Wenn die Triggerwarnung triggert

Normalerweise sollen Triggerwarnungen Betroffene davor schützen, ein erlebtes Trauma nochmals zu durchleben. Indem bei sensiblen Inhalten eine Triggerwarnung vorangestellt wird, etwa bei dem Thema Magersucht, sollen die betroffenen Personen selbst entscheiden können, ob sie sich mit dem Thema konfrontieren wollen oder nicht. Das hört sich erst einmal gut an. Einige Untersuchungen belegen jedoch genau das Gegenteil. So können Triggerwarnungen Symptome verschlimmern oder gar erst hervorrufen.

Trigger bedeutet so viel wie Auslöser. Heikle Themen und Ereignisse, aber auch Gerüche, Töne und Bilder können bei manchen Menschen retraumatisierend sein, wenn sie mit ihnen in Kontakt kommen. Ein unverarbeitetes Trauma kann dadurch immer wieder getriggert werden. Im schlimmsten Fall verlieren die traumatisierten Personen die Kontrolle über sich selbst und durchleben die schmerzhafte Vergangenheit noch einmal. Um Betroffene vor einem solchen Kontrollverlust zu schützen, steht vor solchen Inhalten, groß und sichtbar, Triggerwarnung.

Die Triggerwarnung sendet an den Leser folgende Botschaft:  Achtung hier kommt ein Inhalt, der kann etwas Negatives auslösen. Und genau hier entzündet sich die Debatte. So zeigen aktuelle Studien, wie die von Payton J. Jones (2020) oder noch aktueller von Victoria M.E. (2021) einen gegenteiligen Effekt. In diesen Studien wurde explizit die Wirkung der Triggerwarnung an traumatisierten Menschen getestet. Diese Studien zeigen, dass Betroffene von Texten mit Triggerwarnung stärker getriggert werden, als ohne.

Doch woran liegt das?

Die Erklärung liegt in der Triggerwarnung selbst, mit ihr und durch sie wird eine negative Erwartungshaltung geschürt. Wie eine selbsterfüllende Prophezeihung gehen die betroffenen Personen schon vom schlimmsten aus, bevor sie den Inhalt überhaupt konsumiert haben. Es wird eine Art Erwartungsangst geschürt, die das Gegenteil bewirkt. Jedes Mal, wenn eine traumatisierte Person auf eine Triggerwarnung stößt, wird sie an ihr Trauma erinnert. Dabei hätte ihr der Artikel vielleicht gar nichts ausgemacht. Das Problem hierbei ist: Trigger sind spezifisch und hoch individuell, was den einen triggert, lässt den andern kalt.

Trigger sind spezifisch und hoch individuell

Bei manchen reicht schon die Farbe Rot, bei anderen ist eine ganz bestimmte Bartform der Auslöser ihrer Angst. Wo fängt man an, die Grenze zu ziehen? Zudem ist eine Triggerwarnung dank der Überschrift oder dem Klappentext oftmals überflüssig. Wenn aus dem Titel klar ersichtlich ist, worum es geht, braucht es meiner Meinung nach auch keine Triggerwarnung. Sie schürt nur Angst und weckt negative Erwartungen.