zufriedenheit. Die Ergebnisse zeigen damit, wie wichtig saubere Luft und Grünflächen für das Wohlbefinden sind.

Gezielte Förderung für strukturschwache Regionen
Die Studie zeigt, dass strukturelle Faktoren die Lebenszufriedenheit stärker beeinflussen als demografische Unterschiede. So bleiben die Zufriedenheitswerte in wirtschaftlich schwächeren Regionen oft niedriger, auch wenn ähnliche Bevölkerungsstrukturen vorliegen. In sozial benachteiligten Gebieten erleben besonders Menschen, die selbst unter finanziellen Problemen leiden, eine geringere Lebenszufriedenheit.
Das BiB sieht hier gezielte regionale Maßnahmen als Lösung. Bildung, wirtschaftliche Förderung und bessere Umweltbedingungen könnten das Wohlbefinden der Menschen deutlich steigern. Vor allem in Großstädten empfiehlt das Institut, Grünflächen auszubauen, um die Luftqualität und das psychische Wohlbefinden zu verbessern.
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Bild: Unsplash; CC0-Lizenz