Vegan nicht „männlich“ genug? Neue Studie verschafft Einblick

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass im traditionellen Männlichkeitsbild Fleisch eine wichtige Rolle spielt: Echte Männer packen sich im Sommer das fette Rumpsteak auf den Grill, während die Frauen schön ihren Salat essen. Dieses Klischee sorgt dafür, dass es für viele als „unmännlich“ gilt, sich vegan zu ernähren.

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte des Autors.

Zu diesem Schluss kam eine Studie zum Thema „Männlichkeit und Veganismus“. In einem Online-Experiment haben 593 Teilnehmer*innen unter anderem ihre Meinung zu Veganismus, veganen Gerichten und deren Tauglichkeit für Männer und Frauen gegeben. Um letztere zu überprüfen, teilte man die Teilnehmer*innen in zwei Gruppen auf, die jeweils die gleichen veganen Gerichte bewerten sollten. Der einen Gruppe wurden jedoch konventionelle Beschreibungen vorgelegt, während die der anderen sich eher stereotypisch maskuliner Sprache bedienten.

Das vegane Würstchen mit Adjektiv „fleischig“

Das Experiment hat gezeigt, dass ein „männlicheres“ Framing veganer Produkte die Geschlechtsassoziationen mit den Gerichten beeinflusst: Wurde ein Gericht auf eine stereotypisch männliche Ausdrucksweise beschrieben, hielten es die Teilnehmer*innen eher für Männer geeignet, als wenn das gleiche Gericht in einer scheinbar „feminineren“ Ausdrucksweise beworben wurde. Statt „bunt“, „köstlich“ und „Wow-Faktor“ also doch lieber die Worte „fleischig“, „sättigend“ und „Biest“ auf die nächste Verpackung drucken?

So einfach ist es wohl nicht. Denn die Forscher*innen wollen trotzdem keinen spürbaren Wandel in der Einstellung von Männern und Frauen gegenüber den vorgestellten Gerichten und Veganismus im Allgemeinen gesehen haben. Es wird also wohl nicht reichen, vegane Produkte mit männlichen Stereotypen zu bewerben – ganz zu schweigen davon, dass es viele Männer gibt, bei denen so ein Framing nicht greift.

Der Bizeps schrumpft nicht vom Salat

Die Studie kann uns also keine endgültige Antwort auf die Frage liefern, wie wir mehr Männer für Veganismus begeistern können. Sie zeigt aber wieder einmal, wie groß noch immer der Einfluss unseres traditionellen (und mitunter sehr toxischen) Männerbildes ist: Alles muss immer „männlich“ sein, sonst darf man(n) sich nicht damit abgeben. Und da Männer und Frauen ja komplett gegensätzlicher Natur sind, ist natürlich immer das genaue Gegenteil von dem, was Frauen machen, männlich – selbst dann noch, wenn sich Männer zur Aufrechterhaltung dieser Illusion ungesünder und umweltschädlicher ernähren müssen.

Nochmal für alle zum Mitschreiben: Veganismus ist nicht „weiblich“ und muss auch nicht „männlicher“ werden, um für Männer interessanter zu sein. Stattdessen sollten wir uns endlich einmal von solch sinnlosen Labeln verabschieden, und zwar endgültig!

Verwendete Quellen:

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Bildquelle: Vegan Liftz via Pexels, CC0-Lizenz