Wenn die Triggerwarnung triggert

Auslöser für Angst

Die Triggerwarnung lässt ebenfalls Menschen außer Acht, die generell schnell Angst haben, wie etwa Personen mit einer generalisierten Angststörung oder Hypochonder. Diese haben vielleicht gar keine direkte Angst vor Spinnen, Suizid und Magersucht, aber wenn vorher eine Warnung kommt, dass sich dahinter angstauslösende Inhalte verbergen, kann das allein schon eine Angstreaktion in ihnen auslösen. Das kann ganz einfach mit dem Prinzip der Assoziation erklärt werden.

Die Assoziation ist ein typisches Werkzeug in der Propaganda oder auch im Wahlkampf. Beispielsweise wird eine bekannte Person gezeigt und unmittelbar danach folgt ein düsterer Clip, in dem es um Terrorismus geht. Sofort findet unterbewusst eine Verknüpfung statt zwischen der Person und dem Gefühl, das im Clip mittransportiert wird. Das passiert ganz automatisch. Wenn also vor einem Thema gesagt wird, „Achtung, Triggerwarnung, davor kann man Angst haben“, und im nächsten Swipe folgt eine Spinne o.ä., wird die Spinne mit einem angstvollem Gefühl in Verbindung gebracht. Vielleicht ist die Angst vor Spinnen ja deshalb so weit verbreitet? Also im Sinne einer angelernten Angstreaktion.

Ein paar Worte zum Schluss

Es sollten in diesem Bereich noch weitere Untersuchungen stattfinden. Im Vordergrund stehen Fragen wie, wann macht eine Triggerwarnung Sinn und wann nicht? Wann richtet sie größeren Schaden an, als dass sie Betroffene schützt? Vorsicht ist vor einem inflationären Gebrauch geboten. Aus Respekt vor den traumatisierten Personen, sollten Nicht-Betroffene vorsichtig sein, wie sie mit dem Angstempfinden anderer umgehen. Vielleicht ist eine Umbenennung von Triggerwarnung in Inhaltswarnung oder Contentwarnung weniger angstauslösend?

Am Ende sollte man sich auch die Frage stellen, ob diese Einteilung in verschiedene Triggerkategorien, den Menschen nicht auf jemanden reduziert, der wahllos auf Reize reagiert. Im übertriebenen Maß führt die Triggerwarnung dazu, dass traumatisierte Menschen stigmatisiert werden und ihre Traumata in sexuelle Gewalt, Spinnen, Magersucht, Angst etc. aufgeteilt werden. Dass diese Traumta jedoch äußerst individuell sind und es zahlreiche Überschneidungen zwischen den Kategorien gibt, wird hierbei außer Acht gelassen.

Betroffene, die unter der Angabe der Triggerwarnung leiden, bleibt derzeit nichts andere übrig, als den Seiten zu entfolgen, die allzu häufig eine Warnung aussprechen.

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Bildquelle: pexels, CC0-Lizenz