Verband reicht Klage gegen Eventim ein: Wer trägt das Risiko beim Ticketkauf?
Über 1500 Menschen haben sich einer Klage gegen den Ticketverkäufer Eventim angeschlossen. Vor Gericht wird nun geklärt, ob bei abgesagten Veranstaltungen ein Teil des Ticketpreises einbehalten werden darf.
In mindestens 1513 Fällen (so viele Menschen hatten sich – Stand: 06. März 2023 – in das Klageregister eingetragen) wurde der Ticketpreis von über Eventim gekauften Tickets nicht komplett zurückerstattet. Kund*innen blieben oft auf der Buchungsgebühr sitzen, auch wenn Konzerte und Co. von Seiten der Veranstalter*innen abgesagt wurden. In solchen Fällen, so der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der die jetzige Musterfeststellungsklage beim Bayrischen Oberlandesgericht eingereicht hat, müsste Eventim den Verbraucher*innen eigentlich den vollen Preis zurückerstatten. Bei den einbehaltenen Beträgen handelt es sich häufig nur um wenige Euro, teilweise aber auch um hohe zweistellige Beträge.
Was ist eine „Musterfeststellungsklage“ überhaupt?
Hinter diesem komplizierten Wort steckt das deutsche Pendant zur Sammelklage, wie sie etwa in den USA möglich ist. Anders als bei einer Sammelklage können sich die einzelnen Betroffenen aber nicht direkt zu einer Klage zusammenschließen: Dies geschieht also über einen Verbraucherverband. Wenn sich bei den vor Gericht getragenen Fällen also ein Muster feststellen lässt, wird ein Gesamturteil gefällt. Auf diese Weise muss nicht jeder Fall einzeln verhandelt werden und auch die Prozesskosten übernimmt bei einer Niederlage der Verband.
Wie stehen die Chancen für den Verband?
Die Verbraucherzentrale ist zuversichtlich gestimmt, Eventim hält die Klage hingegen für unbegründet. Der Konzern verweist auf ein Urteil aus dem Jahr 2021, welches Erstattungsansprüche gegenüber Eventim bei Absagen oder Verlegungen verneint hatte. Damals erhielt die Klägerin statt einer Rückzahlung einen Gutschein – laut Gericht eine zumutbare Kompensation. Da es nun jedoch um Zahlungen geht, die nicht in voller Höhe getätigt wurden, sieht der vzbv die Sache anders.
Ticketkauf online: Riskanter als man meint
Es hat schon seine Vorteile, wenn man Tickets bequem online kaufen kann. So muss niemand stundenlang am Tag einer Veranstaltung anstehen, um am Ende mit etwas Glück vielleicht noch ein Ticket zu ergattern. Da der Vorverkauf aber in der Regel mehrere Monate vor der eigentlichen Veranstaltung startet, kann bis dahin viel schiefgehen – oder eben eine Pandemie ausbrechen. Dem Risiko einer Absage sollte man sich darum bewusst sein.
Ein weiteres Problem vieler Online-Plattformen, die Tickets oder andere stark limitierte Ware verkaufen, sind Scalper. Mithilfe von Bots kaufen sie in nur wenigen Minuten Unmengen an Tickets in der Hoffnung, diese zu einem späteren Zeitpunkt deutlich teurer weiterzuverkaufen. Da es immer mehr interessierte Käufer*innen geben wird als freie Plätze, gibt es auch immer Leute, die das Dreifache für ein Ticket bezahlen würden.
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Bildquelle: Mark Angelo Sampan via Pexels; CC0-Lizenz