Vulnerabler Narzissmus: Daran erkennst du ihn

Narzisst*innen sind dominant, laut und größenwahnsinnig? Das trifft nicht immer zu.  Es gibt eine Form der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die nicht so einfach zu erkennen ist: der vulnerable Narzissmus.

Spätestens seit den diversen fragwürdigen Aussagen von Kanye West oder Donald Trump ist Narzissmus ein Begriff, der in den Medien oft auftaucht. Wenn man an eine*n Narzisst*in denkt, stellt man sich in der Regel Menschen vor, die gerne im Rampenlicht stehen – an großspurige Egoist*innen, die mit ihrer Selbstüberschätzung alle anderen platt machen und eine sehr hohe Meinung von sich selbst haben.

In der Psychologie ist diese Form als grandioser oder offenkundiger Narzissmus bekannt – eine Art des Narzissmus, die leicht erkennbar ist. Doch nicht immer kann eine narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) diagnostiziert werden. Es gibt nämlich noch eine zweite Form des Narzissmus, die deutlich subtiler und damit schwieriger zu erkennen ist: den vulnerablen bzw. verdeckten Narzissmus.

Was ist vulnerabler Narzissmus?

Wie der Begriff „vulnerabler Narzissmus“, auf Englisch auch „Covert Narcissm“ betitelt, schon verrät, sind die betroffenen Personen verletzbar. Anders als bei grandiosen Narzisst*innen basiert das Selbstbewusstsein der vulnerablen Narzisst*innen auf Angst und Scham. Doch genauso wie grandiose Narzisst*innen sind vulnerable Narzissten unfähig, echte Empathie für andere zu empfinden, sodass sie keine tiefen Beziehungen aufbauen können.

Es scheint paradox, dass ein Mensch mit offensichtlich übertriebenem Selbstbewusstsein so sensibel ist. Und genau darin liegt das Problem: Verdeckte Narzisst*innen werden kaum als solche wahrgenommen. Da sie alles andere als selbstverliebt, sondern eher introvertiert sind und schüchtern wirken, kann es vorkommen, dass selbst Fachleute wie Psycholog*innen die Persönlichkeitsstörung Vulnerabler Narzissmus nicht erkennen und fälschlicherweise eine Depression diagnostizieren.

Aus bisherigen Studien geht hervor, dass sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren wie Traumata und Missbrauch die Entwicklung von NPS beeinflussen. Auch übermäßiges Lob in der Kindheit und dysfunktionale Familiendynamiken, wie ein unbeständiges häusliches Umfeld, zählen zu den möglichen Ursachen.