Walrösser sind geschützte Tiere

Walross Freya wurde eingeschläfert: Wo bleibt das Tierwohl?

Walross Freya wurde eingeschläfert – um Tourist*innen zu schützen. Wie kann so etwas passieren?

Wir machen unseren eigenen Lebensraum kaputt, verschmutzen das Wasser, holzen den Regenwald ab. Der Mensch ist verantwortlich für das drastische Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten. Der Fall des Walrosses Freya beweist einmal mehr: Der Mensch hat die Schönheit dieses Planeten nicht verdient.

Was ist überhaupt passiert?

Walross Freya genoss in Norwegen große Aufmerksamkeit. Obwohl Walrösser eigentlich in arktischen Gewässern leben, ist das Tier immer wieder in der Hauptstadt Oslo aufgetaucht. Freya war sehr zutraulich, hievte sich immer wieder auf vor Anker liegende Boote: Sie wurde zur Attraktion. Immer mehr Tourist*innen wollten Fotos mit dem Tier machen, sprangen sogar zu Freya ins Wasser. Die Fischereidirektion hat mehrmals darum gebeten, Abstand zu halten. Passiert ist nichts. Deswegen hat man sich in Norwegen dazu entschieden, Freya einzuschläfern. Nur so könne die Sicherheit der Tourist*innen gewährleistet werden.

Was ist das für eine Argumentation?

Ein Tier einschläfern, weil sich ein anderes an keine Regeln halten kann? Das erinnert vom Prinzip an: Die Mädchen sollten keine kurzen Hosen anziehen, damit die Jungen sich konzentrieren können. Am besten sollten doch gleich alle Frauen zuhause bleiben, denn viele Männer können sich ja nicht benehmen. Die Opfer bestrafen, indem man die Täter beschützt. Diese Argumentation ist absurd. „Man muss nicht die Menschen vor ‚gefährlichen‘ Tieren beschützen, sondern Tiere vor verblödeten Menschen“, schreibt eine Twitter-Userin. „Sie töteten Walross Freya, weil ‚die Menschen ihm zu nahekamen‘ – das fasst die Schande und die Dreistigkeit der Menschheit buchstäblich zusammen“, schreibt ein anderer. Recht hat er. Es ist kaum in Worte zu fassen, dass die Menschen meinen, sich derart anderer Tiere bemächtigen zu können und sich über sie zu stellen. Einfach über sie zu bestimmen, weil man der vermeintlich stärkere ist.

Walrösser sind geschützte Tiere

Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion erfasst bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Auch Walrösser stehen auf dieser Liste. Denn ihnen macht die Klimaerwärmung stark zu schaffen. Das Packeis, auf dem sich die Tiere eigentlich ausruhen, hat sich stark zurückgezogen. Obwohl Walrösser also geschützt sind, wurde Freya getötet. Die Behörden in Norwegen teilten mit, dass sie auch über eine Verlegung des Tieres diskutiert hätten. Schlussendlich hätten sie sich dann aber für die Tötung entschieden. Die „Sea Shepherd Conservation Society“ spricht auf Twitter von einer „Schande für Norwegen“.

Das eigentliche Problem ist noch so viel größer

Freya ist leider nur ein Beispiel für ein mangelndes Umweltbewusstsein. Denn wo ist das Mitleid für all die Tiere, die in überfüllten Lastern zum Schlachthof transportiert werden? Wo ist das Bewusstsein für die Luftverschmutzung, wenn sich viele zum fünften Mal im Jahr in einen Flieger setzen? Es ist noch viel zu tun. Aber es muss getan werden. Denn eines ist klar: Wir brauchen die Erde mehr, als sie uns. Wenn wir unseren Lebensraum zerstören, wird die Erde weiter existieren. Nur eben ohne uns.

Mehr zum Thema:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Jonathan Cooper von Pexels; CC0-Lizenz