Alligatoah

Alligatoah im Interview: Jam-Sessions im Nadelhorst

Bei Alligatoah denken Fans zuerst an eindrückliche Hooks, tiefgründige Lyrics zum Interpretieren und aufwendig inszenierte Live-Konzerte. Im Nadelhorst zeigt er jedoch eine ganz andere künstlerische Seite von sich, über die er mit uns auch im Interview gesprochen hat.

Im Sommer 2021 lud Alligatoah zum allerersten Mal Künstler*innen in sein stilles Häuschen im Wald ein, um dort mit ihnen zu musizieren. Die Besonderheit war, dass es sich dabei um waschechte Jam-Sessions handelte: keine Proben, keine Notenbögen, und das alles 100 Prozent live auf Twitch. Am 5. April 2023 startete das Format in die zweite Staffel, diesmal exklusiv über den deutschen Amazon Music Channel auf Twitch, auf dem es noch bis Ende Mai laufen wird.

Mehr zu den Anfängen und Hintergründen des Twitch-Formats hat uns Alligatoah höchstpersönlich erzählt. Das ganze Interview findest du hier!

Interview mit Alligatoah

ZEITjUNG: Woher kommt eigentlich der Name „Nadelhorst“?

Alligatoah: Der Name „Nadelhorst“ ist daraus entstanden, dass ich irgendwann mal ein Klingelschild an der Tür meiner Waldhütte, wo auch diese Sendung jetzt stattfindet, brauchte. Ich wollte nicht meinen bürgerlichen Namen an die Tür schreiben, damit ich in diesem ominösen Wald – wo auch immer er ist – natürlich ein bisschen Undercover bleibe. Deswegen habe ich mir spontan etwas ausgedacht, was ich da draufschreibe, und mir kam das Wort „Nadelhorst“ in den Kopf. Kurze Zeit später habe ich diese Sendung ins Leben gerufen und weil das Ganze ja im Nadelhorst stattfindet, bot sich das dann automatisch auch als der Name der Sendung an. Das hatte dann aber natürlich zur Folge, dass ich mir ab diesem Zeitpunkt einen neuen Namen aufs Klingelschild schreiben musste, weil Nadelhorst jetzt natürlich auch ein bekannter, im Internet stehender und mit mir assoziierter Name ist. Das ist die Geschichte dazu.

ZEITjUNG: Und wie kam dir die Idee für dieses Format? Was war dein Ursprungsgedanke?

Alligatoah: Ich hatte die Idee schon einige Jahre vor Corona, weil ich immer mit Freunden zusammen saß und wir einfach Jam-Sessions gemacht haben. Wir haben einfach nur gespielt, ohne dass das irgendwie gefilmt wurde; ohne, dass das in irgendeiner Weise produziert wurde; ohne, dass dabei etwas entstanden ist, was man verkaufen musste. Wir haben einfach nur aus Lust und Laune gespielt und ich dachte mir, dass diese Energie; diese besondere Stimmung, die es da gibt, dass man die doch auch mal den Leuten zeigen könnte. Weil das sowas Seltenes ist, dass man professionelle Musiker dabei sehen kann, wie sie herumprobieren und wie sie nicht vorbereitet auf eine Bühne gehen, sondern einfach aus dem Moment und aus der Improvisation heraus etwas Neues erschaffen.

Ich habe vor Corona aber natürlich auch sehr wenig Zeit gehabt, um neue Projekte zu realisieren, weil immer die Hauptprojekte bei mir anstanden und immer irgendein Album dazwischenkam, an dem ich arbeiten musste. Erst die Lockdown-Zeit hat mir dann die Zeit gegeben, das Ganze wirklich zu realisieren. Plötzlich waren alle Musiker und Musikerinnen, die ich kannte, nicht mehr auf Tour, Konzerte sind ausgefallen – plötzlich gab es die Zeit. Alle Leute hatten Freizeit, sozusagen, und hatten Lust, zu spielen. Deswegen hab ich die Leute dann zu mir eingeladen und gesagt: „Wir machen das jetzt“. In der ersten Staffel natürlich noch mit dem Ziel, Spenden zu sammeln, um die Crews durchzubringen und um Leuten, die unter den Folgen des Ganzen gelitten haben, ein bisschen zu unterstützen. Jetzt, wo diese Zeit ein bisschen hinter uns liegt, war es aber ein zu schönes Format, um es nicht weiter fortzusetzen.