Wenn man Angst davor hat, dass etwas schiefgeht, wird es das warhscheinlich auch tun. Bild: Unsplash

Teufelskreis self-fulfilling prophecy

Hattest du auch mal einen Gedanken à la „Oh Mann, jetzt bloß nicht in die falsche U-Bahn einsteigen“, nur um dann doch 10 Minuten in die falsche Richtung zu fahren? Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder du bist ein Orakel und solltest deine innewohnende Kraft zum Wohle der Menschheit nutzen, oder es gibt eine psychologische Antwort darauf.

Dieses Phänomen ist unter mehreren Namen bekannt – etwa als Rosenthal-Effekt, Pygmalion-Effekt oder eben als selbsterfüllende Prophezeiung – , die alle auf dasselbe Ergebnis hinauslaufen: Eine Vorhersage oder Einschätzung beeinflusst das zukünftige Geschehen dahingehend, dass diese sich schlussendlich bewahrheitet.

Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt

Beispiel: Ein Lehrer erwartet von einem seiner Schüler schlechtere Leistungen als vom Rest der Klasse. Folglich schneidet dieser Schüler auch schlechter ab als der Rest. (Pygmalion-Effekt)

Nun könnte man dies teilweise darauf zurückführen, dass das Urteilsvermögen der Lehrkraft im Falle dieses Schülers verzerrt ist, doch das ist noch nicht alles. Denn es ist auch belegt, dass die tatsächlichen Leistungen von Schüler*innen durch solche Urteilsfehler beeinflusst werden – selbst, wenn die Schüler*innen nichts von den Erwartungen der Lehrer*innen wissen oder letztere glauben, neutral zu sein. Wer weniger erwartet, investiert auch weniger Mühe und Arbeit: Feedback ist weniger differenziert und Lerninhalte werden nicht angemessen präsentiert. Es herrscht ein negatives emotionales Klima, in dem Mitarbeit und Fortschritt nicht belohnt werden. Dem Schüler aus dem Beispiel kann es also egal sein, ob er sich mehr Mühe gibt oder nicht. Stattdessen baut er weiter ab und verhält sich gemäß der Wahrnehmung seines Lehrers.

Eine weitere selbsterfüllende Prophezeiung ist Prüfungsangst: Wenn ich mit der „Ich werde das total versemmeln“-Einstellung in eine Prüfungssituation gehe, dann werde ich das auch. Schon die Angst vor dem Versagen und der Zweifel an den eigenen Leistungen führt oft zu einem schlechteren Ergebnis, selbst wenn der Test für den/die Schüler*in objektiv machbar gewesen ist.