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„WatchMe – Sex sells“: Regisseurin Alison Kuhn im Interview

„WatchMe – Sex sells“ befasst sich inhaltlich mit dem Phänomen von Erotik-Plattformen im Netz. So wird der Alltag dreier ganz unterschiedlicher Personen begleitet, welche über die Online-Plattform „WatchMe“ ihr Geld verdienen. Solange das Geld stimmt, erhalten Nutzer*innen hier Zugang zu einer Vielzahl an persönlichen und direkten Kontakten. Über sechs Folgen hinweg zeigt uns die Serie verschiedene Facetten und Schwierigkeiten, die sich für die Protagonist*innen durch ihre Aktivität auf „WatchMe“ ergeben. Regisseurin Alison Kuhn hat mit uns über die Arbeit am Set und mit den Schauspieler*innen gesprochen – und uns unter anderem verraten, was die Serie für sie zu etwas Besonderem macht.

ZEITjUNG: Die Serie zeichnet sich vor allem durch diverse Charaktere aus, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen bei „WatchMe“ anmelden. Inwiefern waren dir bei der Realisierung unterschiedliche Perspektiven wichtig?

Alison: Ich denke, es ist in dem Fall total wichtig, nicht alles über einen Kamm zu scheren und zu zeigen, dass Menschen das aus ganz unterschiedlichen Beweggründen machen. Wir als Serie wollten eine offene Meinungsbildung ermöglichen und keine Antworten geben. Das wäre, glaube ich, schneller passiert, wenn wir nur den Strang eines Charakters erzählt hätten, der dann entweder so oder so ausgeht. Natürlich war es aber auch produktionell aufwendig, weil wir nur zwölf Drehtage hatten. Die drei Stränge sind praktisch dreifacher Produktionsaufwand, also war es schon sehr sportlich. Aber ich glaube, für das Thema war es gut, dass wir das so durchgezogen haben.

ZEITjUNG: Stand die Entwicklung der Charaktere bereits vor Beginn der Dreharbeiten fest und wurde genauso umgesetzt oder haben sich währenddessen noch Änderungen ergeben?

Alison: Als ich ins Projekt kam, standen die Charaktere und ihre grobe Storyline schon fest. Natürlich verändert sich das Ganze nochmal mit dem Cast, der dazukommt und teilweise noch eigene Sachen einbringt. Ich fand es schön, die Meinung der gecasteten Schauspielenden zu hören, die ich dann teilweise in die Regiefassung habe einfließen lassen. Es macht das Ganze noch runder und ich glaube, viele Meinungen sind bei so einem Thema gut. Zum Beispiel das Thema der weiblichen Beschneidung war ein Input, der von der Schauspielerin der Oma Ela kam. Solche Dinge machen eine Serie immer auch irgendwie reicher.

ZEITjUNG: Gibt es einen bestimmten Charakter, der dir besonders am Herzen liegt?

Alison: Ich mag alle! Da kann ich mich jetzt nicht auf eine Seite schlagen. Ich finde aber zum Beispiel den Nebencharakter Paul beziehungsweise „Kai3000“ total spannend. Er hat ja in der Serie nur eine kleine Rolle, sitzt quasi am anderen Ende und rezipiert und konsumiert die Inhalte. Das finde ich auch total spannend. Da könnte man fast eine zweite Staffel drüber machen: über die Empfängerseite.