Was sind eigentlich „urban legends“?

Jeder von uns kennt einige, ein paar von uns haben vielleicht schon selbst nachts, bei Taschenlampenlicht, welche weitererzählt: Die Rede ist natürlich von Schauergeschichten, von „urban legends“, zu deutsch urbanen Legenden. Was diese ausmacht, woher ihre Popularität kommt und wie sie verbreitet werden, erfährst du hier. Außerdem gibt es einige internationale Vertreter dieser besonderen Gattung von Geschichten.

Wie funktionieren moderne Mythen?

Urban legends umfassen alles über skurrile Anekdoten, Kuriositäten, Großstadtsagen und Schauergeschichten bis hin zu Ammenmärchen, modernen Mythen oder Gerüchten. Sie können extrem vielseitig sein und existieren in allen Kulturen. Ihren Erfolg verdanken sie schließlich alle dem gleichen menschlichen Verlangen: Der Lust nach Geschichten und Gerüchten. Sie werden meist über Social Media, Mail oder Messenger in Umlauf gebracht und dann von Person zu Person weitererzählt. Je spannender die Erzählung, desto eher bleibt sie im Gedächtnis der Zuhörer und wird so von ihnen weitergetragen. Die Quelle solcher Mythen lässt sich, ebenso wie der Wahrheitsgehalt, nur selten ausmachen. In einigen Fällen wird der Bezug zur Realität durch die Beteiligung einer Pseudo-Bekanntschaft hergestellt. So hast du sicher schon einmal eine schockierende Sache gehört, die dem „Freund eines Freundes“ widerfahren ist. Schlau, denn so ist die Begebenheit gerade nah genug, als dass du meinen könntest, dass es stimmt, aber noch weit genug weg, dass du dir nicht die Mühe machen würdest, das zu überprüfen. Darum werden solche Geschichten auf Englisch auch „Friend of a Friend tales“ (FOAF tales) genannt.

Der Fluch des Hippodroms

Thessaloniki bietet mehr Orte von kultureller Bedeutung, als die meisten Touristen bei ihrem Besuch entdecken werden. Doch selbst ich, dessen Familie aus dieser Stadt in Griechenland kommt, höre zum ersten Mal von diesem Mythos. Im antiken Hippodrom der Stadt fand unter der Herrschaft des byzantinischen Kaisers Theodosius ein schreckliches Massaker statt, bei dem über 7000 Menschen getötet wurden. Die Überlebenden erbauten an dieser Stelle ein Denkmal für die Toten. Von diesem soll jährlich zum Tag des Massakers das Blut der Ermordeten geflossen sein. Dies gefiel dem Kaiser gar nicht, darum ließ er das Denkmal zerstören und brachte somit einen Fluch über das Gebiet um das Hippodrom herum. Alle Gebäude, deren Bewohner nicht die Geschichte dieses Ortes anerkannten, wurden der Legende nach auf brutale Weise zerstört. Der Fluch wirkte bis ins Jahr 1978, als ein Erdbeben ein Gebäude zum Einsturz brachte und 29 Menschen das Leben kostete. An dieser Stelle steht nun ein Stadtarchiv, welches viele Informationen über das Massaker beherbergt. Dies soll den Fluch gebrochen haben. Vom Hippodrom sind keine sichtbaren Überreste mehr zu finden, das Gebiet wurde mit Hochhäusern überbaut. Doch wer heute in der Nähe wohnen oder ein Geschäft aufmachen will, der tut gut daran, diese Geschichte in Ehren zu halten. Man kann sich ja nie sicher genug sein.