Fütterer is(s)t anders: Was, wenn die ganze Welt vegan wäre?

Elina Fütterer ist Ökotrophologin, Yoga-Lehrerin und Surfer Girl. In ihrer Kolumne schreibt sie über die wichtigste Hauptsache der Welt: Essen. Genuss ist ein Muss – ohne dabei Gesundheit, Nachhaltigkeit und Ethik außer Acht zu lassen. Elina nimmt euch mit auf ihre kulinarische Reise. 

Massentierhaltung, Billig-Fleisch, Klimakiller: Das Image von Fleisch leidet. Und immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, vegetarisch oder vegan zu leben. Das ist ein positiver und wichtiger Trend für die Zukunft. Doch was würde passieren, wenn sich plötzliche alle Menschen auf der Welt nur noch pflanzlich ernähren würden? Wäre das die Lösung, auf die die Welt gewartet hat?

Die Vorstellung, dass sich plötzlich alle Menschen nur noch pflanzlich ernähren, ist natürlich etwas abstrakt. Und genauso utopisch, wie der Tabakindustrie von jetzt auf gleich den Garaus zu machen. Die Lebensmittelindustrie hat ihre eigenen Vorstellungen von gesunder Ernährung, es herrscht Druck seitens der Industrie. Außerdem unterliegen wir kulturellen und gesellschaftlichen Gedankenkonstrukten und Normen. Und es gibt einfach zu viele Fleisch-Fans, die auf ihr Recht, Fleisch zu essen, bestehen. Aber trotzdem kann man der Fantasie ja mal freien Lauf lassen. Mal angenommen, alle Menschen würden sich ab morgen vegan ernähren – was dann?

Studie: So sähe eine Welt ohne Fleisch und tierische Produkte aus

Eine Studie der Oxford-Universität aus dem Jahr 2018 ist dieser Frage nachgegangen. Dafür wurden 40.000 Agrarbetriebe in 119 Ländern und die Lebensmittel untersucht, die 90 Prozent unserer Nahrungsmittel ausmachen. Die Studie schätzt sowohl die Auswirkungen auf die Gesundheit als auch den Klimawandel hinsichtlich einer globalen Verlagerung zu einer pflanzlicheren Kost ein. Sie berücksichtigt dabei die Umwelteinflüsse dieser Lebensmittel vom Erzeuger bis zum Verbraucher: Klimagase, Land- und Wassernutzung sowie Umweltverschmutzung.

Fakt ist: 70 Milliarden Landtiere werden pro Jahr für den Menschen geschlachtet. Zurzeit wird 83 % der Ackerfläche für die Nutztierhaltung gebraucht. Tierische Produkte wie Fleisch und Milch decken allerdings nur lediglich 18 % unseres Kalorien- und 37 % des Eiweißbedarfs.

Falls die Welt vegan wäre, würde laut Studie Folgendes passieren:

  • Nicht nur die Tiere brauchen Platz, sondern auch die Pflanzen, die sie fressen. Die weltweiten Agrarflächen könnten ohne Nutztierhaltung um bis zu 75 Prozent reduziert werden – eine Fläche so groß wie die USA, China, die EU und Australien zusammen.
  • Mehr als die Hälfte (60 %) aller landwirtschaftlichen Treibhausgase könnten vermieden werden. Das gilt auch für Fleisch und andere Tierprodukte mit einem vergleichsweise niedrigen Umwelteinfluss. Laut Studie verursacht Rindfleisch mit dem niedrigsten Umwelteinfluss sechs Mal mehr Treibhausgas als die gleiche Menge Bohnen. Außerdem braucht es 36 Mal mehr Fläche.
  • Verdrängte Wildtierarten hätten mehr Platz zum leben und bedrohte Spezies könnten sich erholen.

Außerdem:

  • Weniger Volkskrankheiten: Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes und Übergewicht gehören zu den größten Volkskrankheiten weltweit. Eine pflanzliche Ernährung kann diesen Krankheiten entgegenwirken. Studien beweisen die gesundheitsfördernden Auswirkungen von veganer Ernährung. So könnte das Gesundheitssystem viel Geld sparen und viele Menschen hätten ein längeres Leben.