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„WatchMe – Sex sells“: Regisseurin Alison Kuhn im Interview

ZEITjUNG: Inwiefern haben sich die Dreharbeiten zur Serie von denen früherer Projekte unterschieden? 

Alison: Die Dreharbeiten haben sich einmal ganz stark durch den hohen Anteil an intimen Szenen unterschieden. Also ich hatte bisher noch nie in dem Ausmaß damit gearbeitet. Am Set haben wir deswegen ganz eng mit einer Intimacy-Koordinatorin zusammengearbeitet, von der ich auch viel lernen durfte. Und dann war die knappe Drehzeit auch etwas, das ich noch nie in dem extremen Maße so umgesetzt habe.

ZEITjUNG: Wie kann man sich die Arbeitsweise einer Intimitätskoodinatorin am Filmset vorstellen?

Alison: Es ist ja ein relativ neues Berufsbild und daher gibt es sicherlich verschiedene Herangehensweisen. In unserem Fall war Marit zum Beispiel nicht nur am Set, sondern auch in die Vorbereitung involviert. Das war wirklich toll, weil sie schon beim Drehbuch Feedback gegeben hat. Wir haben dann zusammen auch das Casting besprochen und alle intimen Szenen gemeinsam geprobt. Dann ist sie am Set natürlich anwesend und vermittelt. Also ist sie sowohl für die Schauspielenden als auch für mich als Regie da. Sie kommuniziert, choreografiert mit und sorgt für einen sicheren Raum. Vor dem Dreh hat sie für das ganze Team auch einen Workshop veranstaltet, in dem sie sensibilisiert hat und genauer erklärt hat, was bezüglich Intimität vom ganzen Team zu beachten ist. Ich weiß ihre Arbeit sehr zu schätzen und würde intime Szenen, glaube ich, auch nicht mehr ohne Intimacy Coordination drehen wollen.

ZEITjUNG: Was macht die Serie für dich persönlich so besonders und warum ist sie sehenswert?

Alison: Einmal ist es natürlich ganz faktisch gesehen die erste ZDFneo-Eigenproduktion mit FSK 16, also sollte man sie allein deshalb schon anschauen. Es bricht auch aus den Sehgewohnheiten aus, die man sonst von solchen Formaten kennt. Die Serie ist irgendwie mutig und schamlos – im positiven Sinne. Wir versuchen wirklich, den Charakteren zu folgen und schauen das Thema nicht reißerisch oder sexualisierend an. Gerade in Bezug auf Sexwork ist es schon auch wichtig, einen differenzierten Blick zu haben. Auch bezogen auf digitales Sexwork, das wir ja ansprechen, war es uns wichtig, keine Werbeplattform daraus zu machen, aber auch nicht zu sagen, dass man diesem Job auf keinen Fall nachgehen sollte. Deshalb war es uns ein Anliegen, alle Teilaspekte anzuleuchten, sodass man sich beim Zuschauen selbst ein Bild machen kann.

Wir bedanken uns bei Alison Kuhn für das Interview. „WatchMe – Sex sells“ könnt ihr schon jetzt in der ZDF-Mediathek und am 3. Juni 2023 im TV auf ZDFneo anschauen.

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